Finanzierung:Familienhaus geht leer aus

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Kurse für schwangere Frauen vor und nach der Geburt bietet das Tölzer Familienhaus auf rund 160 Quadratmetern in der Mühlgasse an. (Foto: Manfred Neubauer)

Der Kreisausschuss lehnt einen jährlichen Zuschuss für die Tölzer Einrichtung ab, die schwangere Frauen vor und nach der Geburt betreut. Der Grund: Über ein Förderkonzept verhandelt der Landkreis derzeit mit den Hebammen

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Die Geburtshilfe an der Asklepios-Klinik in Bad Tölz ist Geschichte, ein neues Geburtshaus eine eher vage Aussicht auf die Zukunft, auch wenn der Kreistag dafür eine Anschubfinanzierung von 50 000 Euro gebilligt hat. Im Gegensatz dazu sei das Familienhaus in der Kurstadt schon jetzt "eine sichere und gut funktionierende Unterstützung" für schwangere Frauen im Südlandkreis, meint Günther Fuhrmann, Sprecher der Ausschussgemeinschaft (FDP/Bayernpartei) im Kreistag. Deshalb hatte er den Antrag gestellt, dieser Einrichtung zur perinatalen Versorgung einen jährlichen Zuschuss von 10 000 Euro zu gewähren, vorerst bis 2020. Der Kreisausschuss lehnte dies am Montag gegen die Stimme von Fuhrmann ab. Der Grund: Der Landkreis soll die Konditionen des neuen Förderprogramms für die Geburtshilfe abwarten, das die bayerische Regierung vor drei Monaten beschlossen hat.

Das Familienhaus in Bad Tölz war selbst früher einmal ein Geburtshaus. Claudia Hindenburg hatte dort zum Schluss jedoch alleine als Hebamme arbeiten müssen, nachdem zwei Kolleginnen abgesprungen waren. Im November 2015 wandelte sie deshalb das sechs Jahre zuvor von ihr gegründete Geburtshaus in ein Familienhaus um. Seither gibt es darin ein Kursangebot für Schwangere vor und nach der Niederkunft, das von Gymnastik über Babymassage und Beikost-Kurs bis zu einem Still-Treff reicht. Fünf Hebammen kümmern sich um die Frauen. Nur die Geburt selbst ist in dem Haus nicht möglich. 300 bis 400 Frauen würden pro Jahr betreut, sagte Fuhrmann. Der Austausch untereinander und die Kooperation mit der Kreisklinik Wolfratshausen funktionierten reibungslos. Dies erspare auch unnötige Fahrten von Schwangeren nach Wolfratshausen, wodurch das Krankenhaus dort nicht blockiert werde. "Das Familienhaus leistet wichtige und wertvolle Arbeit für Frauen im Südlandkreis", so der FDP-Kreisrat.

Dem widersprach niemand im Kreisausschuss. Allerdings verwies Landrat Josef Niedermaier (FW) darauf, dass gerade Gespräche mit den Hebammen im Landkreis liefen. Mit ihnen wolle man eruieren, wie eine Förderung aussehen könne. Die Grundlage dafür bildet dem Landrat zufolge das Geburtshilfe-Programm des Freistaats. Noch stehe ja nicht fest, ob es besser sei, einen Zuschuss für die Miete, für Leistungen der Hebammen oder für bestimmte Betreuungsangebote zu beantragen, sagte Niedermaier. "Es ist äußerst gefährlich, einen Punkt, der zum Tragen kommen kann, vorweg herauszunehmen." Zudem sei der Landkreis verpflichtet, alle Hebammen gleich zu behandeln. Es sei schwierig, ihre unterschiedlichen Ziele unter einen Hut zu bringen. Aber, so der Landrat: "Wir arbeiten intensiv daran." Den Antrag der Ausschussgemeinschaft mochte er zwar nicht als Aktionismus abqualifizieren, doch sei "gut gemeint nicht gut gemacht".

Ähnlich argumentierte Martin Bachhuber (CSU): "Wir müssen ein Gesamtpaket schnüren." Seiner Ansicht nach ist es "ziemlich sicher", dass die Landkreise weitgehende Freiheiten bei der Inanspruchnahme der insgesamt fünf Millionen Euro an Fördermitteln bekommen. Das Geld könne in den Hebammen-Nachwuchs ebenso fließen wie in die Fahrtkostenerstattung oder ein Familienhaus, sagte er. "Wir dürfen jetzt nicht eins rauspicken." Für Barbara Schwendner passiert nun das, was sie und drei andere Grünen-Kreisrätinnen in einem Punkt ihres Antrags zur Geburtshilfe gefordert hatten. "Was wir wollen, ist ja, dass die Hebammen geholt und mit ihnen gesprochen wird", sagte sie. Was das Familienhaus angeht, fehlten ihr Unterlagen. Die hätten für ein Geburtshaus auch nicht vorgelegen, konterte Fuhrmann.

Aufs Tempo drückte Martin Sappl (FW). Er stelle sich die Frage, wie lange das denn dauere mit Geburtshilfe-Programm - zwei Monate, ein Jahr? Das sei ja gerade erst im Nachtragshaushalt beschlossen worden, werde aber in den nächsten zwei, drei Monaten kommen, erwiderte Bachhuber. Auch für Fuhrmann drängt die Zeit. Das Tölzer Familienhaus habe im Februar eine Mieterhöhung für die 160 Quadratmeter großen Räume erhalten, teilte er mit. Auf jetzt 1745 Euro.

© SZ vom 13.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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