Westend:Menschen fischen

Lesezeit: 2 min

Orgel-Schlachten und Andachtstänze als "neue Form der Verkündigung"

Von Andrea Schlaier, Westend

So weit ist der Weg gar nicht: Von der über gebogene Haselnusszweige gespannten Polyesterfolie, die mit Kabelbinder in Form gehalten wird, bis zum ältesten Symbol der Christenheit: Fisch bleibt Fisch. Bei Lothar Götter, Künstler aus dem Westend, schwebt eine alltagstaugliche Interpretation davon von diesem Samstag, 24. September, an im Kirchenraum von St. Rupert am Gollierplatz.

Er eröffnet hier um 18.30 Uhr die interaktive Reihe "Laborarium" der Erzdiözese München und Freising ( siehe Interview) mit der Frage ohne Fragezeichen: "Was ist das für so viele." Pfarrer Rainer Hepler vom Fachbereich Kunstpastoral St. Paul begleitet den Abend theologisch. Die stille Installation, die Götter übrigens gemeinsam mit Projektinteressierten gestaltet hat, und ihre leise Interpretation konterkariert ein mächtiger Klang: Axel Nitz liefert dem Publikum auf den beiden historischen März-Orgeln eine "Orgel-Battle".

Auf dieses Prinzip setzen alle fünf Veranstaltungen des Reigens: Bildende, darstellende und szenische Künstler binden Besucher auf unterschiedlichste Art in ihre Arbeit ein und nähern sich, begleitet von Theologen und dem experimentellen Sound der Musiker-Plattform "Ascending Voices", auf ungewöhnliche Weise der Spiritualität an. Die Veranstalter sprechen von einer "neuen Form der Verkündigung". Deshalb finden sich die einzelnen Termine - bis auf eine Ausnahme - auch auf dem Platz der samstäglichen Vorabendmesse.

"Warum scheitern Begegnungen und wann gelingen sie?" fragt am 8. Oktober, 18.30 Uhr, Peter Jolesch, ehemaliger Tänzer am Bayerischen Staatsballett. Sein Kirchenpublikum darf sich ohne Scheu körperlich von ihm einfangen lassen - so auch von sphärischem Sound und Texten der Gemeindereferentin von St. Rupert, Elisabeth Stanggassinger.

Der Sonntag, 23. Oktober, 19 Uhr, steht im Zeichen von Andreas Götz und der "Ascending Voices". In der Gruppe versuchen sich Musiker und Komponisten zusammen mit Hörern an klanglichen Experimenten. Radikale Einfachheit und Skurrilität machen das aktuelle Projekt aus, inspiriert vom Sound des Minimalisten Eric Satie. John Cages Chorwerk "Four 2" wird dem "Agnus Dei" von Cipriano de Rore gegenübergestellt. In "Mars Aeliptica" von Rafael Ferreyra entwickeln zwei Orgeln und der erste Synthesizer "Moog" gewaltige Klangwogen. Den Schlusspunkt setzt die Uraufführung von Rupert Hubers "Man-Sung", das von einer chinesischen Riesentrommel in Schwingung versetzt wird. Teil einer Raum-Choreografie wird das St. Rupert-Auditorium am Samstag 5. November, 18.30 Uhr. Die Bewegungssprache liefert Tanzperformerin und Trauertänzerin Helga Seewann, die sich mit Hand- und Armhaltungen in allen Religionen auseinandersetzt. Die Gäste sollen die Möglichkeit haben, über entsprechenden Gestus den spirituellen Raum der Kirche zu erspüren und den sakralen Raum durch ihre Bewegungen zu illuminieren.

© SZ vom 24.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: