Hallenbad:Bauchklatscher

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Das Wellenbad soll neu gebaut werden. Die Stadtwerke erweitern ihre Pläne, doch das katapultiert die Kosten in luftige Höhen. (Foto: Daniel Bockwoldt/dpa)

Sauna, Welle und Außenbecken würden Kosten für den Neubau in Penzberg fast verdoppeln

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Noch vor Kurzem klang alles so euphorisch. Außenbecken ja, Sauna ja, vielleicht sogar doch wieder eine Welle. Der Verwaltungsrat der Stadtwerke Penzberg war entschlossen, das geplante Sport- und Familienbad aufzuhübschen. Zu deutlich hatten die Bürger in den vergangenen Wochen Kritik geübt. Doch am Mittwochabend folgte der Euphorie die Ernüchterung. Statt der zwölf Millionen Euro, die das Grundversorgungsbad kosten soll, standen knapp 21 Millionen Euro im Raum für den Ersatz des Wellenbads mit Sauna, Gastronomie, Ganzjahresbecken im Außenbereich und vielem mehr. Der Verwaltungsrat sah sich außer Stande, in der Sitzung eine Entscheidung zu fällen. In den kommenden vier Wochen sollen verschiedene Varianten erarbeitet werden. Diese - mit Investitions- und Folgekosten hinterlegt - sollen dann den Penzbergern zur Abstimmung vorgelegt werden.

Es ist nicht nur die Investition alleine. Die zu erwartenden Betriebskosten und vor allem der Kapitaldienst sind es, was die Räte zurückschrecken ließ. Die Stadtwerke müssen, um ein neues Hallenbad bauen zu können, einen Kredit aufnehmen. Zins und Tilgung sowie die Kosten für Strom und ähnliches werden ein jährliches Defizit verursachen, das nicht die Stadtwerke, sondern die Stadt zu tragen hat. Deshalb sah der ursprüngliche Plan vor, dieses Defizit auf eine gute Million Euro zu deckeln. Wobei klar ist, dass das sich über die Jahre nicht halten wird.

Jens- Wilhelm Brand, Geschäftsführer des auf Bäder spezialisierten Ingenieurbüros Constrata, hatte verschiedene Module für den Schwimmbad-Neubau vorbereitet. Grob könne man sagen, pro eine Million Euro an Investition ziehe das 60 000 Euro Kapitaldienst nach sich. Allein der Bau des Wellenbetriebs kostet 1,5 Millionen Euro. Das temperierte Ganzjahresbecken im Außenbereich veranschlagt er mit 445 000 Euro, den Abriss des Wellenbads mit 500 000 Euro, einen Familienbereich mit 800 000 Euro. Er hatte auch die Kostenschätzung für ein Außenbecken mit Traglufthalle mitgebracht, das vorab gebaut den Bürgern während der Bauzeit zur Verfügung stünde. Zwei Millionen würde diese Variante kosten. Wobei Brand mehrfach betonte, dass es sich bei allen Angaben nur um Schätzungen handle.

Thomas Meier vom Bäderbetreiber GMF aus Neuried stellte die Marktpotentialanalyse für eine Sauna in Penzberg vor. Sein Fazit: Penzberg könne jährlich im Schnitt mit 30 000 Besuchern rechnen. Dies rechtfertige den Bau einer Sauna mit bis zu 130 Quadratmetern Fläche. Diese werde aber keinen Gewinn erwirtschaften. Zwingend zur Sauna gehöre eine Gastronomie. Eine solche war bislang nicht vorgesehen. Ebenso müsse es einen attraktiven Außenbereich mit kleinem Becken oder Schwimmteich geben. Der Eintritt könne nicht wie bislang bei 6,50 Euro liegen, sondern mindestens bei 12,50 Euro.

Bei der Maximallösung liege man bei einem jährlichen Defizit von bis zu 1,8 Millionen Euro. Was Klaus Adler (Grüne) kommentierte, dass die Stadt mit diesem Geld fünf Kindergärten bauen könnte. Stadtkämmerer Johann Blank gab zu bedenken, dass sich das Defizit in zwölf Jahren wegen steigender Personal- und Energiekosten verdoppeln werde. Er könne maximal 1,3 Millionen auf zehn Jahre festgeschrieben verantworten. Doch selbst das war einigen Räten zu hoch. Blank sagte, es gebe noch die Möglichkeit einer Finanzhilfe der Stadt. Auch Gespräche, das Schulschwimmen der umliegenden Gemeinden nach Penzberg zu holen, liefen, wie auch mit dem Landkreis, der sich vielleicht an den Kosten für einen Hallenbad-Neubau beteiligt. Und er kündigte an, dass es Kürzungen bei anderen freiwilligen Leistungen geben werde. Die Verwaltungsräte sollen sich nun verschiedene Schwimmbad-Varianten überlegen. Ebenso die beiden Experten. Diese sollen in einer Sondersitzung Anfang Mai diskutiert, anschließend den Bürgern vorgestellt werden. Ebenfalls noch im Mai muss sich der Stadtrat erklären, wie viel Defizit auf Dauer er bereit ist, für das neue Hallenbad zu übernehmen.

© SZ vom 07.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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