Bad Tölz/Geretsried:Zusammenrücken

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Im Schulzentrum Geretsried soll ein Container-Dorf für 220 Flüchtlinge entstehen. Bad Tölz schafft mehr Plätze als nötig, stellt im Gegenzug aber Bedingungen

Von Felicitas Amler und Klaus Schieder, Bad Tölz/Geretsried

Turnhallen reichen nicht aus, das Landratsamt wird auch zusätzliche Container für Asylsuchende errichten. "Wir werden uns nicht dagegen stellen", sagt Bürgermeister Michael Müller (CSU) dazu, dass am Schulzentrum Adalbert-Stifter-Straße eine Containerunterkunft für 220 Flüchtlinge eingerichtet werden soll. Die Bauvoranfrage des Landratsamts steht am 22. September auf der Agenda des Stadtrats-Bauausschusses. Müller hält das aber für eine Formalie: "Es hilft ja nichts", sagt er. Die Asylsuchenden seien da, und Geretsried wolle seine Quote von etwa 20 Prozent der mittelfristig erwarteten 2000 Menschen erfüllen. Schließlich gebe es zu jedem Standort, der im Gespräch sei, immer auch Gegenargumente. "Zusammenrücken werden wir überall müssen", sagt der Bürgermeister und plädiert für Solidarität.

Personell bereitet sich Geretsried bereits auf die Betreuung von mehr Asylsuchenden vor. Im Sozialamt des Rathauses soll eine (Teilzeit-)Stelle geschaffen werden; der Trägerverein Jugendarbeit wird mehr städtische Unterstützung für sein Projekt "Integration aktiv" erhalten, und der Verein "Hilfe von Mensch zu Mensch", der bereits den Container am Robert-Schumann-Weg betreut, soll ebenfalls eine stärkere Förderung erhalten. Die vielen ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer werde die Stadt in Kürze an einen Tisch holen.

442 Plätze soll es in Bad Tölz bis Ende 2016 für Flüchtlinge geben - das sind 100 mehr, als der Landkreis in seiner freiwilligen Aufnahmequote derzeit von der Stadt fordert. "Und dies, ohne dass der Jodquellenhof belegt werden muss", sagt Hermann Forster. Zusammen mit Bürgermeister Josef Janker (CSU) erläuterte der Stadtkämmerer am Freitag, wie das geschehen soll. 150 Asylsuchende sollen wie bisher in vom Landkreis angemieteten Wohnungen untergebracht werden. Dazu kommen 174 Plätze in dem neuen Flüchtlingshaus, das die Stadt im kommenden Jahr neben der Montessorischule auf der Flinthöhe bauen und später einmal als Sozialwohnungen nutzen will. Weitere 118 Asylbewerber kommen in den Containern unter, die der Landkreis auf den Hartplatz der Realschule stellen möchten. Sollte all dies nicht ausreichen, plant Bad Tölz den Bau eines zweiten Flüchtlingsheims. Ein städtisches Grundstück dafür sei "bereits identifiziert", sagte Janker. Um welches es sich handelt, mochte er noch nicht sagen.

Mit der Übererfüllung der Quote verbindet die Stadt allerdings Forderungen. Sie verlangt, dass der Landkreis das Hotel Jodquellenhof im Kurviertel spätestens dann nicht mehr als Flüchtlingsunterkunft nutzt, wenn der rund vier Millionen Euro teure Neubau auf der Flinthöhe steht. Die bereits eingereichte Klage gegen die Hotelnutzung als Quartier für Asylbewerber erhalte man aufrecht, sagte Janker. Daneben lehnt Bad Tölz auch einen möglichen Umbau des Freizeitbads "Alpamare" zur weiteren Aufnahme von Asylsuchenden kategorisch ab und kündigt für diesen Fall ebenfalls eine Klage an. "Das geht nicht und wird von uns nicht akzeptiert", sagte Janker. Für den Wirtschaftszweig Kur, Gesundheit und Tourismus, in den man gerade mit dem geplanten Wellnessbad "Natura Tölz" und dem Gesundheitszentrum erheblich investiere, sei das Kurviertel von zentraler Bedeutung. Dort sollen künftig allenfalls einzelne Flüchtlinge leben.

Im Übrigen erwartet die Stadt auch, dass in ihre eigenen Turnhallen keine Asylsuchenden einquartiert werden. Mit 442 Plätzen schreite man weit voran, so Forster. Mehr als jede andere Kommune im Landkreis. "Aber Tölz kann nicht der Ort sein, wo man dann letztlich alles ablädt."

© SZ vom 29.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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