Verkehr:Der Landrat träumt von der Seilbahn

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Der Mobilitätsausschuss des Kreistags lässt acht tangentiale Verbindungen rund um München prüfen. In den meisten Fällen geht es um Schienenverkehr, aber auch eine ausgefallene Idee ist dabei

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis

In luftiger Höhe schwebt der Pendler leise, komfortabel und vor allem mit bester CO₂-Bilanz über die Staus auf der Isartalbrücke, das Hachinger Tal und das Autobahnkreuz Süd bis ins verstopfte Brunnthal. Diese Vision des Landrats Christoph Göbel (CSU) von einer Seilbahn als modernem Verkehrsmittel wird der Landkreis durch ein Planungsbüro vertiefend prüfen lassen. Oberste Priorität hat sie freilich nicht: Vielmehr entschied der Mobilitätsausschuss des Kreistags am Donnerstag, ein ganzes Paket an tangentialen Verbindungen und Verlängerungen bestehender öffentlicher Verkehrsmittel in den Landkreis hinein untersuchen zu lassen. Hierfür gaben die Kreispolitiker Mittel von bis zu einer halben Million Euro frei.

Das Paket umfasst - neben möglichen Seilbahnen - sieben Projekte in allen Teilen des Landkreises, die besonders unter dem immer weiter zunehmenden Verkehr ächzen. Alle betroffenen Gemeinden hatten im Vorfeld der Sitzung zu den Plänen, die auf einer Studie des Schweizer Büros Basler und Partner beruhen, Stellung genommen; die Anregungen der Bürgermeister wurden von der Verwaltung im Landratsamt in die Beschlussvorlage eingearbeitet. Deutlich wurde dies besonders bei der geplanten, schienengebundenen Verlängerung der U 5 von Neuperlach Süd über Neubiberg und Ottobrunn bis Brunnthal Nord. Anders als sein Neubiberger Amtskollege Günter Heyland (Freie Wähler) spricht sich Ottobrunns Bürgermeister Thomas Loderer (CSU) vehement gegen ein Trambahn als Anschluss an die U-Bahnlinie aus. Diese sei in der flächenmäßig kleinsten Gemeinde des Landkreises technisch nicht zu realisieren. Der Landkreis wird daher wieder einen Plan prüfen lassen, der eigentlich schon als beerdigt galt: die Verlängerung der U-Bahn ab Neuperlach Süd. Allerdings entschieden die Ausschussmitglieder auch mit Unterstützung Loderers, dass eine sogenannte Stadtbahn ebenfalls durch ein externes Planungsbüro untersucht werden soll. Nichts dürfe in dieser Phase ausgeschlossen werden, sagte Landrat Göbel: "Auch wenn wir wissen, dass die Verlängerung der U-Bahn die optimale Lösung wäre. Wir sollten zum jetzigen Zeitpunkt aber alle Perspektiven miteinfließen lassen."

Wünschenswert: Neue Verbindungen zwischen den Umlandgemeinden wie diese, die seit 2014 vom Bahnhof Fürstenried-West über Planegg zum S-Bahnhof Germering-Unterpfaffenhofen fährt, in nur 25 Minuten. (Foto: Florian Peljak)

Zu den sieben Projekten, die den öffentlichen Nahverkehr attraktiver, aber vor allem funktionsfähiger machen sollen, gehören auch zwei S-Bahntrassen. Zum einen die Tangente über den Nordring bis in die Gemeinde Haar, zum anderen eine neue Trasse über die Messe, Feldkirchen und Aschheim bis nach Pliening in den Landkreis Ebersberg. Grünen-Kreisrat Markus Büchler sagte aber, dass der Landkreis hier nur bedingt etwas bewegen könne, schließlich sei bei S-Bahnen der Freistaat durch die Bayerische Eisenbahngesellschaft verantwortlich. Und nicht zuletzt die Verzögerungen beim zweigleisigen Ausbau der S 7 auf dem Ostast zeigten, dass Fortschritte lange auf sich warten ließen. Büchler traf damit einen Nerv, den auch Feldkirchens Bürgermeister Werner van der Weck (SPD) angesprochen hatte: Möglicherweise sei statt einer S-Bahn im östlichen Landkreis eine Straßenbahn bis Aschheim leichter zu realisieren. Geprüft werden soll ebenfalls ein Anschluss an diese Trasse in den nördlichen Landkreis nach Kirchheim oder gar bis nach Ismaning.

Dass Tram- oder Stadtbahnen tatsächlich das neue Rückgrat des öffentlichen Nahverkehrs im Landkreis darstellen könnten, untermauern zwei weitere Pläne: die Trasse von Garching über Unter- bis Oberschleißheim, die wichtige Wissenschafts- und Wirtschaftsstandorte im urbansten Teil des Landkreises verbinden würde; sowie eine neue Stadt- oder U-Bahn von Martinsried im Würmtal über Planegg bis Germering im Landkreis Fürstenfeldbruck. Daneben soll eine Verlängerung der U 6 von Garching bis Neufahrn im Landkreis Freising geprüft werden.

In drei Schritten sollen die acht Projekte - mit Seilbahn - auf ihre Machbarkeit, die bestehende Nachfrage und Möglichkeiten der Anbindung an bestehende Verkehrsangebote geprüft werden. "Wir brauchen bestimmte Fahrgastpotenziale, um überhaupt in Planungen einsteigen zu können", sagte Landrat Göbel.

© SZ vom 14.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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