Tom Cruise stellt neuen Agentenfilm vor:Mission Händeschütteln

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Zweieinhalb Stunden, 1000 Fans, 200 Meter roter Teppich: Tom Cruise hat einiges zu tun bei der Premiere seines neuen Agentenfilms "Mission Impossible: Phantom Protokoll" in München. Die Fans sind aus dem Häuschen, Cruise schenkt wirklich jedem ein Lächeln - und zeigt sich dabei sogar als Mann von Welt.

Philipp Crone

Bei Filmpremieren ist es meistens so, dass die Schauspieler kurz vor Filmbeginn auf dem roten Teppich ankommen, oft ein wenig missmutig Autogramme schreiben und sich kurz vor der Fotowand ablichten lassen. Bei einer Premiere mit Tom Cruise läuft es anders. Der 49-jährige US-Schauspieler steigt bei der Europapremiere von "Mission Impossible - Phantom Protokoll", dem vierten Teil der Agentenrallye, am Freitagabend um 17.27 Uhr aus seinem Auto vor der BMW-Welt. Zweieinhalb Stunden vor Filmbeginn. Er hat 200 Meter auf dem roten Teppich vor sich, flankiert mit Absperrgittern, hinter denen sich die Fans drängeln. Zweieinhalb Stunden für 1000 Fans, und die immer gleiche Prozedur. So wie bei dem ersten Mann am Eingang. Cruise lächelt, grüßt, schüttelt eine Hand, während seine Assistentin die Kamera des Fans entgegennimmt. Cruise macht eine halbe Drehung, lehnt den Kopf zur Seite und die Assistentin knipst ihn, zusammen mit dem Mann. Es folgt eine halbe Drehung zurück und eine Unterschrift. Cruise macht einen Schritt zur Seite und das Spiel beginnt erneut. Auch die Reaktionen sind immer die gleichen. Männer, Frauen, Kinder, alle machen große Augen, viele Fotos, wenig Worte. "Der Wahnsinn", sagt einer, als Cruise eine italienische Familie mit "Ciao!" begrüßt. Ein Mann von Welt.

Gut für das Ego, anstrengend für den Arm: Tom Cruise schreibt Autogramme. (Foto: Getty Images for Paramount Pictu)

Aber warum lässt er sich so lange Zeit? Vielleicht ist Cruise einfach froh, einmal ein paar Dinge ganz in Ruhe machen zu können, nachdem er ja als Spezialagent Ethan Hunt auf der Leinwand permanent unter Zeitdruck steht. Dauernd ticken digitale Timer, immer muss ihm in Sekundenbruchteilen eine Lösung einfallen, um zu überleben, am Ende einen Atombombenanschlag zu verhindern und so mal wieder die Welt zu retten. Dass er das im Unterschied zu den ersten drei Folgen der Reihe diesmal mit angenehmer Selbstironie tut, lässt Hunt, den unbesiegbaren Supermann, zuweilen ein wenig wie James Bond wirken. Hinzu kommt, dass Hunt auch noch einen Techniktüftler im Team hat, der Bonds Q alle Ehre machen würde. Da kann der Zuschauer durchaus schmunzeln, wenn Hunt und Co. auf Magnetfeldern schweben, mit einem ferngesteuerten Luftballon den Kreml überwachen und mittels Spezialkamera, die in eine Kontaktlinse eingebaut ist, Dokumente nur mit einem Augenzwinkern kopieren.

"Bully" Herbig analysiert den Film

Wer sollte Cruise da verübeln, dass er sich gerne einen Abend lang mit der überaus altmodischen Technik des Schreibens per Hand befasst, als eine Art Kontrastprogramm. Er signiert und lächelt, die anderen warten und werden unterhalten, bis der Schauspieler bei ihnen angekommen ist. Filmmusik dröhnt aus der Soundanlage der BMW-Welt, und auf Bildschirmen können die Fans sehen, wer gerade aus der Limousine steigt. Zum Beispiel Paula Patton. Die Amerikanerin spielt den Part der attraktiven Dame im Film - und auf dem Teppich.

Dort gehen nach und nach die Gäste vorbei ins Kino. Etwa die Schauspieler Dominic Raacke und Michael "Bully" Herbig, der kurz den Film analysiert: "Ich mag vor allem die Musik. Und es ist schön, dass sich so viele Dinge immer innerhalb weniger Sekunden selbst zerstören." Cruise spricht nach eineinhalb Stunden noch ausgiebig mit den Journalisten, mit immer den gleichen Antworten. Er erzählt, noch immer lächelnd, wie sehr ihm der Dreh Spaß gemacht hat, wie toll die Kollegen sind, und: "Entscheidend ist die Teamarbeit." Eine besondere Art der Teamarbeit, bei der sich alles nur um den Hauptdarsteller dreht.

Der kämpft sich als Hunt mit seiner Crew von Moskau nach Dubai, ehe nach 132 Minuten die Bombe entschärft ist. Und so wie bei der Premiere ist es auch im Film: Ob Paula Patton oder Jeremy Renner, alle Nebendarsteller verblassen neben Cruise, dem Anführer mit den irren Ideen in ausweglosen Momenten. Da darf er sich schon einmal in Ruhe dem Schreiben seines Namens widmen, entspannen und dem Ego einen angenehmen Abend gönnen.

© SZ vom 10.12.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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