Eurasburg/Geretsried:Kloster ohne Flüchtlinge

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Der Josefstrakt im Kloster Beuerberg ist nicht leicht umzubauen. Architekten sollen jetzt prüfen, was dort möglich ist. (Foto: Hartmut Pöstges)

Regierung braucht den Josefstrakt in Beuerberg nicht für Asylbewerber. Nun wird über eine andere Nutzung nachgedacht

Von Ingrid Hügenell, Eurasburg/Geretsried

Die Regierung von Oberbayern braucht den Josefstrakt des Klosters Beuerberg nicht als Unterkunft für Asylbewerber. Die Erzdiözese München und Freising hat deshalb den Umbau gestoppt, der Trakt wurde winterfest gemacht. Nun will die Erzdiözese ein neues Konzept für diesen Teil des Klosters entwickeln, wie der Eurasburger Bürgermeister Moritz Sappl (Gemeinsame Wählervereinigung) sagt: "Diese Zeit sollte man der Diözese auch lassen." Die Gemeinde arbeitet eng mit dem Ordinariat zusammen. Regelmäßig treffe sich die Steuerungsgruppe, der auch Ordinariats-Direktorin Gabriele Rüttiger angehört. "Das ist ein sehr guter Kontakt", sagt Sappl.

Der Josefstrakt soll eine soziale Nutzung erhalten, auch wenn keine Flüchtlinge einziehen. Allerdings sei das Gebäude nicht leicht umzubauen, sagt Sappl: "In der Mitte ein Riesengang, links und rechts davon Zimmer." Da könne man schlecht Wohnungen etwa für anerkannte Asylbewerber einbauen. Architekten prüften jetzt, was überhaupt möglich sei.

Immerhin sind offenbar die dringendsten Renovierungsarbeiten erledigt. Das marode Dach wurde gerichtet, wie Ordinariatssprecherin Ursula Hinterberger sagt. "Das hätte sowieso gemacht werden müssen." Was dies gekostet hat, konnte sie nicht mitteilen. Bei der Renovierung des Dachs habe man festgestellt, dass Stützbalken zum Teil verfault waren, das sei repariert worden. Nach den deutlichen Signalen der Regierung von Oberbayern, den Josefstrakt nicht nutzen zu wollen, seien die Arbeiten jetzt eingestellt worden. "Wir wollen ja bedarfsgerecht ausbauen." Das geht aber natürlich erst, wenn klar ist, wie der neue Trakt genutzt werden kann.

Unterdessen steht die Unterkunft für Asylbewerber, die der Landkreis am Schulzentrum in Geretsried baut, kurz vor der Fertigstellung. Thomas Bigl, Leiter des Sachgebiets Soziales im Tölzer Landratsamt, ist überzeugt, dass die Holzhäuser gebraucht werden. "Die werden bestimmt genutzt." Sie seien bereits möbliert, nur die Außenanlagen und einige Leitungen seien noch nicht fertig gestellt. 250 Flüchtlinge können dort aufgenommen werden. Womöglich wird die Regierung von Oberbayern die fertige Unterkunft übernehmen, eine Besichtigung gab es Bigl zufolge schon. Der Kurswechsel in Bayern weg von der dezentralen Unterbringung hin zu Großunterkünften beinhalte auch, dass die Regierung die Unterkünfte übernehme und betreue, sagt er.

Unklar ist nach wie vor, ob und wann wie viele Asylbewerber heuer nach Deutschland und damit in den Landkreis kommen. Seit Ostern gab es laut Bigl so gut wie keine Zuweisungen mehr an den Landkreis. Allerdings habe man freiwillig Flüchtlinge aufgenommen und so die eigene Verhandlungsbasis gestärkt, sagt er. Da die Quote nach oben ging, müsste der Landkreis momentan von 100 000 ankommenden Flüchtlingen 168 aufnehmen, davor waren es 147. Eine andere Nutzung der in Holzständerbauweise errichteten Häuser wäre kaum möglich, weil die Sanitärräume als Gemeinschaftsräume ausgeführt wurden. "Höchstens für Studenten ginge das", sagt Bigl.

Im Kloster Beuerberg wird aller Voraussicht nach im kommenden Jahr die Ausstellung "Klausur - Vom Leben im Kloster" erneut zu sehen sein, wohl mit einigen Änderungen, aber wieder mit einer Gastronomie. Einen entsprechenden Antrag hat die Erzdiözese bei der Gemeinde eingereicht. Der Eurasburger Gemeinderat wird in seiner Sitzung am Dienstag darüber entscheiden. Den Winter über bleibt die Ausstellung geschlossen, wie Sappl sagt. Dann werde im Kloster erst mal wieder Ruhe einkehren. Auf jeden Fall werde es aber eine zweite Ausstellungssaison geben, und anschließend hoffentlich ein neues Konzept für den Josefstrakt.

© SZ vom 10.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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