Szene München:Warum wir jetzt dauernd feiern müssen

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Und Prost: Nach den Weihnachtsfeiern kommen die Partys "zwischen den Jahren". (Foto: Catherina Hess)

Manche können sich überhaupt nicht vorstellen, dass es Menschen gibt, die zwischen Weihnachten und Dreikönig arbeiten müssen. Das führt zwangsläufig zu Stress.

Kolumne von Laura Kaufmann

Nach Weihnachten, könnte man meinen, ist der soziale Terror vorbei. Die Weihnachtsmärkte schließen, und niemand fragt mehr: "Sehen wir uns noch vor Weihnachten?", als würde hernach apokalyptisch die Welt untergehen.

Aber die Zeit zwischen besinnlichem Familienbesäufnis und Heilig Drei König, die ist zumindest für Menschen, die in der Stadt groß geworden sind, eine größere soziale Herausforderung als die Wiesn.

Alle, die jenseits des Weißwurstäquators leben und über die Feiertage einen Abstecher in die Heimat machen, wollen jetzt gebührend Aufmerksamkeit. Und nach dem trauten Wiedersehen im Elternhaus ein bisschen die Stadt erleben, von der sie, wie sie betonen, gar nicht mehr wissen, was da eigentlich geboten ist. Der Münchner also muss das dem heimkehrenden New Yorker, Londoner oder Berliner zeigen.

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Kolumne von Philipp Crone

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Überhaupt ist es schwierig, das Treffen mit dem besten Kindergartenfreund, der zweimal im Jahr vorbeikommt, das mit der guten Bekannten, die seit drei Jahren nicht mehr in der Stadt war, und die seit Langem angekündigte Geburtstagsfeier an einem Abend zu jonglieren.

Der Münchner kriecht dauerverkatert ins neue Jahr

Zu den Heimkehrern gesellen sich nämlich die zahlreichen Geburtstagskinder, deren Mütter ehrenwert bis kurz nach Weihnachten durchgehalten haben mit dem Gebären. Und die Freunde, die immer da sind, aber jetzt zu viel Zeit haben, weil der Chef ihnen Zwangsurlaub aufgebrummt hat.

Überhaupt: Dass nicht jeder bis Heilig Drei König frei hat, das ist für manch einen so schwer zu glauben, dass ein in aller Früh klingelnder Wecker ein früheres Verlassen der Abendrunde nicht entschuldigt.

Der Münchner überlegt, ob der Ausdruck "Zwischen den Jahren" vielleicht von "Zwischen den Stühlen" kommt und kriecht dauerverkatert, tiefe Ringe unter den Augen, ins neue Jahr.

© SZ vom 31.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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