Flüchtlinge:Deutschlehrer gesucht

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Helfer fordern eine ausreichende Infrastruktur für die geplante Unterkunft in der Messestadt, wo 410 Flüchtlinge leben sollen

Von Renate Winkler-Schlang, Trudering/Messestadt Riem

Zwei Mal stand das Thema Asyl auf der Tagesordnung des Bezirksausschusses (BA) Trudering Riem. Der größere Aufreger war die Nachricht von der vorsorglichen Öffnung der leer stehenden früheren Privatschule an der Fauststraße über die Pfingstfeiertage gewesen. Auf Nachfrage von Herbert Danner (Grüne) wurde dazu erklärt, die Stadt habe die Schule für den Fall, dass sie gebraucht werde, bereits herrichten lassen, die Sanitäranlagen seien renoviert und ergänzt worden.

Nicht nur temporär, sondern für fünf bis zehn Jahre will die Stadt auf einer Brache in der Messestadt an der Willy-Brandt-Allee direkt neben dem Bauzentrum bis zu 410 Flüchtlinge in einer Gemeinschaftsunterkunft unterbringen. Der in der Messestadt bereits aufgrund der temporären Anlage auf der Freifläche der Messe existierende Helferkreis hat dazu nun gemeinsam mit Pfarrerin Ulrike Feher aus der Sophienkirche, Jessica Celik vom Muslimischen Forum, Pfarrer Martin Guggenbiller von St. Florian und Tilman Renz vom Bürgerforum an Oberbürgermeister Dieter Reiter, Sozialreferentin Brigitte Meier und den Schulreferenten Rainer Schweppe einen Forderungskatalog gesandt. Natürlich heiße man die Menschen willkommen und versuche, sie zu integrieren. Das sei aber nicht bei allen Bewohnern selbstverständlich.

Berechtigte Befürchtungen bestünden vor allem "angesichts der jetzt schon existierenden Herausforderungen für die Schulen und Kindergärten bei der Integration von Kinder und Jugendlichen aus Familien mit wenig Deutschkenntnissen". Die Kitas und Schulen in der Messestadt platzten bereits jetzt aus allen Nähten, da schaffe die neue Schule drüben in Riem an der Leibengerstraße keine Abhilfe, denn es zögen immer noch Familien nach. Die neue Asyl-Einrichtung solle Familien aufnehmen, das dürfe aber nicht zu Lasten der Schulen gehen. Geprüft werden solle ein Konzept, bei dem die Kinder zumindest anfangs direkt in der Unterkunft beschult und betreut würden. Sollen Flüchtlingskinder die Messestadt-Einrichtungen besuchen, brauche das Personal dort zusätzliche Unterstützung und Weiterbildung.

Für die Unterkunft wichtig sei, von Anfang an und immer in ausreichender Zahl qualifiziertes Betreuungspersonal zu haben, tagsüber und auch nachts, und dazu einen zuständigen Ansprechpartner für Ehrenamtliche. Für Frauen solle ausschließlich weibliches Personal aufgeboten werden. Der Helferkreis wünscht sich für die Flüchtlinge ein Konzept, "das ihnen ermöglicht, ihre Umgebung selbst mitzugestalten", also etwa die Bänke für draußen selbst zu zimmern, selbst etwas anzupflanzen, die Fassade zu gestalten mit Gemälden oder Pflanzen oder gespendete Räder zu reparieren, womöglich in Projekten gemeinsam mit den Nachbarn. Hierfür wäre ein qualifizierter Mitarbeiter oder ein Jugendlicher im Freiwilligen Sozialen Jahr sinnvoll. Und es bräuchte eine kleine Werkstatt. Nötig wären auch Gemeinschaftsräume. Wichtig seien ferner Kapazitäten für den Sprachunterricht. Und ein Kinderspielplatz. Der Helferkreis mahnt auch Küchen- und Lagerkapazitäten an, Familien bräuchten einen eigenen kleinen Herd.

Für eine so große Unterkunft brauche es auch ein Belegungskonzept, am besten eine Binnenstruktur mit einer Art überschaubarer Wohngruppen mit eigenen Verantwortlichkeiten, findet der Helferkreis. Am besten allerdings wäre, noch einmal zu prüfen, ob die Anlage nicht auf 300 Menschen reduziert werden könnte.

Dem Bezirksausschuss war es darüber hinaus noch ein Anliegen, dass die neue Unterkunft in diesem Umfeld aus Messe, Hotels, Riem Arcaden und Bauzentrum ansprechend und gepflegt gestaltet wird. Auch er plädierte dafür, nicht nur Männer dort unterzubringen. Steinberger kündigte an, es werde zu der Unterkunft am 18. Juni eine Infoveranstaltung in der Aula der Astrid-Lindgren-Schule geben; die Uhrzeit stehe noch nicht fest.

© SZ vom 26.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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