Lenggries:Balance halten an der Isar

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Die Ranger Andreas Huber (v.l.), Benedikt Hanus, Kaspar Fischer und Bernhard März bedecken eine nicht erlaubte Feuerstelle an der Isar. (Foto: Manfred Neubauer)

Vier Ranger passen auf, dass am Fluss Tourismus und Naturschutz halbwegs in Einklang bleiben. Sie klären auf, halten Wege instand und räumen Müll weg. Der Lenggrieser Benedikt Hanus ist neu dabei

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Die Isar im Landkreis ist schon lange kein Ausflugsziel mehr, an dem der Erholungssuchende mit der Natur völlig alleine ist. Schlauchbootfahrer, Camper oder Leute, die Grillpartys feiern, nutzen Fluss und Ufer zunehmend für ihr Freizeitvergnügen. Sie kommen oft aus München und haben inzwischen auch die obere Isar zwischen Bad Tölz und der Grenze zu Österreich für sich entdeckt, vor allem die Gegend um den Sylvensteinspeicher.

"In den vergangenen Jahren nahm die Zahl der Besucher dort stark zu", sagt Isarranger Kaspar Fischer. Nach dem Rechten sieht er künftig mit Benedikt Hanus. Der 21-jährige Landwirt aus Lenggries ist Nachfolger von Rangerin Hannah-Sophie Kock.

Die Isar und ihre Auen stehen im gesamten Flusslauf im Landkreis unter Landschafts- oder Naturschutz. 300 Tier- und Pflanzenarten kommen dort vor, die auf der Roten Liste stehen. 50 davon sind akut vom Aussterben bedroht. Dem steht der Naherholungstourismus gegenüber, der sich nicht kurzerhand verbieten lässt. Ein heikles Spannungsfeld, wie Fischer sagt. "Die Masse an Besuchern ist mit dem Naturschutz teilweise schwierig zu verbinden." Die vier Isarranger, die vom Landratsamt für je 20 Stunden pro Woche angestellt sind, sollen Tourismus und Naturschutz in der Balance halten. Sie klären Besucher auf, beschildern die Schutzgebiete, räumen Müll weg, halten Wege instand, mähen und bieten Exkursionen für Schulklassen an, die immer häufiger aus München kommen. Bernhard März und Andreas Huber sind für den knapp 50 Kilometer langen Flussabschnitt von Bad Tölz bis Wolfratshausen zuständig. Fischer und Hanus haben ein ebenso großes Revier von Tölz bis zur Landesgrenze. Ihre beiden Stellen, die bisher auf zwei Jahren befristet waren, sind nun dauerhaft eingerichtet.

In einem sind sich alle vier Ranger einig: Die meisten Gäste an der Isar verhalten sich diszipliniert. "Nur wenige sind auf Blödsinn aus", sagt Huber. Das unterstreicht Landrat Josef Niedermaier (FW). Die meisten Verstöße geschehen unwissentlich, nicht absichtlich, sagt er. Als Beispiel nennt Franz Steger, Sachgebietsleiter Umwelt am Landratsamt, die Nester von Kiesbrütern wie dem Flussregenpfeifer am Isarufer. Die Eier dieses Vogels sind gut getarnt und unterscheiden sich kaum von den Steinen auf den Kiesbänken, weshalb sie manchmal unbemerkt zertreten werden. Auf einigen Kiesinseln sperren die Ranger solche Brutplätze ab, auf anderen gilt ein temporäres "Betreten verboten".

Ein anderes Problem ist das Feuermachen und Grillen. Grundsätzlich sei offenes Feuer an der Isar untersagt, erklärt Steger. Nicht zuletzt deshalb, weil der Wald an vielen Stellen an den Fluss heranreicht. Auch das Übernachten im Freien ist in den Schutzgebieten nicht erlaubt, damit die Tiere zumindest nachts nicht gestört werden. Steger verweist auf ausgewiesene Feuerstellen am Sylvensteinsee und auf Nacht-Parkplätze am Walchensee und in Fall. "Die werden auch gut angenommen."

Aber nicht alle halten sich an die Regeln. Isarranger Fischer berichtet von Wohnmobilfahrern, die direkt bis an die Isar oder an andere verbotene Stellen fahren. Sie entschuldigten sich dann manchmal damit, dass sie schon seit 30 Jahren dort stünden, sagt er. Einen Streit müssen die Ranger nur selten ausfechten, wenn sie Gäste auf den Naturschutz hinweisen. Das gehe fast immer ohne Polizei ab, sagt März. "Es kommt darauf an, wie man rangeht, wie man eine Gesprächsbereitschaft aufbaut." Bei großen Gruppen suche er sich ein paar Leute heraus, lasse sich ihre Personalien geben und verpflichte sie, dass hernach der Müll weggeräumt wird. Das funktioniere in aller Regel, "unsere offizielle Funktion mit Abzeichen und Ausweis wirkt". Wenn nicht, wird eben die Polizei verständigt. Und es setzt Geldbußen.

Mehr als 100 Gruppen und Einzelpersonen übernachten an einem sommerheißen Wochenende an der oberen Isar. Das teilt Sabine Walter vom Fachgebiet Naturschutz am Landratsamt mit. Steger sagt dazu, Ziele an der Isar würden häufig im Internet gepostet. Eine Menge Arbeit also für die Isarranger, zu denen nun auch Hanus gehört. Mit seinem Großvater sei er oft am Fluss unterwegs gewesen, sagt der junge Landwirt. Die Isar sei nicht bloß ein schönes Fleckchen Erde. "Sie ist unsere Heimat, sie ist wichtig für uns."

© SZ vom 28.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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