Umbau:Einheitliches Ensemble

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Willkommenskultur: Der Pfarrsaal bekommt bodentiefe Fenster und eine überdachte Terrasse. (Foto: Andreas Holzapfel uns Architekt)

Das Pfarrheim von St. Quirin wird für knapp 4,6 Millionen Euro modernisiert. Die Planer streben eine architektonische Anbindung an die Kirche an

Von Ellen Draxel, Aubing

In den beiden Jugendräumen im Keller des Pfarrheims von St. Quirin stapeln sich Kisten bis fast unter die Decke. Stunden um Stunden haben die jungen Leute in den vergangenen Wochen ihre Habseligkeiten zusammengepackt - aus gutem Grund: Sie müssen raus den Zimmern, Aubings katholisches Pfarrheim an der Ubostraße wird für knapp 4,6 Millionen Euro modernisiert und umgebaut. Nach 50 Jahren ist eine energetische Sanierung fällig, Küche, Toiletten und Pfarrsaal müssen heutigen sicherheits- und brandschutztechnischen Standards angepasst werden. An den kommenden Samstagen treffen sich die Gemeindemitglieder zum Ausräumen. Baubeginn ist Anfang Mai.

"Der Entwurf, der in den kommenden anderthalb Jahren umgesetzt wird, war von den drei Vorschlägen, die dem Ordinariat vorgelegt wurden, der einzige, hinter dem auch ein inhaltliches Konzept steht", sagt Wolfgang Lindner von der Kirchenverwaltung. Ausgearbeitet haben ihn das Münchner Architekturbüro Holzapfel und die realgrün Landschaftsarchitekten. Die wichtigste Neuerung: ein neuer Haupteingang direkt gegenüber der Kirche.

Besucher betreten das Pfarrheim künftig nicht mehr vom Giglweg weg aus, sondern überqueren lediglich die Ubostraße. "Pfarrheim und Kirche sollten eine Einheit bilden", findet Architekt Andreas Holzapfel. Planern und Gemeinde geht es um die Offenheit, um eine auch baulich erkennbare Einladung an die rund 3700 Katholiken in Aubing, bei den zahlreichen Veranstaltungen im Pfarrheim mit dabei zu sein.

Im Innern des neu strukturierten Pfarrheims setzt sich der Vernetzungsgedanke daher konsequent fort: Ein breiter, heller Verbindungsgang führt in Zukunft barrierefrei vom Haupteingang aus mit Abzweigungen zum Pfarrhaus direkt zu den Gruppenräumen, der Küche und dem Pfarrsaal. Auch der Pfarrsaal selbst dokumentiert nach dem Umbau die Willkommenskultur: Er bekommt bodentiefe Fenster sowie eine überdachte Terrasse auf der Westseite und sechs Türen an der momentan noch massiven östlichen Wand zum Pfarrgarten hin. Hinter diesen Türen liegt dann das erweiterte Foyer. Oberlichter werden den 200 Personen fassenden Pfarrsaal viel freundlicher erscheinen lassen als bisher, und selbst die Bühne erhält ein neues Gesicht. "Sie besteht nach der Renovierung aus einem festen und einem flexiblen, ausziehbaren Bereich und wirkt dadurch nicht mehr so angebaut", erklärt Holzapfel.

Aubings Pfarrheim, betont Planungs-Chef Wolfgang Lindner, spiele für den gesellschaftlichen Zusammenhalt des Viertels eine zentrale Rolle. "Wir haben gut 40 verschiedene Gruppierungen, die sich hier mehr oder weniger regelmäßig treffen." Jugend- und Krabbelgruppen etwa, Senioren, der Pfarrgemeinderat zu seinen Sitzungen. An die 800 Termine sind das insgesamt pro Jahr. Dazu kommen noch rund 50 bis 60 "Großveranstaltungen", die jährlich im Pfarrsaal stattfinden, wie Faschingsfeiern, Generationenpartys, das Fronleichnamsfest, das Kartoffelfest, Basare, Theateraufführungen und der Schwarz-Weiß-Ball. Bei diesen Events für Verpflegung zu sorgen, fiel den Organisatoren in der Vergangenheit nicht immer leicht, die bisherige Küche war dafür viel zu klein. Deshalb ist nun eine mehr als doppelt so große Küche geplant, situiert im jetzigen Eingangsbereich des Pfarrheims. Sie wird aus einem "Küchenkern" bestehen, wie Holzapfel den eigentlichen Arbeitsraum tituliert, umrahmt von einer Speisekammer alias Buffet-Raum und zusätzlicher Ausgabetheke in Richtung Foyer.

Ansonsten verändert sich in dem neu gestalteten Gebäude größenmäßig wenig, vieles wird lediglich umstrukturiert. So entsteht dort, wo sich momentan die Toiletten befinden, das neue Foyer. Der Keller mit den Jugendzimmern darf wegen der geringen Raumhöhe künftig nicht mehr für Gruppenaktivitäten genutzt werden, dort sollen nur noch die Kegelbahn, Lager und die Toiletten untergebracht werden.

Wie aber läuft ein Gemeindeleben weiter, wenn die Räumlichkeiten, in denen man sich üblicherweise trifft, geschlossen sind? Mit Sitzungen und Veranstaltungen weichen die Aubinger künftig in die Partnerpfarrei St. Michael in Lochhausen aus. "Eine große Hilfe", sagt Pater Abraham. Unterstützung kommt außerdem von Aubings Bauern: Fünf von ihnen, die Familien Hagl, Oberhauser, Seemüller, Naßl und Koch, stellen ihre Scheunen als Zwischenlager während der Bauarbeiten zur Verfügung. Kostenlos.

Wer an den kommenden Samstagen, 21. und 28. April, mit anpacken will: Die Helfer treffen sich um 9 Uhr beim Pfarrheim an der Ubostraße 5.

© SZ vom 19.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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