Strafprozess:Schläge statt Sex

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Ein 71-Jähriger verabredet sich über eine Internetplattform mit einem 22 Jahre alten Mann und bestellt ihn in seine Wohnung. Dann geraten die beiden in Streit.

Von Susi Wimmer

Den Abend hatte sich ein 71-jähriger Münchner sicher ganz anders vorgestellt: Er verabredete sich im April vergangenen Jahres über eine Internetplattform mit einem 22 Jahre alten Mann und bestellte ihn in seine Wohnung. Dort sei man wegen unterschiedlicher sexueller Wünsche in Streit geraten, behauptete nun der 22-jährige Rumäne vor dem Landgericht. Laut Anklage soll er daraufhin seinen Freund Iacob S. in die Wohnung bestellt, den Rentner bedroht, geschlagen und ausgeraubt haben. Das Duo entkam mit Bargeld und Schmuck im Wert von 2250 Euro.

Vor Gericht geben der 19 Jahre alte Iacob S. und der heute 23-jährige Daniel P. die Reumütigen. Mit hängenden Köpfen sitzen beide da. Nur einmal grinst Iacob S., seine Lebensgefährtin und seine Schwester im Zuschauerraum kichern. Dass es vor Gericht um schweren Raub in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung geht, scheinen sie nicht zu registrieren.

Stotternd, meist ohne Zusammenhang und mit etlichen Erinnerungslücken schildern die Angeklagten den Tathergang. Die Männer kennen sich aus Rumänien, leben seit einiger Zeit in Sachsen und besuchten laut ihren Angaben im April 2016 einen Freund in Rosenheim. Daniel P. sei bisexuell veranlagt, und da man pleite gewesen sei, soll der Freund diese Internetplattform empfohlen haben, "da kann man schnell Geld machen". Und nach Anmeldung in dem Portal soll sich unter anderem der Münchner gemeldet und 50 Euro für sexuelle Leistungen geboten haben.

Daniel P. sagt, er habe aber nicht "Liebe wie eine Frau" machen wollen. Seinen Schilderungen zufolge ging es wohl darum, wer wen befriedigen sollte. Es sei zum Streit gekommen. Iacob S., der vor der Wohnung des Rentners wartete, kam hinzu. Und als sie den Tresor im Schlafzimmer entdeckten, soll Daniel P. den Rentner gepackt, ihm Nase und Mund zugehalten und zu Boden geworfen haben. Dort soll er ihm auch ein Kissen auf das Gesicht gedrückt haben. Kurzzeitig bedrohte Iacob S. den Mann mit einem Messer, um die Kombination des Tresors zu erpressen, gab aber auf. Daniel P. prügelte und trat auf den Mann ein, dann verschwanden beide mit Bargeld und Schmuck.

Reinhard Köppe, Anwalt des 71-Jährigen, sagte der SZ, sein Mandant habe den Tathergang ganz anders gesehen. Bei der Vernehmung des Geschädigten war die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Die Polizei sicherte nach der Tat Zigarettenkippen und Spuren am Messer. Als Daniel P. im Dezember wegen Diebstahls und anderem vom Amtsgericht Zwickau verurteilt wurde, flog auch die Tat in München auf.

© SZ vom 22.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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