Verzicht auf die zweite Sporthalle:Abschied vom Wünsch-dir-was-Konzept

Lesezeit: 3 min

"Realistisch sein": Josef Koch, Vizepräsident des Vereins. (Foto: Claus Schunk)

Seit Jahren wird am Neubau-Programm für den Eisenbahnersportverein ESV München Ost an der Neumarkter Straße getüftelt. Jetzt ist klar, was alles entstehen soll. Eine Gaststätte und eine Kegelbahn sind nicht vorgesehen

Von Renate Winkler-Schlang, Berg am Laim

Der Eisenbahnersportverein ESV München Ost weiß endlich, was er will: Seit einigen Jahren schon tüftelte vor allem Josef Koch, der Vizepräsident und Baubeauftragte des Vereins, an dem Projekt Neubau der Sportstätte an der Neumarkter Straße herum. Jetzt ist klar: Es wird eine Dreifachturnhalle gebaut, dazu ein Gymnastikraum, ein Schießstand, ein Raum für Kraftsport, eine Teeküche, ein Jugendaufenthaltsraum. Verzichtet wird auf die von vielen Mitgliedern gewünschte zweite Sporthalle ebenso wie auf eine Vereinsgaststätte oder eine Kegelbahn, auch auf einen Keller. Koch hat den Verein in vielen nicht immer harmonischen Gesprächen eingeschworen auf das Machbare: "Unsere Nachfolger müssen sich auch später noch die Bälle leisten können für die Fußballabteilung." Seine Devise bleibt: "Realistisch sein statt Wünsch dir was."

Nun fällt ihm ein Stein vom Herzen, dass die Pläne fast fertig sind und gleich im Januar eingereicht werden sollen. 2019 soll alles fertig sein: "Wir tun alles, um das einzuhalten." Koch verteidigt nachdrücklich alle Streichungen. Für eine Gaststätte, wie der Verein sie bisher unterm Dach seiner alten Holzhalle hatte, wären allein 43 Stellplätze nötig. Diese nachzuweisen aber wäre nur mit einer teuren Tiefgarage möglich gewesen. Früher einmal hatte man im ESV die Hoffnung genährt, dass der Verein die bisherige Tiefgarage der Firma Aldi übernehmen könnte, denn der Discounter zieht in diesem Jahr nach einiger Verzögerung um in den wuchtigen Neubau an der besser zugänglichen Baumkirchner Straße und die frühere Aldi-Adresse ist dann verspätet frei als neuer Standort des ESV. Doch der Tiefgaragen-Traum ließ sich nicht verwirklichen. "Und Zuschüsse für Vereinsgaststätten gibt niemand", sagt Koch. Im Gegenteil: Weil Sportler moderate Preise und billiges Bier erwarten, hätte man ohnehin nur schwer einen Wirt finden können. Auch das Kulturreferat hatte ja kein Interesse daran, dass die ESV-Räumlichkeiten auch kulturell oder sozial genutzt werden und wollte sich nicht beteiligen.

Kegeln zum Spaß rentiere sich ebenso wenig. Die Leute gingen lieber in Bowling-Center. Für Wettkampf-Kegeln aber hätte der Verein zwei Bahnen bauen müssen. "So fällt die Kegelbahn ersatzlos weg."

Koch glaubt aber, dass alle zufrieden sein können mit der angestrebten Lösung: Eine Dreifachalle biete ohnehin schon mehr Platz, als man früher hatte, und der neue Gymnastikraum fange all die Gesundheitssportarten auf von Pilates bis Qi Gong, für die der Verein tolle Übungsleiter habe. Überhaupt verstehe sich der ESV als ein Hort des Breitensports, es sei ihm nicht wichtig, wettkampftaugliche Sportstätten mit großen Besuchertribünen für Liga-Kämpfe zu bauen. Sein Klientel, das seien einfach die Nachbarn im Viertel.

Das Argument, dass dieses Viertel um viele neue Anlieger wachse und damit langfristig auch die Nachfrage nach Sporthallen, leuchtet Koch ein. Derzeit habe der Verein nach einer Bereinigung der Mitgliederbuchführung um so manche Karteileiche rund 2500 Mitglieder, doch die Nachfrage werde steigen und in zehn Jahren werde der ESV vielleicht wieder an seiner Kapazitätsgrenze sein, räumt er ein. Doch auf Vorrat zu bauen, sich dafür hoch zu verschulden und horrende Steigerungen des Mitgliedsbeitrags in Kauf zu nehmen, das habe er nicht mittragen können, erklärt der Vereinsvize - auch wenn die Stadt eigens für die wenigen besitzenden Vereine ein besonderes Förderprogramm aufgelegt hatte. "Schulden sind Schulden", sagt Koch.

Sein ESV werde halt auch weiter Schulturnhallen mit bespielen und die Augen offen halten, um vielleicht in einem Jahrzehnt ein weiteres Hallenprojekt in Angriff zu nehmen. Zudem dürfe der Verein auch den geplanten Neubau der Fußballplätze an der Thomas-Hauser-Straße nicht aus dem Auge verlieren, auch dafür müsse man Mittel zur Seite legen.

Wie viel der Verein nun investiert, wie viel er als Zuschuss erwarten kann, darüber will Koch nicht reden. Die utopischen Pläne mit zwei Hallen hätten rund zwölf Millionen Euro gekostet, nun gehe es wohl etwa um die Hälfte, meint er vage. Gut für den Eisenbahnerverein ist, dass die CA Immo, die Immobiliengesellschaft, die frühere Bahn-Liegenschaften vermarktet, dem Verein den Grund für die neuen Gebäude für 37 Jahre mietfrei überlässt mit Option auf Verlängerung. Die CA Immo hatte dem ESV auch kostenlos seine derzeitige Interims-Leichtbauhalle an der Baumkirchner Straße hingestellt, denn die alten ESV-Gebäude mussten dringend dem Wohnungsbau weichen. Positiv: Das Provisorium kann bleiben, bis der Neubau steht.

© SZ vom 16.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: