Aufschwung an der Kreisklinik:Geburtsort: Wolfratshausen

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261 Babys kamen im vergangenen Jahr in der Abteilung zur Welt, die Zahl soll nach der Schließung der Kreißsäle in Bad Tölz auf 800 steigen. Zum Infoabend kommen jetzt schon doppelt so viele werdende Mütter und Väter

Von Peter Buchholtz, Wolfratshausen

Auch an diesem Informationsabend zum Thema "Geburtshilfe" hat Hebamme Simone Färber-Meisterjahn wieder alle Hände voll zu tun. Zwar ist der Ansturm nicht ganz so groß wie im Vormonat - da waren 27 Paare in die Kreisklinik gekommen. Doch mit 20 Paaren sind auch jetzt noch deutlich mehr der Einladung gefolgt als die zehn bis 15 Paare, die es im Schnitt vor der Schließung der Geburtshilfe in Bad Tölz waren.

Sowohl der große, als auch der kleine Kreißsaal sind eigentlich zu klein, für die große Gruppe, die Simone Färber-Meisterjahn durch die Kreisklinik führt. So bilden sich auch vor den Zimmern kleine Trauben werdender Mütter und Väter, die aufmerksam in die Räume hineinlauschen. Im großen Kreißsaal zeigt die Hebamme das Entspannungsbad, das viele Schwangere wählen, um dort während der Wehen oder sogar bis zur Geburt zu verweilen. "Wenn man sich im Wasser wohlfühlt, ist das eine gute Möglichkeit, um sich zu entspannen", sagt Färber-Meisterjahn. Ab der 36. Woche seien in der Kreisklinik alle Schwangeren willkommen, vorher müssten sie an andere Kliniken weitergeleitet werden, "um allen Risiken aus dem Weg zu gehen", sagt Färber-Meisterjahn.

Die Hebamme Simone Färber-Meisterjahn (r.) führt 20 Paare durch die Räume der Wolfratshauser Geburtshilfe. (Foto: Hartmut Pöstges)

Nach dem Ende der Geburtshilfe in Bad Tölz soll die Station in Wolfratshausen gestärkt werden: Gab es im Vorjahr noch 261 Entbindungen an der Kreisklinik, hat Geschäftsführer Hubertus Hollmann ein Ziel von 800 Geburten ausgegeben. Der Aufsichtsrat hat dazu Anfang April erstmals ein Stufenmodell diskutiert. Gelingen soll dies in Kooperation mit dem Perinatalzentrum in Starnberg. Zunächst soll die bestehende Belegabteilung durch Einbindung der Tölzer Ärzte und Hebammen wachsen. Später soll die Station zu einer Hauptabteilung aufgewertet werden. Dafür müssen aber noch einige Punkte geklärt werden: So werden etwa wesentlich mehr Einbettzimmer, eine neue Babyversorgungseinheit und neue Ausstattung für den zweiten Kreißsaal benötigt. Bei 800 Geburten im Jahr wäre auch ein dritter Kreißsaal nötig. In den beiden bestehenden liegt die Kapazität bei 450 Entbindungen im Jahr.

Wer sich im Wasser wohlfühlt, kann im Entspannungsbad im großen Kreißsaal während der Wehen oder sogar bis zur Entbindung verweilen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Was denn passiere, wenn die Kreißsäle belegt sind, will ein werdender Vater wissen. "Wir gehen erst mal ins Wehenzimmer, damit ist nicht sofort das Entbindungszimmer belegt", antwortet Simone Färber-Meisterjahn. Also werde niemand weggeschickt, wie man es derzeit aus München hört, hakt der Mann weiter nach. "Das wird hier nicht passieren", sagt die Hebamme. Im Notfall würden auch Risikogeburten durchgeführt, damit das Kind nicht ohne Hebamme auf der Autobahn zur Welt komme. Die Verlegung finde dann danach statt, bestätigt Belegarzt und Gynäkologe Manfred Stumpfe. Für den Fall, dass es einem Kind nach einer Geburt nicht gut geht, ist die Klinik mit einer Reha-Einheit ausgerüstet. "Sollte ein Kind ganz schlecht dran sein, kommt der Babynotarzt und verlegt das Kind", sagt Färber-Meisterjahn. Für kleinere Komplikationen, etwa eine zu niedrige Körpertemperatur, ist die Kreisklinik mit Wärmebettchen ausgestattet.

Um eine Geburt in der Kreisklinik anzumelden, sollten Schwangere spätestens sechs Wochen vor der Entbindung anrufen, um einen Termin zu vereinbaren. "Sie kommen mit Mutterpass und Versichertenkarte, dann ist der Papierkram schon mal erledigt", sagt Färber-Meisterjahn. Üblich sei nach der Geburt eine Unterbringung im Zweibettzimmer, außer es ist ein Familienzimmer gewünscht, dessen Verfügbarkeit aber von der Belegung der Station abhänge. "Nach drei bis vier Tagen werden die meisten von uns entlassen", sagt die Frauenärztin Ileana-Maria Niculescu.

© SZ vom 20.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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