Viktualienmarkt:Das Glück der Lyoner

Lesezeit: 1 min

Lob des Metzgerns: Minister Brunner und Veronika von Quast präsentieren ein Brotzeitbrett. (Foto: Stephan Rumpf)

Die Stadt feiert 700 Jahre Metzgerzeile mit einem Festakt

Von Franz Kotteder

Darf man ausgerechnet einen Metzgermeister eine "Rampensau" nennen? Andreas Gaßner, Obermeister der Metzgerinnung, weiß jedenfalls, wie man den Alten Rathaussaal rockt. Er kommt im vollen Ornat eines Obermeisters auf die Bühne, der entfernt an die Uniform eines Gardekürassiers aus dem Dreißigjährigen Krieg erinnert, und erzählt so lebhaft von der Zeit um 1315 in München, als wäre sein Lebenszweck das Verfassen von historischen Krimis. Und er beweist Humor, wenn er schildert, wie die damaligen Metzger Schweine und Rinder vor den Augen der Kunden schlachteten und ausweideten: "Das war bio und regional!"

Im Alten Rathaussaal feiert die Stadt den Abschluss des Jubiläumsjahres anlässlich 700 Jahren Metzgerzeile am Viktualienmarkt. Die Zeiten, da in diesem Saal rauschende Feste gefeiert wurden, sind schon eine ganze Weile her. Und wenn man ehrlich ist, muss man sagen: An diese Zeiten anzuknüpfen ist der Stadt mit diesem Festakt nicht recht gelungen, sonst hätte sich der Raum nicht schon eine Dreiviertelstunde nach Eröffnung des Büffets merklich geleert. Das liegt wohl an der spröden Akustik des Saals, aber auch an den zwangsläufig anfallenden Reden. Der Tatsache, dass es seit 700 Jahren eine Metzgerzeile gibt, sind dann doch nicht so viele überraschende Aspekte abzugewinnen, dass es für ein einstündiges Programm reicht.

Helmut Brunner (CSU), Bayerns Landwirtschaftsminister, hebt das regionale Lebensmittelhandwerk hervor, Bürgermeister Josef Schmid, selbst Metzgerssohn, betont die Bedeutung des Viktualienmarkts für das Münchner Lebensgefühl und bedauert, dass inzwischen ein Metzger-Azubi im ersten Lehrjahr auf 250 000 Münchner kommt. Handwerkskammerpräsident, CSU-Stadtrat und Metzger Georg Schlagbauer widerspricht: Ganz so schlimm sei es nach den neuesten Zahlen doch noch nicht.

So hat Veronika von Quast, die das musikalische Rahmenprogramm bestreitet, also doch nicht ganz aufs falsche Pferd gesetzt, indem sie extra für den Abend ein Metzgerlied hat schreiben lassen, das in den Zeilen gipfelt: "Mir schenkt für an kloan Augenblick d'Lyoner a Stückl vom Glück."

© SZ vom 12.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: