Fußballfreunde Geretsried:Rasenkunst auf Kunstrasen

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Die E 1-Jugend der Fußballfreunde Geretsried trainiert auch bei Regen. Dass der Boden dann schnell zum Schlammfeld wird, stört die jungen Kicker. (Foto: Hartmut Pöstges)

Seit Jahren kämpfen die Kicker mit ihrem Stoppelacker. Bei Regen wird daraus ein Schlammfeld. Jetzt hat der Stadtrat den Umbau genehmigt.

Von Thekla Krausseneck, Geretsried

Es nieselt, als die elfjährige Vanessa Wagner den Fußballplatz betritt. Es ist eines dieser Spielfelder mit Bolzplatz-Charme: Das Gras wächst in Büscheln, lässt zwischendrin kleine Mulden frei, in denen sich das Wasser sammelt. Als sich die E1-Jugend der Fußballfreunde Geretsried (FFG) am Montagabend zum Training trifft, hält sich der Regen noch in Grenzen, es tröpfelt nur, und das Tröpfeln legt immer wieder kleine Pausen ein. Vanessa und ihre gleichaltrigen Mannschaftsgefährten haben schon andere Zeiten erlebt. Manchmal schickt der Trainer vorher eine Nachricht, mit der Info, dass das Training ausfalle, weil es regnet - nicht etwa, weil der Regen an sich die jungen Sportler stören würde, sondern weil er den Fußballplatz der FFG in ein Schlammfeld verwandelt. Und wenn es sich auf dem Platz nur mit einem schmatzenden Geräusch gehen lässt, so "als würde man gleich einen Frosch finden", dann ist an einen normalen Trainingsbetrieb nicht zu denken, sagt der stellvertretende Vorsitzende Bernd Meier. Deshalb müsse sich dringend etwas ändern - und das wird es nun auch.

Der Stadtrat hat mit seinem diesjährigen Haushalt beschlossen, 600 000 Euro zu investieren, um dem Fußballfeld am Robert-Schumann-Weg zu einem Kunstrasenplatz zu verhelfen. Zwischendurch hatte das Projekt auf der Kippe gestanden und war sogar ganz aus dem Haushalt genommen worden, weil es statt der ursprünglich geplanten 500 000 Euro auf einmal mehr als eine Million Euro kosten sollte. Nach Protesten nahm das Bauamt die Pläne erneut unter die Lupe und stieß so auf Möglichkeiten, die Kosten auf 600 000 Euro zu reduzieren. Doch am Dienstag gab Kritik im Hauptausschuss: Kulturreferent Hans Ketelhut (CSU) empörte sich über den schlampigen Umgang mit dem Gelände. Für Kultur sei kein Geld da, aber für einen "absteigenden Kreisligaverein". Fraktionskollegin Sabine Gus-Mayer betonte dagegen, man solle Kultur und Sport nicht gegeneinander aufrechnen. Lorenz Weidinger (FW) lobte die Jugendarbeit des Vereins. Am Ende wurde der Bau einstimmig sogar für nur rund 400 000 Euro an eine Firma aus Memmingen vergeben. Die Arbeiten sollen am 1.

Juli beginnen und bis Ende August andauern. Auf dem Spielfeld trainieren meistens mehrere Jugendmannschaften. Jede sucht sich eine Ecke aus - und wenn es regnet, verlagert sich das Training eben in die noch bespielbaren Bereiche des Felds. Dass der Regen so schlecht ablaufe, liege an dem verdichteten Untergrund, sagt Meier. Den Platz gebe es eigentlich schon seit mehr als 30 Jahren, erst seit etwa zwölf Jahren jedoch habe er einen Rasen. Vorher rollte der Ball auf einem Sandplatz.

Der damalige Vorstand, in dessen Amtszeit die gravierende Veränderung fiel, habe die Wahl gehabt zwischen einem Kunst- und einem Rollrasen - und sich für letzteres entschieden. Auf den Sandplatz wurde eine etwa zehn Zentimeter hohe Humus-Schicht aufgetragen, dann kam der Rollrasen, und mit ihm die Probleme.

Wenige Jahre später begann der neue Vorstand, sich für einen Kunstrasenplatz einzusetzen. Groll hege er nicht gegen die Stadt, sagt Meier - trotz der langen Zeit der Anträge und enttäuschten Hoffnungen. "Dass das lange dauert, ist ja klar. Es gibt ja noch andere Vereine." Die FFG seien einfach nur froh, jetzt einen zu bekommen. Vorteile gebe es eine Menge: Nicht nur das Training könne bald unter besseren Bedingungen abgehalten werden, auch die Attraktivität des Platzes werde wachsen. Das könnte den FFG - zusätzlich zu den 360 derzeitigen Fußballfreunden - ein paar neue Mitglieder bescheren. Außerdem habe man in der Vergangenheit wegen des Regens immer wieder Punktspiele absagen müssen, von denen jedes zweite Wochenende gut fünf bis sechs stattfänden. Auch das dürfte mit dem Kunstrasen bald der Vergangenheit angehören, denn Regen allein sei für den Fußball kein Problem, sagt Meier. Darüber hinaus - und das freut vor allem den elfjährigen Wolfgang Fritz - rollt ein Ball auf Kunstrasen sehr viel schöner als auf der matschigen Wiese.

© SZ vom 04.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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