Debatte im Rathaus:"Das wird jetzt eine Gutachterei hin und her"

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Stadtrat Alfred Fraas (CSU). (Foto: Hartmut Pöstges)

Heilinglechner verspricht den Räten Einblick in die Mängelliste zur Loisachhalle und sagt weiteren Ärger mit dem Betreiber voraus

Von Matthias Köpf, Wolfratshausen

Der Sitzungssaal im Wolfratshauser Rathaus mag zuweilen wie ein Labor scheinen, aber Hunde sind die Stadträte ganz sicher nicht. Peter Plößl (CSU) griff am Dienstag im Hauptausschuss trotzdem zu folgender Formulierung: "Je mehr etwas nicht gesagt wird, desto mehr wird der Pawlowsche Reflex ausgelöst und man lechzt nach der Information." Doch während Iwan Pawlow 1905 so oft beim Hundefüttern klingelte, bis dem Hund schon beim bloßen Klingeln das Wasser im Mund zusammenlief, erledigten die Wolfratshauser Räte das Klingeln stets selbst: Immer wieder wollten sie wissen, was in Gutachten und Verträgen zur Loisachhalle stehe und warum man ihnen keinen Einblick gewähre. Jetzt haben sie so oft geklingelt, bis Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) etwas herausrückt: Er will dem Rat hinter verschlossenen Türen ein Gutachten über Mängel vorstellen, welche die Stadt von der Loisachauen GmbH als Betreiberin ihrer Halle beseitigen lassen will.

Zuvor hatte Heilinglechner in dieser Zeitung erstmals Details aus dem Gutachten preisgegeben, das sein Vorgänger Helmut Forster 2013 bestellt hatte und das seit fast einem Jahr im Rathaus liegt - aber es habe noch gedauert, bis der Anwalt Harald Mosler das Gutachten für die Stadt geprüft habe. In dem 202 Seiten dicken Papier ist laut Heilinglechner unter anderem von einem Riss im Dachblech, fehlenden Schneefängen, Undichtigkeiten im Keller und anderen Mängeln im Gesamtwert von weniger als 100 000 Euro die Rede. Die Stadt ist der Ansicht, dass die Loisachauen GmbH, die für die Sanierung und Wiedereröffnung der Halle im Jahr 2009 einen Baukostenzuschuss von 4,2 Millionen Euro erhalten hat, diese Mängel beheben muss. Loisachauen-Geschäftsführer Dietrich Sailer weist diese Forderungen aber zurück und bemängelt seinerseits das Gutachten der Stadt.

"Das wird jetzt eine Gutachterei hin und her", sagte der Bürgermeister im Hauptausschuss voraus. Ein Gespräch mit Sailer vor einigen Tagen sei jedenfalls nicht so verlaufen, wie er, Heilinglechner, sich das vorgestellt habe. Dieses Gespräch habe er aber abwarten wollen, ehe er nun den Räten Einblick in das Gutachten geben könne. Am ausdauerndsten hat sich darum Alfred Fraas (CSU) bemüht, der sich in der Sitzung irritiert zeigte, dass Heilinglechner seine Anfragen stets zurückgewiesen und nun selbst öffentlich Inhalte aus dem Gutachten bekannt gemacht habe. Der Bürgermeister bot an, Fraas nun einzuweihen, wenn der gesamte Stadtrat einen entsprechenden Beschluss fasse. Doch Fraas verlangte Einblick nicht für sich als Beauftragten des Stadtrats, sondern für alle einzelnen Räte. Mit einer kurzen Zusammenfassung des Gutachtens, wie es der Bürgermeister angekündigt hatte, wollte er sich ebenfalls nicht zufrieden geben. Heilinglechner schlug daraufhin vor, das Gutachten in einer nicht öffentlichen Stadtratsitzung miteinander durchzugehen.

Unabhängig von dem Gutachten und den Mängeln gibt es weiterhin grundsätzliche Irritationen über die genaue Verwendung der 4,2 Millionen Euro für die Sanierung der Halle nebst dem Neubau des Wirtshauses Flößerei. Geregelt ist all dies im Betreibervertrag der Stadt mit der Loisachauen GmbH, der aber weiterhin unter Verschluss bleibt.

© SZ vom 07.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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