Bürgerbegehren:Wolfratshauser wollen großes Hallenbad erzwingen

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Mehr als 700 dieser Sticker verteilte die Initiative beim Wolfratshauser Bürgerfest - binnen drei Stunden. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Initiative startet tatsächlich ein Begehren für das gemeinsame Projekt in Geretsried - und bittet die Nachbarn um Geduld.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Schon unmittelbar nach dem Nein des Wolfratshauser Stadtrats zu einer Beteiligung am interkommunalen Hallenbad hatte Fried-Thorsten Jantzen ein Bürgerbegehren zum gemeinsamen Bad angekündigt. Nun will er mit seinen Mitstreitern ernst machen. "Wir sind bereit, durch Einleitung eines Bürgerbegehrens den Wolfratshauser Bürgern die Möglichkeit zu geben, diese wichtige Zukunftsentscheidung selbst zu treffen", erklären Jantzen, Stephanie Hanna-Necker und Werbekreis-Vorsitzende Ingrid Schnaller, die mit ins Boot geholt wurde.

Ob sich der Plan B realisieren lässt, hängt nun von Geretsried ab. Schließlich hat der Bürgermeister der Nachbarstadt, Michael Müller (CSU), angekündigt, noch im September den Bau eines eigenen, kleineren Hallenbads vorzuschlagen. Jantzen und seine Mitstreiterinnen bitten die Geretsrieder daher um noch etwas mehr Geduld. "Wir haben Verständnis, wenn unsere Nachbarn endlichbeginnen möchten", erklären sie. "Andererseits bietet ein Zeitfenster von rund einem halben Jahr den Bürgern von Wolfratshausen die Möglichkeit, die Entscheidung des Stadtrates zu revidieren." So, schrieben die Initiatoren in einer gemeinsamen Erklärung, "hätten wir doch die Chance, dieses größere und attraktive Hallenbad für alle im Nordlandkreis zu realisieren".

Für das Bürgerbegehren müssen die Initiatoren gültige Unterschriften von mindestens neun Prozent der derzeit 13 975 wahlberechtigten Einwohner der Stadt Wolfratshausen vorlegen - 1258, wie Hauptamtsleiter Franz Gehring vorrechnet. Stephanie Hanna-Necker ist überzeugt, dass sie dieses Ziel leicht erreichen. Schließlich habe die Gruppierung bereits vor vier Jahren gut 3000 Unterschriften für das interkommunale Hallenbad sammeln können. Damals ging es um einen Zuschuss für die Baukosten aus Wolfratshausen. Einen Entscheid brauchte es nicht, weil der Stadtrat diesen schließlich selbst beschloss.

Sollte das Bürgerbegehren durchgehen, bräuchten die Hallenbad-Befürworter bei einem Bürgerentscheid eine einfache Mehrheit, die jedoch mehr als 20 Prozent der Stimmberechtigten betragen muss. Hanna-Necker ist zuversichtlich, dass das klappt - anders als beim Entscheid zu einem Bürgerladen am Untermarkt 10, der im vergangenen Jahr trotz Mehrheit an diesem so genannten Quorum gescheitert ist. "Die Mehrheit der Wolfratshauser Bürger will eine Beteiligung am interkommunalen Hallenbad", sagt sie. Das habe bereits der hohe Zuspruch ihres Standes beim Bürgerfest gezeigt. Und das zeigten auch die zahlreichen Unterstützer, die nach der Stadtratsentscheidung am Dienstag ihre Hilfe angeboten hätten. Das Feedback sei überwältigend, sagt Hanna-Necker. "Auch die sozialen Netzwerke sprudeln."

Derzeit sitzen die drei Initiatoren noch in den Startlöchern. "Ohne ein Signal aus Geretsried können wir nicht starten", sagt Ingrid Schnaller. Das aber gibt es vorerst nicht aus der Nachbarstadt. Thomas Loibl, der neue Pressereferent der Stadt Geretsried, verweist auf Müllers Erklärung, in der kommenden Stadtratssitzung am 27. September die Planung eines eigenen kleinen Bads vorzuschlagen. Signale, ob man einem Wolfratshauser Bürgerbegehren zeit einräumt, gebe es nicht. "Das muss der Stadtrat entscheiden", sagt Loibl.

Die kommenden Tage wolle man für "zwei drei Aktionen" nutzen, sagt Hanna-Necker. "Wir wollen dem Geretsrieder Stadtrat nachdrücklich zeigen, dass die Mehrheit der Wolfratshauser Bürger eine Beteiligung will." Parallel arbeite man daran, die rechtlichen Möglichkeiten für ein Bürgerbegehren auszuloten und eine Fragestellung zu formulieren, die dann von der Stadt abgesegnet werden soll, bevor es ans Sammeln von Unterschriften geht. Dazu brauche es jedoch ein positives Signal aus Geretsried. Dass sich das Warten für die Nachbarstadt lohnt, daran haben Hanna-Necker und ihre Mitstreiter keinen Zweifel. Schließlich habe die Entscheidung des Wolfratshauser Stadtrats "zahlreiche negative Folgen für die Wolfratshauser Bürger, Schulen, Rettungsorganisationen, Vereine, Volkshochschule und die Zusammenarbeit im Landkreis", erklären sie. "Es gibt nur Verlierer."

© SZ vom 16.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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