Freizeitaktivitäten:Der Hit sind die Hühner

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Ist das Roswitha oder Mathilda? Egal - die vierjährige Anna genießt es, ein Huhn herumtragen zu können. Das Mädchen weiß auch längst, wie man erkennt, dass eine Henne gerade ein Ei gelegt hat. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Beim Gewerbegebiet Gelting ist aus einer Wiese ein Spielplatz mit Ponys und anderen Tieren entstanden. Bei vielen Kindern sind die ziemlich zahmen Vögel beliebter als die kleinen Pferdchen.

Von Elena Winterhalter, Geretsried

Aufgeregt gackernd kommt Henriette aus dem Hühnerstahl geflattert. Die weiße Henne macht noch ein bisschen Radau und stakst dann Richtung Pferdekoppel davon, wo ihre Artgenossinnen bereits scharren und picken. Die vierjährige Anna weiß genau, was so ein Verhalten zu bedeuten hat: "Mama! Mama! Das Huhn hat ein Ei gelegt!" Flink schlüpft sie durch den kleinen Eingang in das Reich der Hühner und holt behutsam das Ei aus dem Schuhkarton-Nest. Der Hühnerstall sieht aus, als hätte sich Sven Nordqvist seine Inspirationen für Pettersson und Findus direkt hier in Gelting geholt.

Zwischen Gelting und Waldram, inmitten von Feldern und Wiesen, liegt das Kinderreich, das Nadine Glaser und ihr Mann vor zwei Jahren als Wiese pachteten. Inzwischen ist aus der grünen Fläche ein Spielplatz-Garten-Ponyhof geworden, mit Spielecke im Bauwagen, Gemüsebeet, Pferdekoppel und Klettergerüst. Vom 15. September an soll hier an zwei Tagen die Woche eine Kinderschar ihren Spaß haben.

Bis zu zwölf Jungen und Mädchen möchte Glaser in ihrer Spielgruppe auf dem Ponyhof aufnehmen. Bisher haben drei Eltern ihren Nachwuchs angemeldet. "Fünf Anmeldungen brauchen wir mindestens, um anfangen zu können", sagt Glaser. Bedingung: Die Kleinen sollten sicher alleine laufen können.

Die Idee zur Ponyhof-Spielgruppe kam der zweifachen Mutter und gelernten Tierarzthelferin, als sie für ihren Sohn einen passenden Kindergartenplatz suchte. "Der Waldkindergarten war mir etwas zu nativ, so ohne Toilette und ohne Spielsachen. Aber die enge Verbundenheit mit der Natur finde ich super", sagt Glaser. Damals schrieb sie ein erstes Konzept für eine Kinderbetreuung, bei der das Thema Tiere einen besonderen Stellenwert einnimmt. Tiere, vor allem Pferde und Ponys, gehörten da bei den Glasers längst fest zur Familie. Denn 2004 hatte Nadine Glaser bereits das Gewerbe "Call-a-Pony" angemeldet. Die Reittherapeutin besucht mit ihren Tieren Kindergeburtstage oder Gartenfeste und bietet Ponyreiten oder Kutschfahrten an. Außerdem können Eltern den Ponyhof für Feiern buchen.

Nach der ersten Konzeption lag das Projekt Spielgruppe eine Weile auf Eis, bis ihr vor Kurzem das richtige Personal "zuflog". "So ein Kinderprojekt braucht die richtigen Leute", sagt Glaser. Und die hat sie mit einer Reitpädagogin, einer Kinderkrankenschwester und mit Maria Kofler, einer engagierten Mutter, jetzt beisammen.

Immer dienstags und donnerstags von 8.30 Uhr bis 12 Uhr dürfen Kinder hier für 140 Euro im Monat Natur, Garten und Tiere hautnah erleben und erfahren, wer die Eier legt und wie lange eine Karotte zum Wachsen braucht. Geöffnet ist bei jedem Wetter - auch im Winter.

Außerdem sollen schon die Kleinsten helfen, die acht Pferde und Ponys, sieben Wachteln, acht Hühner und vier Kaninchen zu versorgen. Spielerisch natürlich. Und dann ist da noch die Reitpädagogin, die jeweils einen Tag in der Woche mit den Kindern gestaltet. Da die Spielgruppe für Jungs und Mädchen gedacht ist, die gerade so laufen können, fallen die Tiere, mit denen die Kleinen zu tun haben, auch klein aus. So wie Flips, eines von zwei Mini-Shetlandponys. Er ist mit der vierjährigen Anna auf Augenhöhe.

Wer glaubt, bei der Möglichkeit, Ponys wie Flips zu versorgen, wird alles andere schnell uninteressant, der täuscht sich. "Der Renner bei den Kindern sind die Hühner", sagt Glaser. "Besonders Roswita und Mathilda." Stimmt. Anna steht vor dem Klettergerüst, eine Henne unterm Arm. Behutsam achtet sie darauf, dass sie Roswita nicht zu fest hält und ihre Flügel immer schön anliegen. "Das Wohl der Tiere hat bei uns oberste Priorität", sagt Glaser. "Das sollen auch die Kinder lernen." Die anderen Hühner, so die Tierpflegerin, ließen sich die Liebkosungen nicht gefallen. Aber Roswita und Mathilda scheinen die Aufmerksamkeit zu genießen. Vielleicht liegt das ja am extravaganten Hühnerstall.

© SZ vom 25.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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