Golf und Natur:Naturschutz auf dem Golfplatz

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Wildblumenwiesen, Hecken und Feuchtbiotope: Der Eglinger GC Riedhof kooperiert erfolgreich mit dem Landesbund für Vogelschutz.

Ingrid Hügenell

Wo auf dem Golfplatz Riedhof seltene Tiere und Pflanzen hausen, erklärt Sabine Tappertzhofen (links) gerne. (Foto: Deutscher Golfverband)

Zusammenarbeit mit Golfern? Sabine Tappertzhofen war zunächst skeptisch. Die Biologin leitet die Geschäftsstelle des Landesbund für Vogelschutz (LBV) in Wolfratshausen und hatte mit Golfern nichts am Hut. Doch ihre Meinung hat sich grundlegend geändert. Denn wie sie festgestellt hat, lässt sich auf Golfplätzen viel für den Artenschutz erreichen, und viele Golfclubs wollen gerne etwas dafür tun. So auch der Golfclub Riedhof-München in Egling, der mit dem LBV zusammenarbeitet.

Dort fand kürzlich die zweite Tagung "Golf und Natur" des deutschen Golfverbands statt. Referenten waren unter anderem Andreas Klages, stellvertretender Direktor beim Deutschen Olympischen Sportbund, und Professor Hans-Joachim Leppelsack, Landesvorsitzender des LBV. Bei der Tagung sprach Tappertzhofen darüber, wie durch geschicktes Umweltmanagement Golfanlagen einen Beitrag zum Naturschutz leisten können.

"Hätte mir vor einigen Jahren jemand gesagt, dass sich Golfer für den Naturschutz einsetzen, ich hätte es nicht geglaubt. Aber was hier geleistet wird, ist toll", sagt sie. Serhat Kurnaz, beim GC Riedhof Beauftragter für das Golf&Natur-Programm, gibt das Kompliment zurück: "Frau Tappertzhofen macht hier sensationell tolle Arbeit!"

Für den Natur- und Artenschutz interessant sind die Roughs, die zwischen den Grüns und Fairways liegen. Seit drei Jahren schon kümmert sich der GC Riedhof um die Natur auf seinem Platz, nachdem das Projekt vom Golfverband angestoßen wurde, wie Wolfgang Künneth, Generalbevollmächtigter des Eglinger Clubs, berichtet. Vom Verband gab es schnell die ersten Auszeichnungen für das Engagement, doch als es um das goldene Zertifikat ging, wandte sich der Club an den LBV.

"Relativ langsam ging's los, dann wurde die Zusammenarbeit immer intensiver, weil der Naturschutz erkannt hat, wie wichtig die Golfplätze sind." Wie Künneth erklärt, sind nur 15 Prozent eines Golfplatzes intensiv genutzt, die restlichen Flächen lasse man weitgehend in Ruhe. 65 Hektar Spielfläche hat der Eglinger Platz, davon sind 7,5 Hektar Ausgleichsflächen. Dazu kommen noch einmal 20 Hektar Ausgleichsflächen außerhalb, in Neufahrn.

Schon die Anlage des Platzes vor 23 Jahren hat Vorteile für die Natur gebracht: "Das war vorher alles intensivste Landwirtschaft", erinnert sich Künneth. "Vor allem Maisfelder, da gab es keinen einzigen Baum." Inzwischen wachsen zahlreiche Bäume und Sträucher auf dem Gelände. Tappertzhofen schwärmt von allein zwei Kilometern Hecke, die angepflanzt wurden - wertvolle einheimische Gehölze.

Das nach Ansicht des LBV größte Potenzial haben aber die Wasserflächen. Zwölf Teiche und einen Bach gibt es auf dem Golfplatz, alle mit unterschiedlichem Charakter. Wie Künneth und Tappertzhofen berichten, sollen die Teiche im kommenden Jahr individuell weiterentwickelt werden, so dass jeder ein spezielles Biotop wird.

Fünf große Wildblumenwiesen sind entstanden. Es haben sich zahlreiche Tierarten eingefunden, oder vielleicht wurden sie auch nur vom LBV entdeckt. Auf dem Golfplatz gibt es, wie Künneth weiß, 36 Vogelarten, darunter den Eisvogel, es leben dort Gelbbauchunken und, als weitere Rote-Liste-Art, auch der Perlmuttfalter. Der LBV hat eine Bestandsaufnahme der vorkommenden Tiere und Pflanzen gemacht, hat Nistkästen für den Gartenrotschwanz aufgehängt und will den Artenreichtum auf den Wiesen verbessern.

Die Zusammenarbeit ist auf längere Zeit angelegt, wie Tappertzhofen sagt. "Am liebsten noch hundert Jahre!", sagt Kurnaz. Nach und nach werde man sich mit weiteren Fragen befassen. So ist etwa noch unklar, ob auf dem Golfplatz Fledermäuse leben, und wenn ja, welche.

Zwar werden Greens und Fairways immer noch sehr intensiv gärtnerisch bewirtschaftet, auch unter Einsatz von Herbiziden. Der sei jedoch sehr gering, versichert Serhat Kurnaz. "Die intensive Landwirtschaft und vor allem der Maisanbau sind mit Sicherheit schädlicher", sagt Tappertzhofen. "Und die Flächen drumherum sind groß genug, um interessant zu sein."

126 Golfclubs in Deutschland nehmen am Programm Golf&Natur des Verbands teil. Alle zwei Jahre werden die Clubs zertifiziert. In der Region ist außer dem Riedhof der Golfclub Sankt Eurach bei Iffeldorf dabei. Der Golfclub Isarwinkel in Bad Tölz zeigt laut Künneth sehr großes Interesse an dem Programm. Das Projekt hat auch Auswirkungen auf einige der 800 Riedhof- Mitglieder.

Wenn an den Teichen etwas gepflanzt werde, interessierten die sich sehr dafür, sagt Künneth. Und wenn die Wiesen ausgesät würden, kämen die Leute zum Greenkeeper und nähmen sich etwas für den Hausgarten mit. Junge Leute, die sich für eine Mitgliedschaft interessierten, fassten das Natur-Engagement sehr positiv auf. "Das ist eine schöne Aktion. Man hat ein gutes Gefühl", beschreibt der Generalbevollmächtigte sein eigenes Empfinden.

© SZ vom 15.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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