Lärmende Maschine:Ton, Steine, Schienen

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Zwischen Gauting und Westkreuz wühlt sich derzeit eine 650 Tonnen schwere Maschine durch das Gleisbett der S-Bahn. Noch bis Ende Mai werden Anwohner mit den Lärmbelästigungen leben müssen

Von Rainer Rutz, Würmtal

Sie nennt sich ganz schlicht und ergreifend "RU 800 S", doch damit findet die Bescheidenheit auch schon wieder ein Ende. Bis weit über einen Kilometer lang kann das imposante Metall-Monstrum werden, das derzeit zwischen Gauting und Westkreuz in einem einzigen Arbeitsgang vollautomatisch Schienen und Gleisbett der S-Bahn-Strecke reinigt und erneuert.

650 Tonnen wiegt das Ungetüm insgesamt. In einer Stunde schafft die von drei Dieselmotoren mit zusammen mehr als 3000 PS angetriebene Maschine 250 Meter Schiene, allerdings nur bei günstigen Wetterbedingungen, denn bei Frost liegt das Monstrum meist still. Nur ein einziges Exemplar gibt es von diesem Ungetüm in Europa, die Deutsche Bahn muss sich für ihre Arbeiten das technische Wunderwerk vom Hersteller oder einem Spezial-Unternehmen für teures Geld ausleihen.

Im Kern ist die Maschine 177 Meter lang und kann ganz normal mit bis zu 100 Kilometern pro Stunde bewegt werden. Rund 25 Männer bedienen und überwachen das Gerät - in früheren Zeiten, ohne diese Technik, sagt Bahn-Pressesprecher Bernd Honerkamp, brauchte es für die gleiche Arbeit 75 Männer. Tag und Nacht wird gearbeitet, wobei laut Projektleiter Martin Hochstatter darauf geachtet wird, dass die lärmintensiven Arbeiten weitgehend tagsüber erledigt werden.

Für die Anlieger der Haltestellen Gauting, Stockdorf, Krailling, Planegg, Gräfelfing, Lochham und Westkreuz sind die Arbeiten, die bis Ende Mai dauern sollen, aber dennoch durchaus mit Belästigungen verbunden: Das Dröhnen der Motoren und das Rotieren der Schraubblätter, ganz abgesehen von den ständigen schrillen Warn-Signalen, sind bis weit in die Orte hinein zu hören. Zunächst wird das Stück zwischen Planegg und Pasing fertiggestellt, später kommt die Strecke zwischen Gauting und Planegg dran. Genaueres will die Bahn noch bekanntgeben.

Für S-Bahnfahrer gibt es auf der Strecke zwischen Gauting und Pasing bis Ende Mai massive Einschränkungen. Grundsätzlich, sagt Bernd Honerkamp, fährt die S-Bahn nur noch im 40-Minuten-Takt. Denkbar sind, je nach Arbeitslage, aber auch Totalsperren: "Dann allerdings setzen wir Busse ein."

Die Arbeiten sind auch eine logistische Meisterleistung. Über vier Gleise verfügt die Bahn in diesem Gebiet, zwei davon werden erneuert. Das heißt, dass die S-Bahnen und zum Teil auch die Regionalzüge, sich zwei Gleise teilen müssen - kein Wunder, dass dadurch auch schon mal die Pünktlichkeit darunter leidet. Die aufwendigen Arbeiten sind notwendig geworden, weil das Gleisbett und die Schienen im S-Bahnbereich Würmtal veraltet sind, sagt Projektleiter Hochstatter. Allein die Arbeiten in diesem Bauabschnitt zwischen Gauting und Pasing werden knapp fünf Millionen Euro kosten.

Aus der Bevölkerung waren in den vergangenen Tagen mehrfach Beschwerden über nächtliche Ruhestörungen durch die Maschine und die Warn-Geräusche gekommen. Honerkamp erklärt dazu, dass sich die Schwerpunktarbeiten Tag für Tag um rund 250 Meter Richtung Pasing weiterbewegen dürften. Mit anderen Worten: Der Lärm wandert nur ganz, ganz langsam weiter.

Informationen finden sich auch im Internet auf den Webseiten des Münchner Verkehrsverbundes www.mvv-muenchen.de und der Bahn unter www.bahn.de/streckenagent. Zudem werden alle Anwohner per Flugblatt informiert.

© SZ vom 03.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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