Szene München:Weißer Rauch im Unionsbräu

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Die Stadt hat für ihr Wirtshaus einen Wirt gefunden. Anderswo mag man erstaunt sagen: "Ja, und?" Aber in München ist das allemal eine Pressekonferenz wert.

Von Franz Kotteder

Eine beliebte Klage lautet: Die Stadt bringt einfach nichts auf die Reihe. Lässt Wohnungen leerstehen, statt sie zu sanieren, baut zu wenig Kindergärten, und auf der S-Bahn-Stammstrecke geht auch nichts voran. Da ist es doch tröstlich, wenn man auch mal Positives verkünden kann, dachte sich Kommunalreferent Axel Markwardt und lud für diesen Donnerstag die gesamte Münchner Weltpresse ins Haidhauser Unionsbräu zur Pressekonferenz.

Es ist nämlich so: Das Unionsbräu gehört der Stadt und steht seit gut zwei Jahren leer, weil die Münchner Wirtelegende Wiggerl Hagn damals nach vielen, vielen Jahren dort das Handtuch geworfen hat und einfach nicht mehr draufzahlen wollte. Danach suchten Markwardts Beamte unter höchster Geheimhaltung - es handelt sich ja schließlich um einen Wirt! - und mit wachsender Verzweiflung nach einem Nachfolger für Hagn.

Wie die Suche bisher verlief

Monatelang hieß es aus der Behörde, man stehe unmittelbar vor dem Vertragsabschluss, nächste Woche sei es ganz sicher so weit. So ging es bis heute. Geheimnisträger raunten Geheimnisvolles: Mal sollte der neue Wirt aus Planegg stammen, ein anderes Mal bereits ein Lokal an der Fürstenrieder Straße betreiben. Nun aber hat die Stadt für ihr Wirtshaus einen Wirt gefunden. Anderswo mag man erstaunt sagen: "Ja, und?" Aber in München ist das allemal eine Pressekonferenz wert.

An diesem Donnerstag also wird Axel Markwardt vor die Journalisten treten, weißen Rauch aufsteigen lassen und verkünden, wer der Heilsbringer ist, der genug Heldenmut fürs Unionsbräu aufbringt. Es dürfte Fragen geben: Warum wird der Neue nur in Fesseln und geknebelt präsentiert? Hat man ihm mit dem Entzug seiner Gaststättenkonzessionen auf Lebenszeit gedroht, falls er sich weigert, das Unionsbräu zu übernehmen?

Erhält er zum Ausgleich ein eigenes Wiesnzelt oder wenigstens eine Gelddruckerei? Alles andere ist kaum vorstellbar. Wir würden jedenfalls nicht die Hand dafür ins Feuer legen, dass er nicht in letzter Minute doch noch abspringt.

© SZ vom 09.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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