Ausstellung:Klänge aus dem Universum

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Klaus Fessmann benetzt beide Hände mit Wasser und versetzt den Stein durch Reibung auf beiden Seiten in Schwingung. (Foto: Hartmut Pöstges)

Vernissage im Hollerhaus "Vorbild Isar" wird passend begleitet von der "Musik der Steine"

Von Sabine Näher, Icking

Großer Andrang herrscht im Hollerhaus, als am Samstag die Ausstellung "Vorbild Isar - Eine Flussreise des Wolfratshauser Foto- und Film-Künstlers Sigi Menzel" eröffnet wird. Die Bilder sind nur zum Teil auf den ersten Blick als Flussabbildungen zu erkennen, da sie mit Farben und Formen verfremdet sind, die man nicht spontan mit dem Wasser assoziiert.

"Das Originalbild hat die Isar geliefert", erklärt Menzel, der durch seine Tätigkeit als Regisseur und Filmemacher beim Bayerischen Fernsehen, insbesondere durch seine jahrzehntelange Mitwirkung bei der Sendung "Bergauf- Bergab", sowie als technischer und künstlerischer Leiter des internationalen Bergfilmfests in Tegernsee Bekanntheit erlangte. "Aber was wir hier sehen, soll nicht die Natur abbilden, sondern Momente aus dem Sein der Isar heraus greifen, Momente der Bewegung, des Lichts, des Schattens festhalten.". Der Betrachter solle sich einlassen auf diese Momentaufnahmen. "Die Isar wird benutzt, zur Sportarena gemacht", beklagt der Künstler. Das Erlebnis Isar, der Mythos Isar gehe darüber verloren. Mit seinen Bildern möchte Menzel zur Beschäftigung damit animieren, "was die Isar eigentlich ist".

Vernissagen wie diese werden oft mit musikalischen Beiträgen umrahmt. Dass die dann auch inhaltlich zum Thema passen, kommt eher selten vor. Im Hollerhaus kommt es dagegen zu einem kongenialen Zusammentreffen. Klaus Fessmann, Komponist, Pianist und Klangexperte, der am Mozarteum in Salzburg lehrt und in Iffeldorf lebt, erweckt seine "Musik der Steine" zum Leben. Vor ihm steht ein schwarzer Stein, ein Gabbro, eine Granitart aus Südindien. Er benetzt beide Hände mit Wasser und versetzt den Stein durch Reibung auf beiden Seiten in Schwingung. Ganz ungewöhnliche, sphärische Klänge entstehen dabei, die eine besondere Atmosphäre schaffen. Klänge aus dem Himmel oder der Erde, dem Universum, woher auch immer - ihrer Wirkung kann sich niemand entziehen. Menzel sagt über Fessmann: "Seine Musik berührt die Zuhörer. Und was er musikalisch macht, möchte ich mit meinen Bildern auslösen, nämlich Sie zum Innehalten zu bewegen." Nach einem gemeinsamen Filmprojekt sei er davon überzeugt gewesen, dass keiner seine Ausstellung musikalisch besser beleuchten könne als dieser mit seiner "Musik der Steine".

Auch Hermann Magerer, angekündigt als "das Urgestein der alpinen Szene in Bayern, Fernsehregisseur, Sportjournalist, Bergsteiger, Schriftsteller und Erfinder der seit 41 Jahren erfolgreichen BR-Sendung Bergauf-Bergab", zeigt sich von den ungewohnten Klängen angetan. Er sei immer wieder gefragt worden, ob er Transzendenz-Erfahrungen auf den Berggipfeln gemacht habe, ob man Gott dort näher sei. "Ja, es hat etwas Sphärisches, was Angst machen und zugleich beruhigen kann", sei dann stets seine Antwort gewesen. Und ähnlich habe er nun Fessmanns Musik empfunden. Eine schöne und zutreffende Beschreibung. Mit Menzels Bildern fremdelt Magerer dagegen noch ein wenig: "Mir wäre es lieber gewesen, du hättest sie mit dem Pinsel gemalt", gesteht der 81-Jährige, der sein Unbehagen angesichts der zunehmenden Digitalisierung der Welt einräumt.

Wie schön, dass die Eröffnung mit der "Musik der Steine" zu Ende geht, die alle berührt. Und Klaus Fessmann hat noch einen Tipp für alle, die nachts nicht schlafen können: "Im BR gibt es kleine Filme von fünfeinhalb Minuten Dauer, wunderschöne Naturaufnahmen, dazu meine Steine-Musik." Das sollte man sich merken.

Öffnungszeiten der Ausstellung (bis 23. Oktober): Donnerstag bis Sonntag 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung, 08178/4408. Jeweils von 17 bis 17.30 Uhr wird der Film "Vorbild Isar" gezeigt.

© SZ vom 10.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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