Bad Tölz-Wolfratshausen:Und sie kommen trotzdem

Lesezeit: 4 min

Für Tölzer-Land-Touristen immer attraktiv: Hinauf auf den Berg und dann die wunderbare Aussicht genießen - zum Beispiel auf den smaragdgrünen Walchensee. (Foto: Manfred Neubauer)

Ein ziemlich durchwachsener Sommer hält die Touristen nicht vom beliebten Urlaub im Tölzer Land und am Ostufer des Starnberger Sees ab. Konkrete Zahlen fehlen noch, aber die Experten sind zufrieden.

Von Alexandra Vecchiato und Claudia Koestler, Bad Tölz-Wolfratshausen

Heiße Tage, kalte verregnete Perioden dazwischen - der Sommer weiß in diesem Jahr nicht so recht, was er will. Aktuell ist Hitze angesagt, was nicht nur Einheimische genießen, sondern auch viele Urlauber. Die Tourismus-Experten im Landkreis ziehen ohnehin eine positive Zwischenbilanz.

Der Trend gehe zum Deutschland-Urlaub und davon profitiere auch der Landkreis, sagt Andreas Wüstefeld vom Verband Tölzer-Land-Tourismus. Dass der Sommer eher durchwachsen war, habe keine negativen Auswirkungen gehabt. "Die Stimmungslage ist nicht schlecht", betont Wüstefeld. Das teils miese Wetter sei für diese Saison nicht maßgeblich. "Das Erlebnis Dauerregen kann sich erst im nächsten Jahr durchschlagen, wenn die nächste Urlaubsbuchung ansteht." Exakte Zahlen habe er aktuell nicht, so der Tourismus-Experte. Die Daten lägen ihm noch nicht vor.

Auch sie habe noch keine Zahlen, sagt die stellvertretende Bad Tölzer Kurdirektorin Susanne Frey-Allgaier. Aber ihr Gefühl sage ihr, dass die Sommersaison, vor allem Juli und August, bisher gut gelaufen sei. So sei es an einigen Wochenenden schwer gewesen, auf Anfragen von Touristen noch eine Übernachtungsmöglichkeit zu finden. "Und momentan ist das Wetter so gut. Das ist das A und O für die Gäste, die immer kurzfristiger ihren Aufenthalt buchen." Sie sei gespannt auf die Zahlen, sagt Frey-Allgaier, nachdem im Mai und Juni das Geschäft nicht so gut lief.

Mit Zahlen kann Ursula Grottenthaler, Tourismus-Leiterin der Gemeinde Lenggries, dienen: Auch wenn die vorliegenden Daten nicht zur Gänze ausgewertet seien, könne sie eine positive Bilanz ziehen. Besonders erfreulich seien die Übernachtungszahlen: Schon im März verbuchte die Tourist-Information Lenggries rund 13 500 Übernachtungen, im Jahr 2015 waren es 9577. Im Mai waren es rund 20 500 Übernachtungen, im vergangenen Jahr 16 120. Zwar habe es leichte Einbußen im ersten Quartal gegeben, weil der Winter kein Winter war. Aber das machte der Monat Mai wett: Er schließt mit einem Plus von 1,75 Prozent im Vergleich zu 2015 ab. "Da kamen uns die frühen Pfingstferien zugute, die heuer im Mai lagen und nicht erst im Juni." Grottenthalers Resümee: "Insgesamt rechnen wir mit einer guten Sommersaison, in den vergangenen vier Wochen war Lenggries praktisch voll."

Die meisten Urlauber kämen bereits seit Jahren nach Lenggries, daher denke sie nicht, dass diese wegen der Schlechtwetterperiode in diesem Jahr 2017 nicht mehr Urlaub am Brauneck machen wollten. Sie kennten das bayerische Wetter und ließen sich davon nicht beeinträchtigen. "Man muss halt für die Gäste ein Programm bereit halten, das Tage mit schlechtem Wetter überbrückt und ihnen schöne Urlaubserlebnisse bereitet." Das bestätigt Frey-Allgaier: Regne es sich erst mal ein, blieben Urlauber aus. Ein paar schlechte Tage während ihres Aufenthalts indes machten den meisten Gästen nichts aus. "Es gibt vieles anzuschauen und zu machen in der Region. Da profitieren wir von unserer zentralen Lage." Und auch davon, dass mehr Menschen im Urlaub in Deutschland blieben.

