Als Feuilleton-Redakteur der Süddeutschen Zeitung schafft man spielend den großen Bogen von David Bowie zum bayerischen Brauchtum. Und deshalb tat sich Rudi Neumaier, Trompeter, Tubist und bisweilen auch Sänger der SZ-Redaktionsband Deadline, am Samstagabend ganz leicht, die vielen Fans im Weltsalon bei Tollwood auf die besondere Gunst der Stunde hinzuweisen: "Leut', tanzt, heute ist Kathreinstag! Und im Bairischen heißt's: Kathrein stellt Tanz ein."
Das Fest der Heiligen galt im katholischen Bayern immer schon als letzte Gelegenheit, vor den stillen Adventstagen noch mal richtig die Sau raus zu lassen. Und so ähnlich war das an diesem Wochenende ja auch bei Tollwood auf der Theresienwiese: Am Samstagabend gab es dichtes Gedränge in allen Zelten und zwischen den Buden, besonders aber bei Deadline im Weltsalon.
Die Band um den früheren Lokal- und Kulturchef Charly Forster spielte mehr als zwei Stunden Rock'n'Roll, Pop, Soul. Mehrere Hundert Fans tanzten begeistert - und spendeten fleißig: Über 1800 Euro kamen für den SZ-Adventskalender an diesem lauten, lustigen Samstagabend zusammen.
Und am Sonntag gab es erst einmal: Stille. Zum ersten Mal überhaupt fiel das erste Tollwood-Wochenende nicht auf einen Advents-, sondern auf den Totensonntag. Der gehört in Bayern zu den sogenannten stillen Tagen, an denen fröhliche Unterhaltungsveranstaltungen gesetzlich untersagt sind.
Weil Tollwood ohne Musik und Spaß aber schwer denkbar sind, entschlossen sich die Veranstalter, das Festival für einen Tag zu unterbrechen. Das brachte etliche Münchner um den geplanten Sonntagsausflug.
Nur 500 SZ-Leser erlebten trotzdem einen besonderen Tag auf der Theresienwiese. Sie waren zum Fest eingeladen, dass die SZ mit ihren Lesern aus München und der Region zunächst bei einem Zwei-Gang-Menü und dann beim neuen Programm von Cirque Éloize feierte. Die kanadischen Artisten zeigten eine beeindruckende Show aus Musik, Tanz und Akrobatik und begeisterten das Publikum - auch an diesem "stillen Tag".