Westkreuz:Heraus aus dem Nischendasein

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Mehr auf Kommunikation angelegt werden soll das verschachtelte Forum am Westkreuz. Bislang haben dazu zwei Workshops mit Bürgern stattgefunden. (Foto: Stephan Rumpf)

Heller, übersichtlicher, besser beschildert: Bei der geplanten Umgestaltung des Forums am Westkreuz greifen die Architekten Anregungen der Bürger und Eigentümer auf, um das Ladenzentrum einladender zu machen

Von Ellen Draxel, Westkreuz

Die Planer waren gründlich. Praktisch jede Anregung aus dem Rundgang und Workshop Mitte Juli mit Bürgern, Gewerbetreibenden und Eigentümern ist in die Entwürfe eingeflossen, die am Donnerstagabend auf dem Tisch lagen. Das veraltete Forum am Westkreuz, ein verwinkeltes Bauwerk aus den Achtzigerjahren mit einer Mischung aus Einzelhandel, Dienstleistung und Wohnungen, soll zukunftsfähig saniert werden. Bei einem zweiten Workshop mit rund 50 Bürgern stellten die Architekten die Konzepte nun zur Disposition. Es sind Vorschläge, noch keine Entscheidungen.

"Das Forum", hatte Landschaftsarchitekt Horst Kübert bereits im Juli konstatiert, "ist zu wenig auf Kommunikation ausgelegt". Es mangele an Offenheit und Übersichtlichkeit, statt Sichtachsen gebe es viele kleine Nischen. Aus den Hochbeeten zum Beispiel wachsen hohe Bäume und Sträucher - ein grüner Pluspunkt, der erhalten, aber neu modelliert werden soll. Bislang, findet Kübert, könne die Baumkulisse als "Abriegelung" wahrgenommen werden. Die Idee ist daher, den Beeten künftig eine stromlinienartige Form zu geben, die die Aufgabe hat, in und durch das Forum zu lenken. Die Ränder der Hochbeete könnten als Sitzgelegenheiten genutzt werden. Um den Blick freizugeben und bunte Akzente zu setzen, sollen die Bäume weitgehend erhalten, der Unterwuchs aus Rasen und Büschen jedoch durch niedrige Stauden ersetzt werden.

Im Außenbereich längs der Aubinger Straße dagegen, dem Hauptentree ins Ladenzentrum, halten die Planer eine Auslichtung des Bewuchses für sinnvoll. Erstens, um Besuchern den Zugang zum Forum zu erleichtern, der bisher kaum zu erkennen ist. Und zweitens, um die Atmosphäre zu verbessern. Gewerbe-Immobilien-Eigentümerin Charlotte Gabler hatte schon im Juli gefordert, das "Gestrüpp" an dieser Ecke zu entfernen. Damit es dort nicht mehr "so modrig" rieche.

Als Barriere und "sinnlos wie ein Kropf, weil nie genutzt", empfinden die Bewohner auch die Rutsche an der S-Bahn-Seite und den Sandkasten beim Parkplatz. Beides soll nun weg, als Alternative greifen die Architekten eine Grundidee Gablers auf. Die Eigentümerin hatte angeregt, anstelle des trostlosen Tiefgaragenzugangs einen "mit mehreren Ebenen gestalteten Hybrid aus Auf- und Abgang, Sitzgelegenheiten und Spielplatz" zu schaffen, ergänzt vielleicht mit einer Skulptur. Ein weiterer Anziehungspunkt könnte ein Feld mit Wasserfontänen am Eingang des Forums von der S-Bahn her sein. Geprüft werden soll zudem, ob der Parkplatz an der Friedrichshafener Straße entfallen kann. Für die Anwohner wirkt er wie ein "Fremdkörper".

Das größte Problem für Nutzer wie Gewerbetreibende aber ist die schlechte Erschließung des Forums. Am Westkreuz leben viele ältere Menschen, ein Seniorenwohnheim grenzt direkt an das Ladenzentrum. "Wir brauchen einen anderen Fußboden, das hat oberste Priorität", meinte eine 69-Jährige bereits im Sommer beim Rundgang. Deshalb sollen jetzt sowohl der holprige, inhomogene Bodenbelag als auch die vielen Treppen optimiert werden. Vorgeschlagen wird ein glatteres, relativ helles, rechteckiges Betonpflaster in verschiedenen Größen und Farbabstufungen. Die Stufen an der Aubinger Straße wollen die Planer "weniger steil und teilweise verbreitert" ausbilden. Auch die Rampenführung soll verändert werden.

Um den Wirrwarr mit jeder Menge Werbeschildern zu beseitigen, übernehmen die Architekten einen Vorschlag von Sonja Schiller. Die Pächterin des Bistros im zentral gelegenen Pavillon weiß um das Problem mit der Auffindbarkeit und hat gebeten, "an den zentralen Eingängen große Orientierungstafeln aufzustellen". Zusätzlich ist geplant, die Vordächer vor den Geschäften großzügiger und heller zu gestalten, sodass die Ladenschilder bereits aus der Ferne lesbar sind. Die Vordächer sollen als "räumliche Klammer" dienen und bei Regen Besucher trockenen Fußes durch das Ladenzentrum führen.

Auch für die engen und dunklen Zugangs-Passagen ins Forum, von Architekt John Höpfner wenig schmeichelhaft als "Schleusen" oder "Nadelöhre" bezeichnet, existieren inzwischen Lösungen: Vorgeschlagen werden ein hellerer Belag, eine bessere Beleuchtung und zur Belebung der Hauptpassage eventuell die Öffnung der Läden zum Durchgang hin. Die Architekten, das beweist die Resonanz an diesem Abend, haben gut zugehört. Nicht detailliert ins Visier genommen haben sie bislang den Platz vor dem Bürgersaal. Das Zentrum ist das integrative Herzstück des Westkreuzes und sollte daher, findet der Vorsitzende der Interessenvereinigung der Westkreuz-Siedlung, Johann Slezak, entsprechend gewürdigt werden. Sein Wunsch: eine attraktivere Gestaltung des Eingangs und des Biergartens.

Noch gibt es keine endgültigen Entwürfe. Erst wenn die Anregungen aus dem zweiten Workshop eingearbeitet sind und Kostenschätzungen vorliegen, entscheidet sich, welche baulichen Umgestaltungen möglich sind. Bezahlen müssen die Sanierungen schließlich nicht nur die Stadt, der Bund und das Land, sondern auch die Eigentümer. Gewerbetreibende, die neues Mobiliar anschaffen möchten, können mit einem Zuschuss rechnen, wenn sie Tische, Stühle oder Warenstellagen aus einem für das Forum gültigen Gestaltungshandbuch auswählen.

© SZ vom 24.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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