Altenpflege:Die Kommunen sind gefordert

Lesezeit: 1 min

Die neue Tagespflege in Bad Tölz ist wichtig. Angesichts der zu erwartenden demografischen Entwicklung im Landkreis ist die Einrichtung aber nur ein Tropfen auf dem heißen Stein

Kommentar Von Klaus Schieder

Die neue Tagespflege in Bad Tölz ist, ebenso wie jene in Geretsried, mehr als notwendig. Von einem Lückenschluss kann bei zusammengerechnet 36 Plätzen für den gesamten Landkreis allerdings schon jetzt nicht die Rede sein. Wenn in zehn Jahren fast 500 vollstationäre Pflegeplätze mehr benötigt werden als derzeit vorhanden - ein Plus von knapp 50 Prozent -, dann lässt sich leicht prognostizieren, wie stark die Zahl der Senioren ansteigen wird, die von einem ambulanten Pflegedienst abhängig sind. Oder von einem Angehörigen, der aber auch mal eine Auszeit braucht. Bei solchen Hochrechnungen dürfte es den meisten Gästen bei der Einweihungsfeier der Tölzer Tagespflege leicht mulmig zumute geworden sein, gehören sie doch auch schon zur Generation 50 plus.

Um sich auf diese Situation vorzubereiten, hat der Landkreis die erforderlichen Vorarbeiten mit dem seniorenpolitischen Gesamtkonzept geleistet. Der Rest ist vor allem Sache der Kommunen im Zuge der Daseinsvorsorge. Dazu gehört nicht bloß, für eine ausreichende Zahl an Kurzzeit-, teil- und vollstationären Pflegeplätzen zu sorgen. Ebenso wichtig ist auch, günstige Wohnungen für Kranken- und Altenpfleger bereitzustellen, die skandalös unterbezahlt sind. Schließlich funktionieren manche Krankenhäuser und Seniorenheime in Großstädten bereits heute nur noch mit Not und Mühe, weil das Pflegepersonal fehlt, das sich das Leben dort nicht leisten kann. Das sollte eine Warnung für die Kommunen im Landkreis sein.

Und vielleicht denkt ja auch der eine oder andere Wohnungsbesitzer und Vermieter einmal darüber nach, dass er in nicht zu ferner Zukunft selbst alt sein wird. Und wie er sich dann ohne Pflegekraft, die all die teuren und noch teureren Mieten nicht zahlen kann, ganz alleine auf die Toilette schleppt.

© SZ vom 29.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: