Geretsried:Der SPD-Mann wirbt für den CSU-Mann

Lesezeit: 2 min

Hans Hopfner empfiehlt zur Stichwahl fürs Geretsrieder Bürgermeisteramt Michael Müller. "Es gibt Schnittmengen."

Von Felicitas Amler

FW-Kandidat Robert Lug (li.) hat das Nachsehen: Hans Hopfner (re.) empfiehlt, nicht ihn, sondern Michael Müller (CSU) zu wählen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Der am Sonntag unterlegene SPD-Bürgermeisterkandidat Hans Hopfner gibt zur Stichwahl fürs Geretsrieder Bürgermeisteramt zwischen Michael Müller (CSU) und Robert Lug (Freie Wähler) eine Empfehlung für den CSU-Mann. Keinesfalls sei dies so zu verstehen, betonen Hopfner und der SPD-Ortsvorsitzende Wolfgang Werner, dass die SPD die CSU unterstütze. Allerdings ist die schriftliche Einladung zum Pressegespräch über das Thema für diesen Donnerstag vom CSU-Vorsitzenden Ewald Kailberth und vom SPD-Vorsitzenden Werner, jeweils unter Angabe ihrer Funktionen, unterzeichnet.

Müller hatte am Sonntag 46,3 Prozent der Stimmen erhalten, Lug 27 und Hopfner 26,7 Prozent. Auf die Frage, ob er wolle, dass es nach der Wahl heißt: Der eingefleischte Sozialdemokrat Hopfner hat dem CSU-Mann ins Amt verholfen, sagt dieser, damit habe er kein Problem: "Sie glauben doch, nicht, dass Herr Müller ohne meine Empfehlung nicht gewinnen würde."

Es gehe ihm um programmatische Schnittmengen, erklärt Hopfner, Fraktionsvorsitzender der SPD im Stadtrat. Mit Müller gebe es mehr Gemeinsamkeiten als mit Lug. Dies treffe insbesondere aufs Eisstadion zu (Lug will einen Neubau, die anderen beiden eine Sanierung und Überdachung des bestehenden Stadions). Es gelte aber auch "im sozialen Bereich", sagt Hopfner: "Die CSU ist da näher an der SPD, als man denkt." Und was die Erhöhung der Gewerbesteuer angehe, um welche die SPD seit Jahren vergeblich kämpft, sei Müller "nicht so kategorisch dagegen" wie Lug.

Die Frage, ob es einen Deal zwischen ihm und Müller gebe: Wahlunterstützung gegen inhaltliche Zusammenarbeit im Stadtrat, beantwortet Hopfner so: "Es gibt nicht ein Programm, das wir auf dem Papier festlegen." SPD-Vorsitzender Werner sagt, es gebe Gemeinsamkeiten, und "es gibt da auch sicherlich ein Entgegenkommen für die SPD". Wenn die SPD gar keine Wahlempfehlung zur Stichwahl am 30. März abgegeben hätte, meint Werner, wäre sie "in Gefahr", im Stadtrat "von beiden Großen übergangen zu werden".

Dieser Punkt ist nach Überzeugung Lugs der entscheidende. Die SPD wolle "auf der Siegerseite stehen", dies habe Walter Büttner bei einem Gespräch am Dienstagabend deutlich gesagt. Dieses Gespräch zwischen Lug und seinem Stadtratskollegen Dominik Irmer einerseits, Hopfner, dem früheren SPD-Vorsitzenden Büttner und Wolfgang Werner andererseits sei eigentlich als Verhandlung angesetzt gewesen. Man habe ihm zu Beginn gesagt, es gebe einen Beschluss des SPD-Orts- und Fraktionsvorstands gegen eine Lug-Unterstützung. Erst nach zweieinhalb Stunden sei Hopfner "damit rausgerückt", dass er Müller unterstützen werde. "Es war längst alles ausgekartelt", sagt Lug. Er glaube nicht an die Begründung inhaltlicher Übereinstimmung. Denn die gelte zwar fürs Eisstadion, aber nicht für Fragen wie die S7-Verlängerung nach Geretsried oder den Hallenbad-Neubau. Die SPD lege sich das so zurecht, wolle aber tatsächlich nur nicht bei den Verlieren sein.

Die Geretsrieder CSU hat kürzlich mit ihrem Aschermittwochsredner, dem Dominikanerpater Wolfgang Spindler, einen Eklat ausgelöst. Spindler hatte Homosexuelle diskriminiert, die Gleichstellung der Frauen und "eine Inflation von Menschenrechten" beklagt. Nachdem dies Wellen zu schlagen begonnen hatte, distanzierte sich der CSU-Bürgermeisterkandidat Müller davon - zum Ende der Veranstaltung hatte er noch applaudiert. Natürlich sei dies "ein No-go" gewesen, sagt SPD-Sprecher Werner nun dazu. Man habe dies auch in der SPD besprochen, und wenn Müller sich nicht distanziert hätte, würde man ihn nun nicht unterstützen. Ähnlich äußert sich Hopfner und betont erneut, es gehe um Müller, nicht um die CSU.

Michael Müller war am Mittwoch nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

© SZ vom 20.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: