Zu jeder großen Liebe gehören auch die Phasen, in denen etwas Abstand nicht schadet. Da gelingt es der liebsten Stadt zum Beispiel wochenlang nicht, einen Veranstalter auszuwählen, der Sand und Bier um einen Brunnen verteilen darf. Und mit der groß angekündigten Rooftop-Bar wird es erst mal auch nichts - der Brandschutz.
So verdreht der Münchner die Augen und sagt: "Wir sollten uns eine Zeitlang nicht sehen." Und bucht einen Flug - in eine Stadt mit Strand, in der Menschen bis frühmorgens auf der Straße sitzen und die Füße einziehen für Taxis. In der die Nachbarn sich mit nackigem Bach über die Balkonbrüstung lehnen, um sich das Treiben anzuschauen.
Während der Münchner dort zufrieden sitzt und an seinem Drink nippt, stolpern ihm allerlei Feiernde vor die Füße, meist sind auch Deutsche darunter. Kaum erwähnt man die Heimat, entspinnt sich eine für den Münchner im Ausland typische Diskussion. Sie startet etwa so: "Wie hältst du es da aus?"
Museumsinsel:Urlaub am "Great Bavarian Reef" - mitten in der Stadt
Nach langem juristischen Hickhack gibt es wieder Strandleben am Vater-Rhein-Brunnen - und es ist einiges anders.
Es folgen die Anklagepunkte "spießig", "zu sauber", "langweilig", "CSU". Wie das so ist, wenn jemand die Liebe angreift, streitet der Münchner. Und zählt all die großartigen Dinge in dieser grünen, bunten Stadt auf, in der wir an der Isar grillen und Nächte am Gärtnerplatz vertrödeln. Mittlerweile liegt sogar Sand am Brunnen.
Es regt sich dabei gar etwas Heimweh. Wieder daheim weiß der Münchner gar nicht, wo er anfangen soll, weil sich in seiner Abwesenheit so viele nette Projekte entwickelt haben: Erst ins "Watz Art" in einer ausgedienten Werkstatt in Giesing, wo es Pizza gibt und Gratiskonzerte? Oder die "Lücke" in der Maxvorstadt anschauen, wo auf einem Abrissgelände Jamsessions stattfinden? Isar, Biergarten, der neue Strand; um Himmels willen, ist denn noch genug Sommer übrig, um das alles auszukosten? Und die große Liebe wird zurückerobert, im Sturm.