Amtsgericht:Wüste Tiraden per Whatsapp

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Ein 23-Jähriger macht einer Frau mit Handynachrichten Angst und wird verurteilt

Von Benjamin Engel, Wolfratshausen

Nur noch Angst spürt eine 22-jährige Frau aus dem Landkreis Ende 2017. Ein 23-jähriger Münchner hat ihr Profil auf dem sozialen Foto-Netzwerk Instagram entdeckt und will sich mit ihr treffen. Als sie ablehnt, schreibt er der Arzthelferin wüste Tiraden auf Whatsapp. Er beschimpft sie als "Hure". Er droht ihr, mehr über ihr Leben zu wissen als sie selbst, sogar, wo sie arbeite. Er werde es ihr mal zeigen und ihren Freund "tot klatschen", wenn sie sich nicht bei ihm melde, so heißt es in einer Nachricht. Die junge Frau weiß sich nicht mehr anders zu helfen und alarmiert die Polizei, die den Täter ermittelt.

Vor dem Wolfratshauser Amtsgericht begegnen sich der Mann und die junge Frau am Montag erstmals persönlich. Amtsrichter Helmut Berger kann das Verhalten des Angeklagten nicht fassen. "Es ist unvorstellbar, was sich da so abspielt in den sozialen Netzwerken", sagt er. Den Mann, der die Tiraden gesteht, verurteilt er zu einer Bewährungsstrafe von sechs Monaten wegen Beleidigung.

Dem Angeklagten hatte die Frau den Zugriff auf ihr anonymisiertes Instagram-Konto erlaubt. Wie sie schildert, habe er sich mit ihr treffen wollen. "Ich hatte aber einen Freund seit fünf Jahren und war sehr glücklich", berichtet sie. Daher habe sie dem Mann geschrieben, keinen Kontakt haben zu wollen. Ein paar Tage später seien dann die ersten Whatsapp-Nachrichten mit den Beschimpfungen gekommen.

Wenn der Anklagte sie nur einmal beschimpft hätte, wäre es ihr egal gewesen, sagt sie. Doch die Nachrichten seien weit darüber hinausgegangen. "Das hat mir ehrlich gesagt, Angst gemacht", erzählt sie. Auf Drängen ihres Freundes sei sie dann zur Polizei gegangen. Bei der jungen Frau entschuldigt sich der Angeklagte im Gerichtssaal. Er räumt ein, dass so etwas niemals hätte passieren dürfen. Doch rechtfertigt er sich damit, dass damals seine Freundin mit ihm Schluss gemacht habe. Er habe getrunken und zu viel im Kopf gehabt. "Ich bin eigentlich der liebevollste Mensch der Welt", erklärt der Mann.

Das jedoch bezweifelt Richter Berger wegen der vielen Eintragungen in dessen Bundeszentralregister. Noch im Januar hatte der Angeklagte ein Bild einer weiteren Frau auf Instagram hochgeladen und diese zum Sex angepriesen. Das Münchner Amtsgericht hatte ihn zu einer Geldstrafe verurteilt. Dass der Mann das trotz laufender Ermittlungen gegen ihn gemacht habe, versteht Richter Berger nicht. Angesichts der massiven Bedrohungen komme nur eine Freiheitsstrafe - allerdings zur Bewährung - infrage. Die könne noch einmal zur Bewährung ausgesetzt werden. Zudem müsse der Mann 500 Euro Schmerzensgeld an die Frau sowie 500 Euro an den Verein "Frauen helfen Frauen" zahlen. Der Frau habe er Angst eingejagt. "Ich verstehe es nicht", so Berger.

© SZ vom 20.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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