Strafprozess:Vater schüttelt Baby fast tot - acht Jahre Haft

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  • Anfang Dezember 2014 soll der Mann das damals erst zwei Monate alte Kind derart heftig geschüttelt haben, dass es fast gestorben ist.
  • Das Mädchen hat schwerste Hirnverletzungen und wird zeitlebens auf fremde Hilfe angewiesen sein.
  • Nun muss der Vater für acht Jahre ins Gefängnis.

Von Christian Rost

Der junge Vater beschrieb sich als "sanft" im Umgang mit seinem Baby. Die Geburt der Tochter sei ein "Gottesgeschenk" für ihn und seine 20-jährige Frau gewesen, sagte Markus K. ( Name geändert), als ihm am Landgericht München I der Prozess gemacht wurde und er die Vorwürfe zurückwies: Die Staatsanwaltschaft hielt dem 23-Jährigen versuchten Mord vor, weil er Anfang Dezember 2014 das damals erst zwei Monate alte Kind derart heftig geschüttelt haben soll, dass es nur knapp mit dem Leben davonkam und schwer behindert bleiben wird. Am Donnerstag fällte das Schwurgericht sein Urteil: Acht Jahre Haft für den Vater wegen gefährlicher und schwerer Körperverletzung.

Staatsanwältin Nicole Selzam hatte zwölfeinhalb Jahre Haft für Markus K. wegen versuchten Mordes gefordert, Verteidiger Andreas von Máriássy einen Freispruch, weil ja auch die Mutter für die Verletzungen des Kindes verantwortlich sein könnte. Sie hatte sich auf ihr Aussageverweigerungsrecht berufen. Das Gericht unter dem Vorsitz von Michael Höhne ging letztlich nicht davon aus, dass die Mutter ihr Kind geschüttelt hat.

Was der Mann zum Vorfall sagte

Der Vater hingegen war vorher schon aufgefallen, weil er wilde und gefährliche Spiele mit dem Säugling vollführte. Er selbst räumte ein, seine Tochter in die Luft gehoben und sie hin- und hergeschaukelt zu haben. Der Kopf des Kindes baumelte dabei "hoch und runter", so K.

Mit dem Baby im Kinderwagen fuhr er auch über einen Acker und über Bordsteinkanten, damit es durchgeschüttelt wurde. Seiner Tochter habe das genauso gefallen, wie aus zehn Zentimetern Höhe aufs Bett geworfen zu werden, so K. Sachverständige hatten betont, dass das Kind mindestens über 15 Sekunden hinweg zehnmal heftigst geschüttelt worden sein muss.

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Einen Sturz schlossen die Experten als Ursache für die schweren Hirnschäden aus. Bei einer Operation musste dem Kind das Schädeldach abgenommen werden, um den Hirndruck zu reduzieren. Die sehr religiösen Eltern sind fest davon überzeugt, dass ihre Tochter wieder gesund wird. Wenn sie epileptische Anfälle erleidet, deutet das die Mutter als "Lächeln".

Einer Verurteilung wegen versuchten Mordes entging der Angeklagte, weil er laut Urteil von der Tat zurückgetreten war und erste Hilfe geleistet hatte, als das Kind eines Morgens nach Luft rang und in eine Klinik gebracht werden musste. Dort stellten die Ärzte Blutergüsse hinter den Augen des Säuglings fest.

© SZ vom 26.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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