Wave:The Cure: Die Meister der Melancholie

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Sänger Robert Smith (2. von li.) und Bassist Simon Gallup (1. von re.) sind mit ihrer Band "The Cure" erwachsen geworden und haben sich doch den Style der Anfangszeit bewahrt. (Foto: Global Concerts)

Robert Smith wurde mit "The Cure" zum Vater der Gothic-Bewegung. In der Olympiahalle will die Band nun auch neue Songs präsentieren.

Von Ralf Dombrowski

Es gab Zeiten, da klang Robert Smith, als würde er sich nach dem Song aus dem Fenster stürzen. Er hat überlebt, einiges an Drogen, Trennungen und mehr oder weniger inszenierten Depressionen hinter sich gebracht und steht noch immer auf der Bühne. Mit der Kreativität ist das zwar so eine Sache, denn das letzte echte Studioalbum von The Cure ist inzwischen acht Jahre alt.

Aber darum geht es gar nicht. Denn Smith und die wechselnden Teams um ihn herum haben im Laufe von beinahe vier Jahrzehnten die Rockmusik nachhaltig geprägt. Als Greenhorn aus Sussex war er einer der ersten, der beim Singen konsequent auf seine Füße oder ins Nirwana starrte, sich die stahlschwarzen Haare effektvoll verwuschelte und bleich geschminkt, mit verschmiertem Lippenstift Morbides und Melancholisches, Brutales und Sentimentales beschwor.

The Cure pendelten in ihren frühen, stilprägenden Jahren zwischen Punk und Groteske, ein Haufen verloren und entrückt wirkende Finsterlinge, die dabei aber so überzeugend waren, dass sie als Ahnherren der Gothic-Bewegung gelten. Im Unterschied zu den sehr formalisierten Dunkelwelten ihrer Nachfolger, die oft mit christlichen, heidnischen Mythen oder dem Gruselkabinett der Fantasy-Welt kokettierten, ging es bei The Cure immer um Smiths persönliches Pandämonium.

Das machte sich an ertrinkenden Menschen, Geisterstimmen und Todessehnsüchten fest und ging damit manchen Mitspielern auf die Nerven. Von den frühen Besetzungen ist daher nur noch der Bassist Simon Gallup im Boot, dessen stoische musikalische Gelassenheit den Sound der Band ebenso prägt wie die stilisierte Larmoyanz des Gesangs. Acht Jahre sind eben so vergangen, seit The Cure abseits von Festivals durch Deutschland tourten.

Neue Songs hat Smith für sein Konzert in der Olympiahalle angekündigt, auch wenn es derzeit kein frisches Album gibt. Er wolle sich Zeit lassen, meinte er in Interviews, und keine Stangenware produzieren. Vielleicht hindert ihn aber auch die süße Gewohnheit der Melancholie daran, sich nach all den Jahren noch einmal zu erfinden. Das Monument für die Walhalla des Pop ist jedenfalls längst in den Marmor der Erinnerung geklopft. By the Way: Im Vorprogramm sind The Twilight Sad mit auf Tournee, ein schottisches Trio mit pathetisch-molltraurigen Rocksongs. Die Geschichte geht weiter.

The Cure, Montag, 24. Oktober, 19.30 Uhr, Olympiahalle, Spiridon-Louis-Ring 21, 089 / 21 83 73 00

© SZ vom 20.10.16 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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