Finanzen:Keine Strafzinsen für Sparer

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Kunden der Starnberger VR-Bank müssen keine Abschläge auf ihr Erspartes befürchten.

Von Wolfgang Prochaska, Starnberg

Die VR-Bank Starnberg Herrsching Landsberg wird von ihren normalen Kunden, die bei ihr Geld angelegt haben, keine Strafzinsen verlangen. Das betonte Vorstandsmitglied Thomas Vogl im Rahmen eines Pressegesprächs über die Bilanzzahlen 2016 am Mittwoch. Allerdings müssten jene Institutionen oder Vermögende mit einem Negativzins rechnen, die ihre Gelder allein aus dem Grund bei der VR-Bank erst geparkt haben, um den Strafzins bei anderen Banken zu entgehen. "Wer sein Geld in einem Sparbuch anlegt, hat nichts zu befürchten", betonte der Genossenschaftsbanker.

Dass die Niedrig-Zins-Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) auch der VR-Bank zu schaffen macht, gab Vorstandschef Peter Geuß unumwunden zu. Wie sehr die Genossenschaftler im vergangenen Jahr darunter gelitten haben, zeigt das Zinsergebnis: Es ging von 48,9 auf 45,1 Millionen Euro zurück. "Der deutliche Rückgang ist traurig", meinte Geuß. Auch die großzügigen 5,5 Prozent Zinsen, die Mitglieder der Bank für ihre Einlagen erhalten - allerdings sind nur drei Anteilsscheine zu 300 Euro möglich - stehen auf der Kippe. "Wir werden uns überlegen, ob wir sie nicht den Marktgegebenheiten anpassen müssen", so der Vorstandschef, der das vergangene Jahr mit den Worten "ein anspruchsvolles Jahr" charakterisierte.

Überhaupt ist auch die VR-Bank im Umbruch. Das Stichwort lautet "Digitalisierung". Dies zeigt sich vor allem im veränderten Kundenverhalten. So liegt die Quote bei den Online-Geschäften inzwischen bei 40 Prozent. Wie Vogl beschreibt, werde man die jungen Leute unter 25 Jahren wohl kaum mehr in einer Filiale sehen. Andererseits muss auch der analoge Service für die Senioren aufrecht erhalten werden. "Das ist der Spagat, den wir schaffen müssen." Deshalb hat die Bank nicht nur ihre Angebote und Produkte ausgebaut, auch die Öffnungszeiten sind länger geworden. Beim Online-Banking ist ein 24-Stunden-Service an sieben Tagen möglich, die Mitarbeiter stehen über den zentralen Kundenservice von 8 bis 19 Uhr zur Verfügung und die Bankberater kommen je nach Vereinbarung von 8 bis 20 Uhr ins Haus.

Dass diese Ausrichtung in Richtung Digitalisierung auch innerhalb der Bank Spuren hinterlässt, dürfte klar sein. "Wir überprüfen die Verwaltungskosten und passen die Prozesse an", sagte Vogl. Im Detail heißt dies: Die Mitarbeiter übernehmen das Blumengießen, was vorher eine Firma gemacht hat; sie bedienen auch die Gäste, wenn es ums Feiern geht. Das sind keine hohen Beträge, spart aber im Kleinen auch Kosten. Die VR-Bank wird zwar alle Auszubildende übernehmen, dennoch werden künftig nicht mehr alle Stellen besetzt, wenn diese durch Rente oder Fluktuation frei werden. Ob das Filialnetz, auf das die VR-Banker so stolz sind, auf Dauer in seiner Größe Bestand haben wird, ist auch nicht mehr sicher. "Wir stellen jedes Jahr die Niederlassungen auf den Prüfstand", so Vogl. Es werde Veränderungen geben, meinte Geuß, aber "wann und wie" sei offen. "Wir schauen uns Ende des Jahres die Zahlen an."

Gute Nachrichten gab es auch: Die Kunden sind um 3500 auf 93 500 gestiegen, die Mitgliederzahlen liegen bei 29 500 und das betreute Kundenvolumen stieg zum ersten Mal auf 5,1 Milliarden Euro. Und Geuß glaubt, dass in zwei Jahren die Niedrig-Zins-Phase vorbei sein wird. Das wird nicht nur die Sparer freuen.

© SZ vom 16.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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