SZ-Adventskalender:Farbe gegen die Traurigkeit

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Susanne K. will die Wohnung für ihre vier Kinder gemütlicher gestalten - aber dafür fehlt das Geld

Von Monika Maier-Albang

Dass ihr Sohn lebt, bezeichnet Susanne K. als "Wunder". Jamie war ein frühes Frühchen, 30. Schwangerschaftswoche. "35 Zentimeter, 560 Gramm", sagt die Mutter und zeigt Fotos auf dem Handy: Ein winziges Wesen, verpackt in ein Tuch, Schläuche am Körper, schläft auf ihrer Brust. "Das war die Kuschelzeit. Da war Hautkontakt erwünscht, und er sollte meinen Herzschlag hören. Er war ja wie ein Vögelchen in meiner Hand."

Fünf Monate hat es gedauert, bis Susanne K. ihren Sohn aus der Klinik holen konnte, fünf Monate, in denen sie in ständiger Angst um ihn war. Sein Darm war perforiert, Jamie bekam einen externen Ausgang. Einmal musste er während einer Operation reanimiert werden. Operationen hat Jamie schon einige durchstehen müssen. Aber es ist gut gegangen. Allein Jamies Augen machen nach wie vor Probleme. Er hatte eine Netzhautablösung, ist auf einem Auge fast blind.

Ihre älteren Söhne seien ihr in all der Zeit eine große Hilfe gewesen, sagt Susanne K.. Manuel ist elf, Rafael sechs Jahre alt, und sie gehen tatsächlich sehr fürsorglich mit ihrem Bruder um. Manuel hat, als Jamie aus den Krankenhaus entlassen wurde, extra einen Erste-Hilfe-Kurs gemacht, "ich wollte wissen, wie der Kontrollbildschirm funktioniert. Und was im Notfall zu tun ist", sagt er, "ich hatte Angst um meinen Bruder, dass ihm was passiert".

Jamie (Mitte) kam in der 30. Schwangerschaftswoche auf die Welt. Seine Brüder Manuel (rechts) und Rafael kümmern sich rührend um ihn. (Foto: Catherina Hess)

Susanne K. lebt mit vier Kindern in der Messestadt - und vermisst Giesing, woher sie stammt. Lebensmittel für fünf Personen dort einzukaufen, wenn man wenig Geld und kein Auto hat, das sei nicht einfach, sagt sie. 2018 sollen in der Messestadt Supermärkte eröffnen, aber bis dahin ist es eine lange Zeit. In Giesing gab es einen Penny und eine Lidl in der Nähe. Und Verwandtschaft, die half. Aber so einfach ist das nicht mit dem Umziehen, "bislang zumindest habe ich keine Wohnung dort gefunden", sagt Susanne K..

Also versucht sie, das Beste aus der Situation zu machen und die Wohnung, in der sie mit den Kindern wohl noch eine Zeitlang bleiben wird, so gemütlich wie möglich zu gestalten. Zumal sie ihren Söhnen gern auch etwas zurückgeben würde für die Liebe und Achtsamkeit, mit der die Brüder Jamie begegnen. Manuel und Rafael wünschen sich ein blau gestrichenes Zimmer, so wie es Jamie schon hat. Die Mutter möchte das Zimmer selbst streichen - aber ihr fehlt das Geld für die Farbe. Und sie würde den Brüdern gern ein Stockbett ins Zimmer stellen, damit Platz zum Spielen und für Schreibtische bleibt.

© SZ vom 01.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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