Geretsried/Icking:Ponyhof findet neues Zuhause

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Mit elf Ponys und zwei Pferden zieht Barbara Vorsteher in den Reitstall Liberty um. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Nach langer Suche kann Barbara Vorsteher ihre therapeutisches Reiten nun im Reitstall Liberty anbieten

Von Benjamin Engel, Geretsried/Icking

Die Zukunft des Ponyhofs von Barbara Vorsteher ist lange unklar gewesen. Nach einem Verwaltungsgerichtsurteil sah sich die Psychologin und Psychotherapeutin gezwungen, ihren Reitplatz in der Geltinger Ziegelei zurückbauen. Deshalb musste die 65-Jährige, die dort auch pferdegestützte Therapie anbietet, einen anderen Platz für ihren Ponyhof suchen. Kurz vor Ostern hat sie eine neue Bleibe im Reitstall Liberty in Dorfen (Gemeinde Icking) für ihre Ponys und Pferde gefunden. Derzeit sind sie und Eltern von Schülern damit beschäftigt, alles herzurichten, damit der Ponyhof am Reitstall Liberty zum 1. Mai eröffnen kann.

Wenige Tage vor der Eröffnung steht Vorsteher in der Wiese hinter dem Reitstall Liberty und wischt sich mit der Hand über die feuchte Stirn. Im Hintergrund arbeiten einige Eltern ihrer Ponyhofschüler und Kinder. Seit Ostern sind sie mit intensiven Renovierungsarbeiten beschäftigt. So mussten sie die zum Stall leicht abschüssige Wiese drainieren, damit die Pferde später nicht bei Regen im Matsch stehen, erklärt sie. Eine Box brauchte eine neue Tür. Der Stall und ein Werkstattraum mussten gestrichen werden. Gemeinsam haben sie Pfosten gesetzt, Regale gebaut oder den Windschutz wieder befestigt. Viele Eltern haben selbst mit Hand angelegt, ohne etwas dafür zu verlangen. Das habe sehr geholfen, sagt Vorsteher.

Für eine kurze Verschnaufpause setzt sich die resolute Frau mit den kurzen grauen Haaren auf ein paar Bretter. In den vergangenen Wochen ist so viel zu tun gewesen, dass sie kaum zum Nachdenken gekommen ist. Erst langsam spüre sie Erleichterung, sagt sie. "Es geht mir besser." Viele Monate hatte sie vergeblich nach einem neuen Platz für ihren Ponyhof gesucht. In dieser Zeit wusste sie nicht, wie und ob es weitergehen wird. Das hat ihr psychisch zugesetzt. Die unklare Situation habe sie belastet, sagt sie. Vorsteher war schon kurz davor, ganz aufzuhören. Sie hatte sich bis Ende der Osterferien eine Frist gesetzt, so lange wollte sie noch suchen. Aber ein innerer Widerstand habe sie von dieser Lösung abgehalten, sagt sie.

Ende März erfuhr Vorsteher, dass beim Reitstall Liberty bei Dorfen ein Platz für Pferde frei geworden sei. Mit Pächterin Heidi Dullner sei sie sich schnell einig geworden, sagt sie. Beim ersten Kennenlernen hätten sie sich sofort verstanden. Besonders freut Vorsteher, dass genügend Platz vorhanden ist, um alle Pferde bis auf eines mitzunehmen. Am 1. Mai wird sie mit ihren elf Ponys und zwei großen Pferden umziehen. Mit elf Tieren reiten Schüler vom Lauterbach bis nach Dorfen. Vorsteher wird zwei Pferde mit dem Anhänger dorthin transportieren. Für den Unterricht und das therapeutische Reiten kann sie den vorhandenen befestigten Reitplatz nutzen.

Vorsteher bedauert den Weggang aus der Geltinger Ziegelei mitten im Grünen zwei Kilometer südlich von Gelting. Das Wichtigste sei aber, dass die Arbeit weitergehe, sagt sie. Von Dullner hat sie drei Wiesengrundstücke am Isarhochufer und Stallräume gepachtet. Der Reitstall Liberty vermietet Platz an Einsteller. Vorsteher hat jahrzehntelang für die Inselhaus Kinder- und Jugendhilfe gearbeitet. Sie war eines der Gründungsmitglieder der gemeinnützigen GmbH. Vor elf Jahren konnte sie sich ihren Traum erfüllen, sie pachtete den Stall und ein Grundstück in der Geltinger Ziegelei.

Am neuen Standort will sie ihr Konzept mit heilpädagogischem und psychotherapeutischen Reiten wieder in den Mittelpunkt stellen. Sie wolle den Kindern vermitteln, angstfrei und vertrauensvoll mit den Ponys umzugehen, sagt sie. Im Umgang mit den Tieren gewönnen die Kinder vielfältige Sinneseindrücke, machten Lern- und Körpererfahrungen und erweiterten so ihre sozialen Kompetenzen. Die Kinder lernten nicht allein zu reiten, sondern auch auf die Bedürfnisse der Pferde einzugehen, sagt sie. Einmal in der Woche bietet Vorsteher mit ihrem Team Reitunterricht an und organisiert Ferienangebote für Kinder jeden Alters.

Für die Therapie ist ein Reitplatz nötig. Nur so kann sich das Pony direkt auf den Klienten einlassen, weil es auf der Wiese in erster Linie ans Fressen denkt. Wichtig ist auch, dass sich die Tiere wohlfühlen. Eines der Pferde, das an einer Heuallergie leidet, füttert Vorsteher in einer eigenen Box etwa mit nassem Gras, um den allergieauslösenden Heustaub zu binden. Nachts können ihre Pferde auf der Weide sein. Auch wenn die andere mit Mitte Sechzig längst an den Ruhestand denken, hat Barbara Vorsteher noch viele Ideen. Für den Anfang müsse sie aber jetzt erst einmal am ihrem neuen Ort ankommen, sagt sie.

© SZ vom 28.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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