Es ist ganz naheliegend, dass die Tänzerin und Choreografin Christine Hasting auf immer neue Themen für das Tanztheater-Projekt "Wohin des Weges" kommt. Sie beobachtet die Welt, nimmt sehr subtil wahr, was die Menschen in ihrer Umgebung bewegt. Das Ankommen der vielen Menschen, die ihre Heimat verloren haben und sich neu in eine Gesellschaft eingliedern müssen, ist Gesprächsstoff. Überall. Und so liegt das Thema für das 14. Tanzprojekt für Männer und Frauen von 60 Jahren an in der Reihe "Wohin des Wegs?" eigentlich auf der Hand: "Woher kommst Du?" wird es heißen. Premiere ist im Juli.
Doch hinter dem Thema steckt weit mehr. Zumal sich die jüngste Produktion "Meeresblick" schon einmal mit der Reise von Flüchtlingen über das Meer beschäftigt hat, mit dem "Stranden", dem Ankommen und dem Verletztwerden. Die Frage aber, wer der Andere ist und wie man ihn annehmen kann, hängt auch davon ab, wie sehr man sich selbst hinterfragt, sich selbst auf seine Wurzen besinnt. Die Frage nach der eigenen Identität, nach dem Ursprünglichen im wahrsten Sinne des Wortes - auch das versteckt sich in der Frage. "Und vielleicht", sagt Hasting, "kann man das Neue besser annehmen, wenn man sich selbst besser kennt". Seit Jahren schaffen es Christine Hasting und ihr Mann Rainer Wallbaum, Menschen von 60 Jahren an dazu zu bewegen, Worte und Gefühle zu ertanzen, Gedachtes in Bewegung zu übersetzen. Auf der einen Seite steht das Tänzerische, auf der anderen der dramaturgische Bogen, den Wallbaum erst dann erarbeitet, wenn die Teilnehmer ihren Assoziationen freien Lauf gelassen haben. Denn die intuitive Auseinandersetzung mit dem Thema und das Zutrauen, dass sich jeder mittels Bewegung ausdrücken kann, sind Hasting ganz wichtig.
Noch werden Tänzer gesucht, die dem Projekt ein halbes Jahr bis zur Premiere Leben einhauchen. Für alle Interessierten gibt es den letzten kostenlosen Schnupper-Workshop am Mittwoch, 10. Februar. Von 13.30 bis 16 Uhr werden Hasting und Wallbaum im Hasting-Studio im Westend, Ganghoferstraße 68b, Telefon 34 93 24, ihr Projekt erklären; dazu gehören im ersten Teil tänzerisches Aufwärmen und das Erlernen einer leichten Tanzkombination. Im zweiten Teil wird aus den ersten Assoziationen zum Thema "Woher kommst Du?" eine Choreografie. "Ich freue mich schon auf die neue Gruppe", sagt Hasting und ist sicher, dass das Projekt wieder gut werden wird. Die Menschen haben eben viel zu erzählen - Geschichten, die das Leben schreibt.