Eine Kellnerin, die ihren Chef mit einem Messer niedergestochen hat, ist am Freitag am Landgericht München I zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Die 2. Strafkammer unter dem Vorsitz von Norbert Riedmann sprach die 25-Jährige wegen gefährlicher Körperverletzung schuldig und ordnete zudem ihre Unterbringung in einer Entziehungsanstalt an.
Die Angeklagte, die eine Ausbildung zur Erzieherin machte, arbeitete nebenher in einem Café. Ihr Chef begrapschte die junge Frau wiederholt an der Brust, am Po und im Schritt. Dafür entschuldigte er sich später. Am 5. September 2015 jedoch tranken der Chef und die Kellnerin nach der Schließung des Lokals reichlich Alkohol und kamen wieder auf die Übergriffe zu sprechen. Der Mann äußerte dabei auch ordinäre Sprüche, was die Kellnern erboste. Sie kam dann tatsächlich seiner Aufforderung nach, doch einfach ein Messer zu nehmen, und stach fünf Mal auf ihn ein. Schwer verletzt ging er zu Boden.
Nach der Tat wurde der Angeklagten erst bewusst, was sie getan hatte: Sie versuchte, die blutenden Wunden zu stillen. Das Gericht wertete dieses Verhalten als Rücktritt, weshalb sie auch nicht - wie von der Staatsanwaltschaft verlangt - wegen versuchten Totschlags verurteilt wurde. Die Kammer folgte dem Antrag von Verteidiger Thomas Pfister. Er sagte, es sei ein "modernes Urteil", weil es die sexuellen Übergriffe des Geschädigten angemessen zu Gunsten der Angeklagten berücksichtige.
