Bad Tölz:Neustart mit Wir-Gefühl

Unternehmerverein Bad Tölz

Die Chefs des neuen Vereins: Vorsitzender Ralph Munkert, Stellvertreter Dieter Pany, Schriftführer Otto Volkland und Kassier Johannes Stehr (v.li.).

(Foto: Manfred Neubauer)

66 Vertreter von Gewerbe, Gastronomie und Tourismus gründen einen Unternehmerverein. Sie setzen auf Zusammenhalt und die Stärkung ihrer Wirtschaftszweige. Die Position eines Geschäftsführers wird noch diskutiert.

Von Klaus Schieder

Vor dem Saal standen sie in einer langen Schlange, die bis zurück zur Eingangstür reichte, drinnen waren selbst alle Stühle an den Wänden besetzt: Mehr als 100 Vertreter von Gewerbebetrieben, Handwerksfirmen, Einzelhandel, Gastronomie, Tourismus, Gesundheitswesen und Dienstleistungsberufen waren am Dienstagabend ins Hotel Isarwinkel im Kurviertel gekommen, um die Geburtsstunde des neuen Unternehmervereins "Wir für Tölz" mitzuerleben. 66 von ihnen schrieben sich als Gründungsmitglieder ein. Eine Resonanz, die Zweiten Bürgermeister Andreas Wiedemann (FWG) verblüffte: "Das ist ein gutes Zeichen dafür, dass wir hier auf dem richtigen Weg sind."

Zum Vorsitzenden wurde der ehemalige Stadtrat Ralph Munkert (Reha-Klinik Frisia) gewählt. Sein Stellvertreter ist Dieter Pany ("Oisam Radln"). Als Kassier fungiert Steuerberater Johannes Stehr, Schriftführer ist Konditormeister Otto Volkland. "Das Wir ist für mich das Programm", sagte Munkert. Das war bislang oftmals nicht so. Der um 1900 gegründete Verein "Gesundes Bad Tölz" setzt sich zwar für Kur und Tourismus ein, der ebenso alte Gewerbeverein besteht aber seit Jahren nur noch auf dem Papier, die in den Siebzigerjahren gegründeten "Aktiven Tölzer", die sich für den Einzelhandel engagieren, sind heillos zerstritten. Vor einem Jahr kamen deshalb etwa 15 Unternehmer zusammen mit dem Citymanager und Wirtschaftsförderer der Stadt, Falko Wiesenhütter, auf die Idee, die Reset-Taste zu drücken und einen anderen Weg zu gehen. Den neuen Verein verglich Wiesenhütter mit "einem Haus, in dem noch nichts drin ist, das man nun mit Tun und Machen füllen und beleben muss".

Seine Aufgabe ist es vor allem, den Zusammenhalt innerhalb einer Branche, aber auch unter den einzelnen Wirtschaftszweigen zu stärken, sowie die Interessen der Unternehmen gegenüber Lokalpolitik, Stadtverwaltung und Medien zu vertreten. Unter seinem Dach soll es überdies Sparten geben, die jeweils einen Sprecher haben und Projektarbeit zu spezifischen Themen leisten. Sie müssen nicht dauerhaft installiert sein, sondern können sich auch von Fall zu Fall bilden und wieder auseinander gehen. "Sie sind kein kleiner Verein im Verein", stellte Wiesenhütter klar. Eine Besonderheit ist der erweiterte Vorstand, der beraten und kontrollieren soll. Ihm gehören Bürgermeister Josef Janker, Kurdirektorin Brita Hohenreiter, ein Vertreter des Stadtrats, Wiesenhütter selbst und die jeweiligen Spartensprecher an. Dieses Gremium entscheidet auch mit, ob ein Geschäftsführer angestellt werden soll.

Das wäre nach dem Dafürhalten des Wirtschaftsförderers sinnvoll. Rein ehrenamtliche Arbeit sei schwierig, meinte er und plädierte dafür, "auf jemanden zu setzen, der das Ganze auf professionelle Weise umsetzen kann". Unklar ist im Moment allerdings, wie ein solcher Geschäftsführer bezahlt werden soll. Nach der vorläufigen Beitragsordnung ist für Mitglieder, die ein bis fünf Mitarbeiter in ihrem Betrieb haben, ein Jahresbeitrag von 150 Euro fällig, für größere Firmen von 250 Euro. Das dürfte kaum für einen hauptamtlichen Angestellten reichen, zumal dann, wenn auch Projekte zu finanzieren sind. Aber zum einen befinde die Mitgliederversammlung ja noch über die genaue Höhe des Obolus, andererseits könnte etwa Gesundes Bad Tölz einen Teil seines Vermögens als Startkapital in den neuen Verein mitbringen, so Wiesenhütter. Ohnehin werde ein Geschäftsführer wohl erst mal in Teilzeit arbeiten, sagte Stadtkämmerer Hermann Forster. Es sei ja anfangs noch nicht klar, was er alles zu tun habe. Einen Zuschuss der Stadt versprach Zweiter Bürgermeister Wiedemann nicht. "Es kommt darauf an, wie man sich hier aufstellt, und was wir uns leisten können."

Für Ludwig Janker vom Gewerbeverein ist der neue Zusammenschluss zeitgemäß. Durch Globalisierung und Internet werde die Welt stetig kleiner, sagte er. "Wir müssen in der Region näher zusammenrücken und erkennen, dass wir alle in einem Boot sitzen und in die gleiche Richtung rudern sollten." Auch für Hannes Zintel vom Verein Gesundes Bad Tölz ist es nötig, "alte Zöpfe abzuschneiden". Der neue Unternehmerverein stehe zwar vor einer "Wahnsinnsaufgabe", lasse sich aber vernünftig auf die Beine stellen, "wenn man Manpower dahinterkriegt", so Zintel. Für Gastronom Peter Frech ist er wichtig, weil alle Unternehmen in Tölz mit Problemen zu kämpfen hätten.

Vor allzu hohen Ansprüchen warnte Peter Wiedemann, Stadtrat (FWG) und Chef der gleichnamigen Parfümeriekette. Man dürfe sich nicht gleich Wunder erwarten, sagte er. Der neue Verein sei "ein Pflänzchen, das langsam wachsen muss". Ebenso wie der Vorsitzende Ralph Munkert rief Holger Strobel die Wirtschaftsvertreter zu aktiver Mitarbeit auf. "Es ist entscheidend, dass man nicht nur Mitglied ist, sondern dass man sich in den Verein einbringt", betonte der Leiter der Tölzer Sportjugendherberge.

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