Adventszeit:Wo das Wünschen noch hilft

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Die professionelle Märchenerzählerin Ursula Weber (vorne) wird beim diesjährigen Drachengold-Festival von drei Musikanten unterstützt: Martin Regnat, Eva Frauenrieder und Lugh Harrison (von links) (Foto: Manfred Neubauer)

Ursula Weber erzählt beim fünften Drachengold-Festival weihnachtliche Geschichten, die Kindern Halt und Erwachsenen Denkanstöße geben sollen

Von Petra Schneider, Bad Tölz

Man möchte Ursula Weber gerne länger zuhören, wenn sie mit ihrer ruhigen, ausdrucksstarken Stimme die Geschichte vom Holzfäller erzählt, der im Wald einen Christbaum schneiden will. Von einem Engel wird er um Aufschub gebeten, damit die kleine Fichte länger wachsen kann. Dafür hat er einen Wunsch frei. Aber so einfach ist das nicht, mit dem Wünschen - denn was braucht es wirklich, um glücklich zu sein? Um Geschichten vom Wünschen und Träumen geht es im Drachengold-Festival, das heuer zum fünften Mal von Weber und ihrem Verein "Kulturschatzhüter" organisiert wird und am Donnerstag, 7. Dezember, in Bad Tölz startet.

In diesem Jahr entführen die Geschichtenerzähler ihre Gäste in verschneite Winterwälder ebenso wie ins weihnachtliche New York. "Machts doch mal Geschichten zum Advent", hätten sich viele treue Zuhörer gewünscht, sagt Weber. Dem wolle man gerne nachkommen und außerdem verstärkt Akzente durch Musik setzen: Eva Frauenrieder (Harfe, Flöte), Lugh Harrison (Fagott, Percussion) und Martin Regnat (Ziach, Gitarre) ergänzen die Geschichten mit stimmungsvoller Adventsmusik, nicht nur aus dem Alpenland. Eine kleine Kostprobe gaben die Musiker beim Pressetermin und ließen mit einem schwungvollen "Frosty The Snowman" die Vorfreude auf ein Winterwonder-Oberland aufblitzen.

Der Weihnachtszeit wohne ein besonderer Zauber inne, sagt Weber. Und so können sich große und kleine Leute an drei Tagen verzaubern lassen: Am 7. Dezember wird das "Drachengold"-Festival in den Räumen der Tölzer AOK eröffnet (15 Uhr), um 16 Uhr ziehen Erzählerin und Musikanten in die Stadtbibliothek weiter, anschließend sind sie in der Raiffeisenbank auf der Flinthöhe zu Gast (17 Uhr). Jeweils 30 bis 40 Minuten dauert ein Set, neun verschiedenen Geschichten kann man an den drei Stationen lauschen.

Eine Woche darauf, am Donnerstag, 14. Dezember, ist Märchenzeit in Geretsried mit den Stationen Jugendtreff Ein-Stein (15 Uhr), AOK (16 Uhr) und Stadtbücherei (17 Uhr). Höhepunkt des diesjährigen Festivals werde die Veranstaltung am Christkindlmarkt in der Tölzer Marktstraße, sagt Weber: Am Sonntag, 17. Dezember, gibt es dort eine "Bayerische Weihnacht" mit adventlicher Musik, "frech und berührend schön" (16 Uhr). Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei, "dank der Unterstützung der Städte und Sponsoren, die dem Drachengold-Festival die Treue gehalten haben", so Weber.

Vor fünf Jahren ist die gelernte Grund- und Mittelschullehrerin aus ihrem Beruf ausgestiegen und hat ihre Passion zur Profession gemacht. Bereut habe sie diesen Schritt nie, trotz aller finanzieller Unwägbarkeiten, die ein Leben als freiberufliche Märchenerzählerin mit sich bringe. Immer neue Geschichten für Kinder und Erwachsene habe sie entdeckt, "die Faszination ist für mich größer geworden". Sie erklärt das so: Live-Erzählungen regten die Fantasie stärker an als die von Medien servierten "Fast-Food-Geschichten" mit ihren vorgegebenen Bildern. "Sie fordern aktive Auseinandersetzung statt passiven Konsum." Märchen seien durch ihre bildhafte Sprache heilsam für die Seele; in einer Welt, die von Rationalität geprägt sei, könnten sie besonders Erwachsene auf ganz eigene Weise berühren. "Die Geschichten sind nicht immer nur nett", sagt Weber. Aber sie zeigten Wege aus krisenhaften Situationen, die Kindern Halt und Erwachsenen Denkanstöße geben könnten.

Den Drachen als Namensgeber und Symbol für das Festival hat der Verein gewählt, weil diese mythische Figur als "Hüter des Schatzes" gelte. "Und Geschichten und Musik sind unsere kulturellen Schätze", sagt Weber. Ob es im kommenden Jahr wieder ein Drachengold-Festival geben wird, steht allerdings in den Sternen - der ehrenamtliche Aufwand sei enorm. Aber vielleicht habe sie ja einen Wunsch frei, wie der Holzfäller, sagt Weber: "Dann wünsche ich mir weiterhin Unterstützung."

Infos unter www.drachengold-festival.de

© SZ vom 14.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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