Bad Heilbrunner Ortsmitte:Absage an "Lego-Baukasten"

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Manche Heilbrunner würden Elemente der Architekten-Modelle gerne mischen, Stadtplaner Stefan Hofer warnt davor.

Von Klaus Schieder, Bad Heilbrunn

Seine Bitte formulierte er eindringlich. "Nehmen Sie das alles ernst", sagte Architekt Peter Scheller vom Münchner Büro "Palais Mai" den etwa 180 Zuhörern in der Bürgersammlung am Montag in Bad Heilbrunn. Und nochmals: "Nehmen Sie die von der Jury ausgewählten Architekten ernst." Irgendwelche Anzeichen, die Teilnehmer würden die 13 eingereichten Entwürfe leichtfertig abtun, waren den Wortmeldungen im kleinen Kursaal allerdings nicht zu entnehmen.

Gemeinderat Bernd Rosenberger (Grüne) mahnte zum Beispiel an, den Weg zu einem neuen Ortszentrum von Bad Heilbrunn mit den Fachleuten weiter zu gehen. "Wir müssen bei einer strukturierten Arbeitsweise bleiben." Wolfgang Ott vom Bürgerforum "Bad Heilbrunn lebt" äußerte sich ähnlich: "Stadtplanung ist etwas Professionelles." Und für Dieter Kugler förderte der Realisierungswettbewerb, an dem sich 13 Architekturbüros beteiligten, "viele tolle Vorschläge" zutage.

Michael Laubender fordert einen sensiblen Eingriff. (Foto: Manfred Neubauer)

Allerdings gab es auch andere Stimmen. Michael Laubeneder fände es "äußerst kritisch", lediglich einen Entwurf zu favorisieren. Dorfplätze oder Markthalle seien an sich eine gute Sache, meinte er. "Die Frage ist nur, wie sensibel oder wie brachial in vorhandene Strukturen eingegriffen wird." Eine grundsätzliche Ausrichtung vermisst Ernst Hauer. Mit den Plänen der einzelnen Architekten habe man zwar Hardware bekommen, eine Software fehle jedoch, monierte der frühere Gemeinderat. Ob Bad Heilbrunn bloß ein Wohn- und Schlafort für Angestellte umliegender Betriebe werde oder doch seine Möglichkeiten im Fremdenverkehr ausnutze, dazu habe er "nichts gehört." Mit dem Wettbewerb gehe man den zweiten Schritt vor dem ersten, sagte Hauer. Auch für Uwe Martens ist "eine Vision, wohin es mit Bad Heilbrunn eigentlich gehen soll, das Wichtigste". Solchen Argumenten hielt Bürgermeister Thomas Gründl (CSU) entgegen: "Wenn wir wüssten, wohin Bad Heilbrunn in zehn Jahren gegangen ist, dann bräuchten wir keinen Realisierungswettbewerb."

An der Größe des geplanten Hotels stieß sich Gemeinderat Norbert Deppisch (Grüne). Ein Haus mit 120 Betten bedeute eine Investition von mehr als 25 Millionen Euro, meinte er. Niemand werde eine solche Summe in Bad Heilbrunn ausgeben, ohne eine Gegenfinanzierung zu bekommen. Dies bedeute jedoch, "man müsste Bad Heilbrunn mit Einfamilienhäusern zubauen." Die genannten Hotelgröße rechtfertigte Gründl, weil sich ein Betrieb erst ab 120 Betten überhaupt rechne. "Ob das in Bad Heilbrunn realistisch ist, sei dahingestellt." Darüber müsse man mit potenziellen Investoren sprechen, von denen sich schon einige bei ihm gemeldet hätten.

Norbert Deppisch (Grüne) stört sich an der Größe des Hotels. (Foto: Hartmut Pöstges)

Ein Absage erteilte Stefan Hofer vom Stadtplanungsbüro Lars Consult Rednern, die vorschlugen, gewünschte Komponenten der einzelnen Architekten-Modelle zusammenzubringen. Eine Wahlfreiheit gebe es nicht, sagte er. "Das ist nicht wie in einem Lego-Baukasten." Außerdem glaube er nicht, dass so eine Ortsentwicklung entstehe, "die Sie wirklich wollen". Für Gründl wäre es nicht ausgeschlossen, einen Bestandteil aus einem anderen Konzept zu übertragen. Aber: "Darüber muss man mit dem Architekten verhandeln."

© SZ vom 07.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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