Eine erste positive Bilanz zieht Hans Zintel, Betreiber der Blombergbahn bei Bad Tölz, über den Sommer 2016. "Wir hatten im Juni viele Gäste bei uns, jetzt im Juli und August sind die Besucherzahlen nochmals angestiegen und sehr gut." Konkrete Zahlen liegen ihm zwar noch nicht vor, aber Zintel rechnet mit einem leichten Plus im Vergleich zu den Vorjahren, zumindest was das Ergebnis der Sommerferien anbelangt. Allerdings sei es ein schlechter Winter und ein mäßiges Frühjahr gewesen. "Aber derzeit läuft es gut und wir sind glücklich, wie es läuft", sagt er. Positiv wirke sich am Blomberg aus, dass vermehrt Touristen aus dem arabischen Raum kämen. "Die Mehrzahl sind nach wie vor deutsche Urlauber, dicht gefolgt von Franzosen, Schweizern und Italienern. Aber die arabischen Gäste werden jedes Jahr mehr", sagt Zintel. Ein Grund: Vermögende Araber nähmen gern deutsche Kliniken für die ärztliche Versorgung in Anspruch und brächten oft zahlreiche Familienangehörige mit. Diese nutzten die Freizeitangebote im Münchner Süden. "Unser Konzept geht also auf", schlussfolgert Zintel über den Freizeitpark am Blomberg. Längst hat er sich der neuen Klientel angepasst: "Wir werben in Münchner Hotels mit Flyern auf Arabisch, und auch unsere Homepage ist übersetzt", sagt er.

In Münsing hingegen übernachten arabische Gäste noch nicht. Trotzdem ist Susanne Huber, Vorsitzende des örtlichen Fremdenverkehrsvereins, zufrieden mit dem Verlauf der bisherigen Saison. "Wir sind gut gebucht, vergleichbar mit den vergangenen Jahren, und das ist zufriedenstellend", sagt sie. Zwar habe sie noch keine Rückmeldung der anderen Gastgeber in Münsing, denn erst zum Jahresende werden die Zahlen für die Statistik ausgewertet. "Doch mein subjektiver Eindruck ist, dass es generell gut läuft", sagt Huber. Der Trend gehe immer stärker zum Kurzurlaub, auch spontan gebucht. Meist hält sich der Besucher eher ein paar Tage denn ein paar Wochen am See oder in den Bergen auf. "Das machen wir eigentlich alle so, lieber kurz mal raus, dafür öfters." Überwiegend seien in Münsing deutsche Gäste, vor allem im August. "Im Juni sind überwiegend Skandinavier da, weil sie wegen der Mittsommernacht dann ihre langen Ferien haben." Derzeit hielten sich einige Schweizer, Spanier und Italiener in der Seegemeinde auf, rückläufig seien nur die Buchungen von Niederländern.

Auch wenn das Sommerwetter eher durchwachsen gewesen sei - den Besucherzahlen am Brauneck habe das keinen Abbruch getan. "Eher ein leichtes Plus gegenüber dem Vorjahr" glaubt Peter Lorenz verzeichnen zu können. Mit Steigerungspotenzial, "denn die Hauptsaison fängt ja bei uns gerade erst an, die schönen Wandertage kommen noch", sagt er.

"Die Zahl an Touristen hat insgesamt deutlich zugenommen", sagt der Wolfratshauser Wirtschaftsreferent Helmut Forster. Im vergangenen Jahr zählte die Loisachstadt rund 39 000 Übernachtungen. Ob dies übertroffen werden könne, werde sich erst im September überprüfen lassen, wenn Tourismuschefin Gisela Gleißl wieder zurück sei. Sie urlaubt gerade. Ob in der Region, ist nicht bekannt.

© SZ vom 24.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: