Bad Tölz-Wolfratshausen:Ein Landkreis - zwei Kennzeichen?

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Landrat Josef Niedermaier kann die Diskussion "nicht nachvollziehen".

Klaus Schieder und Felicitas Amler

Die Wiedereinführung der alten WOR-Nummernschilder war zunächst kaum mehr als eine Petitesse, ganz langsam wird sie jedoch zum Politikum. Anders als der bayerische Verkehrsminister Martin Zeil (FDP) lehnt Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) die Rückkehr zu diesem Kfz-Kennzeichen ab. "Grundsätzlich kann ich die Diskussion nicht nachvollziehen", sagt er. Sollte es aber zu einer Abkehr von dem Diktum "Ein Landkreis, ein Kennzeichen" kommen, plädiert der Landrat dafür, die Fahrzeugzulassungsverordnung komplett zu ändern. Die Autobesitzer sollten dann mehr oder weniger freie Wahl haben, wie sie die Schilder beschriften wollen.

Dann sollte es nach Niedermaiers Dafürhalten nur mehr eine Regionalkennung wie "BY" für Bayern oder "OB" für Oberbayern geben - und dahinter könne jeder auf sein Kennzeichen schreiben lassen, was er möchte. Zum Beispiel: "Kugler WOR", sagt der Landrat in Anspielung auf den Wolfratshauser Stadtrat Richard Kugler, der noch ein altes WOR-Nummernschild auf seinem Fahrzeug hat. Eine solche Regelung gibt es in Österreich. Allerdings, so der Landrat, müssten die Autofahrer dort für ihre Wunschtafeln mehr als hundert Euro zahlen.

Dieses Geld würde hierzulande bei einer Neuregelung nicht mehr der Landkreis in seinen Kfz-Zulassungsstellen kassieren. Sinnvollerweise, so Niedermaier, wäre die Zuständigkeit bei den Einwohnermeldeämtern der Kommunen anzusiedeln. "Das Auto kriegt das Kennzeichen für seinen Lebenszyklus. Das heißt: Wenn ich umziehe, läuft das Auto automatisch mit", erklärt der Landrat. Auch wenn der Wagen verkauft werde, bleibe das Nummernschild. Wolle der Käufer ein anderes, müsse er eben zahlen.

Der Landrat hat Verständnis dafür, "wenn sich jemand über sein Kennzeichen ausdrücken will". Allerdings fände er es "nicht gut", wenn es im Landkreis zwei Kfz-Kennzeichen mit TÖL und WOR gäbe. Dies wäre "eine halbscharige Änderung", findet Niedermaier: "Dann mache ich gleich den richtigen Schritt. Aber was jetzt diskutiert wird, ist so halb gehupft."

Dem Königsdorfer Bürgermeister Anton Demmel (Freie Wähler) entringt die Auseinandersetzung einen Stoßseufzer: "Wenn mir sonst keine Probleme ham, dann mach ma uns welche!" Er jedenfalls halte diese Frage "nicht für so elementar", dass er sich damit bisher näher beschäftigt habe. Auch sei die Aufforderung des Landratsamts, die Gemeinden sollten bis 23.März dazu Stellung nehmen, im Königsdorfer Rathaus bisher nicht angekommen.

Demmel muss ein bisschen schmunzeln, wenn man sich an ihn wegen WOR statt TÖL wendet: "Da fragen Sie den Richtigen", sagt er. Denn in Königsdorf habe es vor der Gebietsreform Anfang der 1970er Jahre beides gegeben: "Der Hauptort Königsdorf hatte WOR, aber Teile, zum Beispiel Schönrain, hatten TÖL."

Ganz "leidenschaftslos" betrachtet der Geretsrieder Zweite Bürgermeister Gerhard Meinl (CSU) die Angelegenheit. Mit Blick auf Wolfratshausen, wo WOR-Befürworter gibt, sagt Meinl: "Da sind wir als Geretsrieder natürlich emotionslos." Er persönlich würde generell eine Lösung à la Schweden befürworten: "Ein Kennzeichen, das nur aus einer Nummer besteht und das man für alle Zeit hat. Es muss ja nicht unbedingt die Herkunft deutlich machen." Auch der Vorschlag des Landrats erscheine ihm praktikabel. Allerdings räumt Meinl ein, dass er gar keinen Grund sehe, überhaupt etwas zu verändern: "Deshalb bin ich ja leidenschaftslos."

© SZ vom 17.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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