Bürgerladen in Wolfratshausen:Sachlich bleiben

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(Foto: Hartmut Pöstges)

Die City-Berater der Cima fordern eine Deeskalation. Sie empfehlen, das Projekt unabhängig vom Standort zu bewerten.

Von Claudia Koestler, Wolfratshausen

"Wir reiben uns verwundert die Augen ob der aufgeheizten Stimmung zwischen den Lagern in Wolfratshausen": Das sagen Achim Gebhardt und Christian Hörmann von der Cima Beratung + Management GmbH zu den Kontroversen, die der Bürgerentscheid über den Bürgerladen derzeit auslöst. Aus ihrer Sicht sei eine "Deeskalation in der öffentlichen Debatte" dringend nötig - und verweisen auf einen weiteren Standort für die Nahversorgung in der Innenstadt, nämlich das sogenannte Kraft-Areal in der Nähe des S-Bahnhofs. Dort könnte schließlich nach Ansicht der Cima-Berater ein Einkaufszentrum von 6500 Quadratmetern Verkaufsfläche entwickelt werden, in dem Fachmärkte mit großen Platzbedarf unterkommen könnten. Von deren Frequenz könnten, sagt Gebhardt, wiederum kleine, inhabergeführte Läden profitieren, die sich dann im Markt konzentrieren und ihn zugleich stärker als Flaniermeile in Szene setzen.

Die aktuelle Frage, die Wolfratshausens Bürger bewegt, nämlich wie beim Bürgerentscheid abzustimmen sei, "können wir nicht bewerten", betont Gebhardt zwar. Der Hinweis der Cima-Berater aber, das Kraft-Areal in die aktuellen Überlegungen mit einzubeziehen und das Angebot im Markt als Ergänzung zu sehen, zielt auf die Frage nach der Mindestgröße des Bürgerladens. "Vielleicht müsste der Kern der Frage eher sein, ob man das Gebäude am Untermarkt 10 beleben will oder eine Betriebsform etablieren möchte", sagt Gebhardt.

Zwar würde ein Konzept wie das eines Bürgerladens die Innenstadt Wolfratshausens "deutlich bereichern", gibt er zu. Auch sei zu bedenken, dass in die konkrete Konzeption am Untermarkt 10 bereits "viel ehrenamtliche Arbeit reingesteckt und der Standort identifikationsstiftend" sei. Aber: "Es wäre wünschenswert, wenn die Frage nach einem Bürgerladen unabhängig vom Standort geklärt werden könnte", erklärt Gebhardt.

Die Cima Beratung + Management GmbH berät die Stadt Wolfratshausen seit 2013 in Fragen des City-Managements und des Stadtmarketings. Ziel ist es, die Altstadt und den dortigen Einzelhandel zu beleben. Auf Anraten der Cima hat die Stadt zudem eine Innenstadt-Lenkungsgruppe eingerichtet, in der sich die Berater mit Vertretern des Stadtverwaltung, der Ratsfraktionen, der Händler- und Unternehmervereinigungen sowie des Vereins Lebendige Altstadt treffen, um Ideen zu entwickeln und umzusetzen. Bislang entstand aus der Lenkungsgruppe heraus ein Einkaufsführer, ein Gastronomieführer sowie ein von der Stadt gespeister Fonds, aus dem kleinere Projekte und Aktionen in der Altstadt gefördert werden können.

In einer zudem vorgelegten Verträglichkeitsstudie für ein Einkaufszentrum am Kraft-Areal definierten die Berater 2014 die Altstadt rund um Ober- und Untermarkt plus das Gebiet im und unmittelbar um den Loisachring aus Bahnhofstraße, Floßkanal und Sauerlacher Straße als "zentralen Versorgungsbereich". Nach der Schließung des Tengelmanns vor eineinhalb Jahren habe die Cima 17 Ladengeschäfte in der Innenstadt gezählt, die einzelne Bereiche der Nahversorgung bereits abdeckten. Deshalb sei die Frage, welche Sortiments ein möglicher Bürgerladen anbiete, nicht nur für dessen Wirtschaftlichkeit zu bedenken, sondern müsse im Kontext zum gesamten Versorgungsbereich gesetzt sein. Und wieder sagt Gebhardt: "Er muss Ergänzung schaffen".

Wie der Bürgerentscheid am 6. Dezember auch ausgehe: "Das Ergebnis ändert nichts am Grundsatz, die Nahversorgung im Zentrum der Stadt verbessern zu wollen", betont Gebhardt.

© SZ vom 27.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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