G7-Aktivisten:Akzente für den Frieden

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Sie sind aus München nach Wolfratshausen geradelt, um gegen Krieg und dessen Unmenschlichkeit ein Zeichen zu setzen - nur wenige kamen, um die Aktivisten dabei zu unterstützen

Von Thekla Krausseneck, Wolfratshausen

Kein Krieg ist heilig: Mit dieser Botschaft hat die Friedensfahrradtour der Pazifisten der Deutschen Friedensgesellschaft - Vereinigte Kriegsgegner (DFG-VK) am Donnerstag in Wolfratshausen Station gemacht. Die 16 Aktivisten erreichten den Marienplatz gegen 17 Uhr und begannen sofort mit dem Aufbau der Kulisse einer Performance. Die Anzahl ihrer Zuschauer war verschwindend gering, ebenso die der Teilnehmer aus dem stadtpolitischen Spektrum.

Die Friedensradler waren wenige Stunden zuvor in München gestartet: Die meisten fuhren einfache Räder, die dekoriert waren mit flatternden Regenbogenfahnen oder folierten Statements wie "Kein Krieg in meinem Namen". Felix Lenz indes hatte sich ein ganz besonderes Rad gebaut: Mit zwei Boxen zu beiden Seiten der Pedale, einem Verstärker auf dem Gepäckträger und einer Bassbox auf dem Anhänger radelte er den Aktivisten voraus, von einem iPod Musik abspielend, die nicht nur die Radler unterhalten, sondern auch die Aufmerksamkeit all jener auf sie ziehen sollte, an denen sie zufällig vorbeikamen. Mit dem Musik-Rad hatte Lenz gemeinsam mit anderen Mitgliedern der DFG-VK 2011 die Alpen überquert, auf dem Weg von München nach Vicenza. Am Donnerstag nun spielte er mit ihm den Song "Kein Krieg" der Band Pur ab.

"Kein Krieg ist heilig, kein Krieg ist gerecht, im Teufelskreis der Waffen wird gestorben und gerächt": Zu diesen Zeilen hatten sich die Pazifisten ein einfaches, aber aussagekräftiges Bühnenbild ausgedacht. Rechts drei Soldaten mit Maschinengewehren, links drei Menschen in Bügelfaltenhosen, die sich wie die drei Affen verhielten, in der Mitte zwei reglose Körper unter Tüchern. Keiner bewegte sich, während der Liedtext alles sagte, was es der Performance noch hinzuzufügen gab.

Mit einer Performance wollten die Friedensaktivisten im Wolfratshauser Markt gegen Krieg mobil machen. Nur wenige Interessierte waren gekommen. (Foto: Hartmut Pöstges)

"Wir wollen friedenspolitische Akzente setzen", sagte Thomas Rödl, Sprecher der DFG-VK-Gruppe München und des Landesverbands Bayern. Keine selbstverständliche Ambition: Wie Rödl kritisierte, seien sowohl die Grünen als auch die Linken überwiegend nicht pazifistisch eingestellt. "Die Grünen sind inzwischen Kriegsbefürworter", sagte er, "und die Linken glauben an die Gegenmacht und die Revolution - aber nicht an eine friedliche Revolution." Er selbst sei seit den 1970er-Jahren dabei, politisiert habe ihn der Vietnamkrieg. Seine Angst sei, dass Europa vor einem zweiten Kalten Krieg stehe, sagte Rödl - auch weil sich die US-Armee redlich bemühe, in Polen ein Raketenabwehrsystem zu installieren. Deshalb halte er es für besonders wichtig, in Wolfratshausen von SPD und Grünen empfangen worden zu sein: Die Versammlung war von Rudi Seibt von den Wolfratshauser Grünen und Ilse Nitzsche, Sprecherin des Arbeitskreises für Frieden in der Kreis-SPD, organisiert worden.

Als Erika Kraus zum Marienplatz stieß, bot sich ihr ein völlig anderes Bild, als sie erwartet hatte. Die 77-Jährige war mit ihrem Mann Alfred aus Geretsried gekommen, um sich mit ihrer Anwesenheit an dem Protest zu beteiligen; ihr erster Gedanke, als sie den Platz erreichte: "Ist das schon aus?" Sie sei davon überzeugt gewesen, dass das Gedränge gewaltig sein würde, man vor lauter Menschen nicht einmal bis zum Marienplatz vorstoßen können werde. Das Gegenteil war der Fall, sehr zu Kraus' Unverständnis. Schließlich sehe doch jeder die "Tagesschau". Kraus: "Das bekommt doch jeder mit. Warum ist dann keiner da?"

Mit dem Rad unterwegs. Die Friedensgesellschaft machte an Fronleichnam Station auf dem Wolfratshauser Marienplatz. (Foto: Hartmut Pöstges)

Gegen 18.30 Uhr brachen die Friedensaktivisten nach Bad Tölz auf, musikalisch begleitet von "Calm After The Storm" von The Common Linnets.

© SZ vom 05.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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