Leben in Bad Tölz:Wohngebiet auf der Zwickerwiese

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Die Stadt Bad Tölz stellt den ersten Entwurf für die Bebauung der 2,4 Hektar großen Fläche am Hintersberg vor. Dort sollen günstige Doppel- und Reihenhäuser entstehen. Gegen die Pläne gründen Anlieger eine Bürgerinitiative.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Das neue Baugebiet liegt zwischen der Heißstraße mit dem Josefsheim der Armen Schulschwestern (li.) und dem Zwickerhof (re.). (Foto: Manfred_Neubauer)

Das Wohnbauprojekt auf der Zwickerwiese in Bad Tölz bekommt langsam Konturen. Auf dem etwa 2,4 Hektar großen Areal sollen zehn Doppelhäuser, drei Dreispänner und drei Einfamilienhäuser entstehen. So sieht es der städtebauliche Entwurf vor, dem die Stadträte im städtischen Bauausschuss am Dienstagabend einmütig zustimmten. Dieser Plan sei allerdings noch nicht mehr als "eine Ideen-Skizze", stellte Bauamtsleiter Christian Fürstberger klar. Gegen das Vorhaben regt sich Widerstand von Anwohnern am angrenzenden Hintersberg - dem Viertel rund um Heißstraße und Ludwig-Thoma-Straße. Sie haben jetzt sogar die Bürgerinitiative "Hintersberg" gegründet.

Die Zwickerwiese gehört Landwirt Martin Sappl, der selbst nicht als Bauherr auftritt. Angedacht sind dort insgesamt 38 Wohneinheiten. Die Gebäude, die sich in erster Reihe an diese bestehenden Wohnhäuser anschließen, sollen in Nordost- und Südwest-Ausrichtung entstehen und damit die städtebauliche Struktur am Hinterberg aufgreifen. Im neuen Wohngebiet sind Grünstreifen vorgesehen, die vom Rand aus wie grüne Finger in die Mitte reichen. Sie können als Treffpunkt für das Quartier, für kleine Spielplätze und Wege dienen. Zusammen mit den Hausgärten sollen sie einen Bezug zur Landschaft ringsum schaffen. Auch der Rand des Viertels soll deshalb eingegrünt werden. Dort ist eine kleine Ringstraße geplant, die zu den meisten Häusern führen soll. Die Erschließung führt nach bisherigen Überlegungen über die Heißstraße. Dies könne man "hier sehr sparsam machen", sagte Fürstberger.

Die neue Bürgerinitiative um Roland Lang, Marcel Mohaupt und Thomas Hilger befürchtet unter anderem, dass der Verkehr in die neue Siedlung über die Heißstraße rollen wird - anstatt über eine separate Zufahrt. Außerdem hält sie es für widersprüchlich, zum einen bezahlbare Quartiere für junge Familien, andererseits für Leistungsträger zu bauen. Und sie verweist darauf, dass unter dem Baugebiet ein alter, mehrere hundert Meter langer Stollen verläuft. Der stammt noch aus der Zeit um 1900, als dort Braunkohle abgebaut wurde. Die BI sieht dies als Sicherheitsrisiko, eine Verfüllung käme teuer. Fürstberger hält dagegen: "Es ist nur ein Stollen, der reingeht - kein Netz." Nach einem ersten Kontakt mit dem Bergamt erwarte er keine großen Überraschungen. Näheres werde aber ein Gutachten zeigen.

"Wir wissen, dass jede Veränderung im Wohngebiet von den Anwohnern mit Sorge beobachtet wird", sagte Bürgermeister Josef Janker (CSU). Die Entwässerung, die Zufahrt, das Verkehrsaufkommen, der Naturschutz, der Artenschutz, die ehemalige Bergbaustruktur - all dies müsse zunächst von Fachbüros intensiv untersucht werden. An dem Entwurf, den die Stadtverwaltung und die Arbeitsgruppe Wohnen unter mehreren Varianten favorisiert haben, kann sich Fürstberger zufolge noch viel ändern. Der Bauamtsleiter sieht ihn lediglich als Fundament für weitere Debatten: "Wir brauchen etwas, worüber wir dann reden."

Kritik übte Margot Kirste (FWG). Schon vor einem Jahr habe sie gefordert, die Anlieger bei dem Projekt mitzunehmen. "Was hindert uns daran, eine Ortsbegehung zu machen", fragte sie und schlug vor, dazu auch Fachleute einzuladen. "Wir können uns nicht von Beschluss zu Beschluss hangeln." Ähnlich äußerte sich Rene Mühlberger (CSU). Auch er zeigte sich "überrascht" von der Vorgehensweise der Stadt, hätte er doch "eine öffentliche Einbindung" erwartet. So wecke man nun die Furcht, "dass Dinge manifestiert werden, die nicht veränderbar sind", sagte Mühlberger.

Solche Vorwürfe wies der Bauamtsleiter zurück. Mit den Anliegern habe es ja schon ein Treffen gegeben, wobei ihnen das Verfahren erläutert worden sei, erwiderte Fürstberger. Geplant sei außerdem noch eine öffentliche Veranstaltung, mit der die Stadt den städtebaulichen Entwurf erläutern will. Über den müsse man sich dann austauschen, ehe der Bebauungsplan für die Zwickerwiese ausgelegt werde.

Bei dem Wohnbauprojekt geht ein Drittel der Fläche an die Stadt, wie es das Konzept der "Zukunftsorientierten Bodennutzung" (ZoBoN) vorgibt. Den Entwurf bezeichnete Franz Mayer-Schwendner (Grüne) als "sehr gelungen". Anregungen der AG Wohnen seien darin aufgegriffen worden, sagte er. Die durchschnittliche Grundstücksgröße von etwa 425 Quadratmetern sei genau "das, wo wir hinwollen". Allerdings regte er an, in dem Quartier auch Mietwohnungen anzubieten. Dafür schweben ihm etwa die drei Dreispänner vor. Das lehnten Janker und Fürstberger ab. "Ich denke, wir sollten dort nicht in den Mietwohnungsbau gehen", sagte der Bürgermeister. In den Dreispännern seien günstige Mieten eher unwahrscheinlich, meint der Bauamtsleiter. "Das wird sehr schwierig." Michael Lindmair (FWG) pflichtete dem bei. Die Stadt könne allerdings den Erlös aus dem Verkauf auf ihrer Fläche für günstigen Mietwohnungen einsetzen.

© SZ vom 21.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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