Stadtentwicklung:Wörthsee führt Parkautomaten ein

Lesezeit: 2 min

Der Gemeinderat entschließt sich mit knapper Mehrheit zu der Neuerung, weil im Sommer meist alle Abstellflächen rund um den See von den Autos der Badegäste belegt sind. Nur die erste Stunde soll künftig gebührenfrei sein

Von Christine Setzwein, Wörthsee

Es ist das alte Lied. Wenn an schönen Sommertagen die Ausflügler die Ufer der Seen bevölkern, sind alle umliegenden Plätze und Straßen zugeparkt. Nicht nur, dass dann ein Durchkommen kaum mehr möglich ist. Wer im Rathaus Wörthsee etwas zu erledigen hat, findet genauso wenig einen Parkplatz wie der, der nur etwas essen will am See. Alle Stellflächen sind von Autos der Badegäste belegt, manche auch tagelang mit Campingmobilen. Das soll sich jetzt ändern. Der Gemeinderat hat in seiner Sitzung am Mittwoch beschlossen, auf dem Parkplatz hinter dem Rathaus und am Badeplatz Maistraße je einen Parkautomaten aufzustellen.

"Parkraumbewirtschaftung" nennt sich das, was die Freien Wähler (FW) in ihrem Antrag gefordert haben. Da die Gemeinde die öffentlichen Plätze, auch die Badeplätze, kostenfrei zur Verfügung stelle, seien Gebühren durchaus vertretbar, meinte Thomas Bernhard. Seine Vorschläge orientieren sich an den Parkgebühren in Stegen: Dort kostet eine halbe Stunde 50 Cent, die Tageskarte vier Euro. Das gilt künftig auch für Wörthsee, allerdings ist hier die erste Stunde frei. Das ist laut FW unbedingt erforderlich im Hinblick auf die Wiedereröffnung des Strandbads im neuen Augustiner. Wer also nur eine Runde schwimmen will, kann sein Auto eine Stunde lang kostenlos abstellen. Eine Gebühr ist in der Zeit zwischen 8 und 18 Uhr fällig.

Der Gemeinderat war sich keineswegs einig über die Parkautomaten. Allein die Kosten schreckten einige ab. Mit allem Drum und Dran - Kauf, Sockel, Beschilderung, Software, Leerung, Pflege - komme einer auf etwa 10 000 Euro, rechnete Josef Kraus (CSU) vor. "Lohnt sich das dann überhaupt?", fragte sich Klaus Kaplaner (SPD). Paul Grundler (Wörthsee-Aktiv) meinte, Wörthsee brauche unbedingt eine Parkraumbewirtschaftung, allerdings für das gesamte Gemeindegebiet. Florian Tyroller (Grüne) sprach sich für die Automaten aus, weil sie zu mehr Fluktuation führten.

Das sah Arthur Schnorfeil (SPD) ganz anders. "Ich bin dafür, wir lassen alles, wie es ist", sagte er. Weil es zum einen die Probleme nur an wenigen Tagen im Jahr gebe, zum anderen, weil die Leute ohnehin parkten, wo sie wollen, "egal, ob es verboten ist oder mit Abschleppen gedroht wird". Lediglich der Raum um das Rathaus sollte geregelt werden. Bürgermeisterin Christel Muggenthal (SPD) wollte überhaupt keine Automaten. "Ich stimme dagegen", sagte sie, "weil die Leute trotzdem parken, aber viele zahlen müssen." Das Ergebnis war dann auch knapp: Mit acht zu sieben Stimmen ging der FW-Antrag durch.

Einigkeit herrschte dann beim Beschluss über den Antrag von Wörthsee-Aktiv, auch wenn darüber kontrovers diskutiert wurde. WA forderte, dass im Haushalt 2016 Geld für einen Planer eingestellt wird, der ein umfassendes Konzept für den ruhenden und fließenden Verkehr erstellt. "Da kommt doch immer wieder das Gleiche raus", meint Harald Lossau (FW). Seit Jahren beschäftige sich der Arbeitskreis Verkehr mit dem Thema, habe schon viele Vorschläge gemacht. Wozu also noch ein Planer? Auch Schnorfeil sah nicht viel Nutzen darin. "Wir sollten uns keinen Illusionen hingeben, dass sich mit einem Konzept viel ändert."

Doch Bürgermeisterin Muggenthal wies darauf hin, es einen Planer brauche, wenn die Gemeinde ins Programm der Bayerischen Städteförderung und damit an Zuschüsse kommen wolle. Es gehe um Referenzen, Ablauf und Kosten der Maßnahmen. Die Verwaltung wird nun alle Ideen und Vorschläge zum Thema Verkehr an drei Büros geben. Die sollen sich Gedanken machen und sich im Gemeinderat vorstellen, sagte die Geschäftsleitende Beamtin Christa Heintel. Wie hoch die Summe sein wird im Etat 2016, muss ermittelt werden.

© SZ vom 30.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: