Kinderbetreuung:In Geretsried fehlen 30 Erzieherinnen

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Das Grundstück südwestlich des Karl-Lederer-Platzes ist zwischen Bundesstraße und Radweg eingeklemmt: Hier könnte eine Kindertagesstätte entstehen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Drei neue Kindertagesstätten werden noch in diesem Jahr eröffnen, doch die bestehenden leiden schon jetzt unter Personalmangel - eine Zulage wie München will die Stadt aber nicht zahlen.

Von Benjamin Engel, Geretsried

Noch in diesem Jahr sollen drei neue Kinderbetreuungseinrichtungen in Geretsried eröffnen. Damit will die Stadt den Mangel an Kindertagesstättenplätzen in den Griff bekommen. Zugleich beschloss der Planungs- und Entwicklungsausschuss (EPA) des Stadtrats am Dienstag, auf einem Grundstück an der Bundesstraße südwestlich des Rathauses die Möglichkeit einer Kindertagesstätte zu prüfen. Doch schon jetzt haben einige Einrichtungen mit Personalmangel zu kämpfen. Das Haus für Kinder der Caritas kann von September an zehn Kinder weniger betreuen. Personal fehlt im Caritas-Kindergarten am Steiner Ring, weswegen derzeit nur 65 von 80 Plätzen vergeben werden können. Eine Krippengruppe ist im Champini-Sportkindergarten derzeit nicht belegt.

Bürgermeister Michael Müller (CSU) räumt das Problem ein. Er sieht in der Stadt Bedarf für 30 zusätzliche Betreuungskräfte. Die Stadt könne aber nur die Rahmenbedingungen schaffen und sei davon abhängig, ob die Träger genügend Personal fänden, sagt er. Müller lehnt es ab, für Erzieher und Kinderpfleger eine Zulage zu beschließen, wie das beispielsweise die Landeshauptstadt München vorgemacht hat, um für Personal attraktiver zu sein. Diese "Flucht aus dem Tarifvertrag" sei keine Lösung, sagt er. Eine solche Maßnahme nach dem "Rette sich, wer kann Prinzip" habe nur kurzfristige Effekte. Zudem gerieten finanzschwächere Kommunen ins Hintertreffen, sagt Müller.

Der Geretsrieder Bürgermeister sieht vielmehr den Bund in der Verantwortung. Dieser habe den Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz beschlossen. Ein einheitliches Bundesgesetz für Kindertagesstätten ist aus Sicht von Müller erforderlich. Nur so könnten einheitliche Standards und eine adäquate Finanzierung sichergestellt werden, sagt Müller.

Der Fachkräftemangel zeigt sich etwa in den fünf Betreuungseinrichtungen der Caritas in Geretsried. Aus diesem Grund könne das Haus für Kinder von September an nur noch 106 statt 116 Kinder aufnehmen, sagte dessen stellvertretende Leiterin Sandra Dietsch beim Jahresbericht der Caritas am Dienstag. Das bedeute, dass zwei Kinder pro Gruppe - die Einrichtung hat zwei Kindergarten- und drei Hortgruppen - weniger aufgenommen werden könnten. Der Fachkräftemangel spitze sich immer mehr zu, sagte Kuratoriumsvorsitzender Christian Schiller. Angesichts des schon jetzt relativ hohen Durchschnittsalters des Personals werde ihm mulmig, fügte er hinzu.

Laut Leiterin Brigitte Friedland kann die Champini-Sportkindertagesstätte an der Adalbert-Stifter-Straße derzeit 20 Plätze nicht belegen. Aus Personalmangel falle eine Krippengruppe für zwölf Kinder weg, sagt sie. Es sei eine große Herausforderung, Fachkräfte zu finden. Es bewürben sich wesentlich weniger als früher, viele seien nicht ausreichend qualifiziert. Die Kindertagesstätte (KITA) sei von 7 bis 18 Uhr geöffnet. Sie arbeiteten in einer Art Zweischichtensystem. Viele junge Leute wollten so nicht arbeiten, sagt Friedland. Da Geretsried mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht gut zu erreichen sei, orientierten sie sich eher Richtung München, wo für Erzieher auch noch Zulagen gezahlt würden.

Noch kann das Kinderhaus "Bärenbande" der Arbeiterwohlfahrt (AWO) für alle Plätze Personal bereitstellen. Doch den Fachkräftemangel spürten die AWO-Einrichtungen, sagt Martina Rosenberg, Pressesprecherin im Bezirksverband Oberbayern. Die Bewerberzahlen sänken und die Fluktuation steige.

Südwestlich des Rathauses könnte zwischen Bundesstraße und Radweg eine Kindertagesstätte entstehen. Das sieht das Entwicklungskonzept des Eigentümers vor. Die Stadträte beschlossen im EPA, dies jetzt zu prüfen und nicht die Erstellung eines neuen Flächennutzungsplans abzuwarten. Einige Stadträte wie Franz Wirtensohn (CSU) und Edith Peter (SPD) fanden aber die Verkehrssituation bedenklich. Es bräuchte auch eine Lärmschutzmauer.

© SZ vom 23.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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