Asylsuchende:Platz für 120 Menschen

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Der Besitzer des früheren KC-Möbelhauses möchte das Gebäude gerne für die Aufnahme von Asylbewerbern zur Verfügung stellen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Der Landkreis würde im früheren Möbelhaus in Geretsried gerne Flüchtlinge unterbringen. Bürgermeister Müller steht der Idee positiv gegenüber, die Regierung von Oberbayern prüft den Antrag

Von Barbara Brießmann, Geretsried

Zuflucht in Verkaufsräumen: Die Pläne für die Unterbringung von Asylbewerbern im früheren KC-Möbelhaus in Geretsried nehmen konkrete Formen an. Der Landkreis würde in dem leer stehenden Gebäude gerne 120 Flüchtlinge unterbringen. Die Regierung von Oberbayern prüft den Antrag, die Stadt wird, sollte das Verfahren durchgehen, mit eingebunden.

Im vergangenen Jahr wurde das Möbelhaus geschlossen. Der Hauseigentümer, die KFV-Immobilienverwaltungs GmbH aus Gräfelfing, sucht seither vergebens nach einem gewerblichen Nachmieter. So entstand die Idee, in dem Bau Asylbewerbern eine Unterkunft zu geben. Der Antrag wurde vor etwa einem halben Jahr von der Regierung von Oberbayern abgelehnt. Wie der Geretsrieder Bürgermeister Michael Müller (CSU) sagt, habe sich das der Hauseigentümer "zu Herzen genommen". Er beauftragte einen Architekten und begann, die Mängelliste der Regierung abzuarbeiten. So werden jetzt unter anderem genügend sanitäre Anlagen eingebaut. Im Erdgeschoss sollen Läden entstehen.

Bürgermeister Müller wurde vom Landratsamt "frühzeitig informiert", dass umgeplant und umgebaut wird, sobald es grünes Licht aus München gibt. Noch in diesem Jahr sollte das ehemalige Möbelhaus bezugsfertig sein. "Doch daran glaube ich nicht", sagt Müller. "Das wird zeitlich nicht zu schaffen sein." Außerdem müsse im Vorfeld auch noch das Bauamt der Stadt eingeschaltet werden, nicht nur wegen der Nutzungsänderung. Darin sehe er aber kein Problem.

Dass die Geretsrieder Probleme machen, hofft Müller nicht. "Natürlich werden ein paar Stimmen laut werden, warum so viele Flüchtlinge und warum gerade hier", glaubt der Bürgermeister. Aber der Landkreis versuche ja, die Menschen gerecht auf die einzelnen Gemeinden aufzuteilen. Dass die Zahl der Flüchtlinge immer weiter ansteige, das wisse jeder. "Sie müssen ja auch irgendwo unterkommen."

Was ihn aufregt, sind diejenigen, "die eine Schiffskatastrophe im Mittelmeer bejammern, aber dann meckern, wenn Menschen in ihrer direkten Nachbarschaft Asyl suchen". Die Flüchtlinge kämen hier an. "Da ist es unsere Aufgabe, sie auch menschenwürdig unterzubringen." Vor der Realität könne sich hier niemand verschließen. "Ich stelle mich bestimmt nicht dagegen, wenn der Landkreis im KC-Möbelhaus Flüchtlinge unterbringen kann." Landrat Josef Niedermaier verhandelt ebenfalls noch über die Möglichkeit, den Jodquellenhof in Bad Tölz für Asylbewerber zu öffnen. In Wolfratshausen geht es um das ehemalige Forstamt an der Königsdorfer Straße, das Kloster Beuerberg könnte 60 Flüchtlingen ein Dach über dem Kopf bieten. In Lenggries gibt es einen Container für 70 Personen, in Schlehdorf leben 40 Flüchtlinge.

Was der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen vermeiden will: die Unterbringung der Menschen in Turnhallen wie im Nachbarlandkreis Miesbach. Die Umwandlung des Möbelhauses in Geretsried für 120 Flüchtlinge wäre "in der momentanen Situation sicherlich eine große Entlastung", sagt Müller. Dass die Asylbewerber eine Belastung für seine Stadt werden könnten, glaubt er nicht. "Geretsried hat so viele Flüchtlingswellen bewältigt", sagt Müller. Trotzdem appelliert er an die Solidarität in seiner Kommune.

© SZ vom 24.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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