Seismische Untersuchungen:Kleine Beben für die Energiewende

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Die Erde bebt, wenn diese Maschinen zu arbeiten beginnen. Spezialfahrzeuge wie hier in Bernried werden im Isartal nach Heißwasservorkommen suchen. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Geothermiegesellschaften von Pullach und Grünwald suchen nach möglichen Heißwasservorkommen.

Von Michael Morosow, Pullach

Wenn im Januar in vielen Wohnungen und Häusern südlich von Pullach und Grünwald Gläser im Geschirrschrank klirren, müssen Bewohner nicht ins Freie flüchten. Grund für die leichten Beben sind dann seismische Untersuchungen des Untergrunds im Auftrag der Geothermiegesellschaft Innovative Energie für Pullach (IEP), der Erdwärme Grünwald (EWG) und der Stadtwerke München (SWM), die sich für eine groß angelegte sogenannte Messkampagne zusammengeschlossen haben.

Ziel ist die Erkundung von Geothermievorkommen in einem etwa hundert Quadratkilometer großen Gebiet, und dazu legen Spezialisten quasi ihre Ohren auf die Erde. Lastwagen mit Rüttelplatten werden dazu Straßen abfahren und Schallwellen in das Erdinnere senden, um ein seismisches Echo zu erhalten. Durch die Reflexion der Schallwellen erhalten die Geologen ein dreidimensionales Bild vom Untergrund. Die Zeiten, da es hieß, vor der Harke des Bergmanns sei es dunkel, sind mit der Erfindung der 3D-Seismik Vergangenheit, und so ist durchaus davon auszugehen, dass das mit den Messarbeiten beauftragte Unternehmen Compagnie Générale de Géophysique (CGG) fündig wird und geothermische Heißwasservorkommen in circa 4000 Metern Tiefe lokalisieren wird.

Erster Schritt der Messkampagne sei das sogenannte Permitting, heißt es in einer Pressemitteilung der IEP. Dabei würden die Grundstückseigentümer, über deren Gebiet sich später die Messfahrzeuge bewegten, über die geplanten Erkundungsarbeiten informiert und um Genehmigung für das Befahren der Grundstücke gebeten. Nach Abschluss der Gespräche folgten Vermessungsarbeiten und die Festlegung der späteren Messlinien, an denen entlang sich die speziellen Messfahrzeuge bewegen werden.

"So kurz und umweltschonend wie möglich"

Für die Erkundungskampagne würden modernste Techniken und Verfahren verwendet, die es ermöglichten, die Untersuchungen "so kurz und umweltschonend wie möglich" vorzunehmen, verspricht die IEP. Unter anderem kämen GPS-überwachte Geophone mit eigenem Datenspeicher zum Einsatz, wodurch auf deren Verbindung durch kilometerlange Kabel verzichtet werden könne. Die Anbringung der Geophone sei für Anfang Januar 2018 geplant, ehe von Mitte bis Ende Januar die Befahrung des Gebiets mit Spezialfahrzeugen erfolgen werde.

Die IEP hat kürzlich zur Information der Bewohner des Messgebiets eine Informationsschrift herausgegeben, die unter anderem in den Rathäusern der jeweiligen Gemeinden erhältlich ist, dazu zählen neben Pullach und Grünwald auch Hohenschäftlarn, Baierbrunn, Oberhaching, Straßlach-Dingharting und Taufkirchen. Zudem werden Gemeinderäte informiert. Für das seismische Messprogramm wurde Ralph Baasch, der frühere Leiter des Pullacher Umweltamtes, gewonnen, der in der Pressemitteilung der IEP mit den Worten zitiert wird: "Auch wenn die wahrnehmbaren Auswirkungen der Messarbeiten sehr gering und nur kurzfristig sein werden, wollen wir für die Messkampagne ein Maximum an Transparenz erreichen."

Auch Mitarbeiter des beauftragten Unternehmens Informations- und Planungsservice (IPS) aus Celle stünden sowohl während des Permittings als auch während der späteren Messarbeiten für Fragen unter folgenden Telefonnummern zur Verfügung: 0176/57 91 65 66 (Peter Brettschneider) und 0174/745 90 89 (Büro Geretsried). Über den Fortgang der Arbeiten und den Zeitplan der Messfahrten will die IEP auf ihrer Internetseite ( www.iep-pullach.de) weiter informieren.

© SZ vom 05.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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