Technische Entwicklung:Geschichte hören

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Starnberger Gymnasiasten haben einen Audioguide für das Museum Starnberger See entwickelt. Beim entspannten Schlendern durch das Haus wird die Historie der Stadt noch lebendiger

Von Antonia Gaube, Starnberg

Das Reisen in der Zeit, für Filmemacher und Geschichtenerzähler ein gefundenes Fressen. Die eigenen Vorfahren treffen, die Entstehung längst vergangener Bauwerke miterleben, königliche Schiffe auf dem Wasser beobachten, für viele ein Traum.

Diesmal sind es aber keine stoffsuchenden Drehbuchautoren, sondern zehn Schüler des Starnberger Gymnasiums, die sich auf die Spuren der Vergangenheit ihres Ortes gemacht haben, um im Rahmen eines Projekt-Seminars einen Audioguide für das Museum Starnberger See zu entwickeln. Eine Reporterin, gesprochen von Alicia Looß, nimmt den Museumsbesucher an die Hand und begleitet ihn, während er durch das Museum läuft, wörtlich durch Raum und Zeit.

Zwölf Audioguides des Herstellers Orpheo, die jeweils von zwei Besuchern benutzt werden können, sind das Ergebnis von eineinhalb Jahren P-Seminar. Industrialisierung und Tourismus, Könige und Schifffahrt, berühmte Persönlichkeiten und Objekte, Tradition und Lebensweise sowie die Entwicklung des Museums selbst werden in den 23 Audiodateien, die zusammen eine Länge von 53 Minuten umfassen, erzählerisch in Dialogen beleuchtet.

Viel Freizeit haben die Schüler investiert. Besonders die "Löwenarbeit", das Aufnehmen, das Schneiden und das nachträglichen Einfügen von Hintergrundgeräuschen, für die Valentin Sattler zuständig war, verlangte den 16- bis 18-jährigen Gymnasiasten eine Menge Engagement und Geduld ab. Nun aber ein greifbares Ergebnis in Händen halten zu können, erfüllt die Schüler mit Stolz und lässt sie wohl so manchen langen Tag im Aufnahmeraum vergessen.

Neben den Audiogeräten zeugen noch zwei weitere handfeste Ergebnisse vom Einsatz der Jugendlichen: Nikolaus Petereit designte den Flyer, der fortan in allen kulturellen Zentren der Umgebung für den neuen Audioguide wirbt. Einen Filmclip zum Projekt gestaltete Anastasiia Usacheva. Das kurze Video wird in den kommenden Monaten im Starnberger Kino Breitwand zu sehen sein.

Den Guide gibt es nur in Deutsch. Im Nachhinein gesehen der beste Weg

Zur Vorbereitung auf das Seminar, das die Lehrerin Karma Mörl betreute, besuchten die Schüler die Münchner Pinakotheken und machten sich ein Bild von deren Audio-Konzepten; unter anderem verteilten sie Fragebögen an Besucher. Außerdem nahmen sie an einem zweistündigen Workshop des Bayerischen Rundfunks teil. Exzerpieren und Sprachtraining, beispielsweise der korrekte Einsatz von Pausen oder Betonung, wurden trainiert.

Den Guide für Kinder oder in englischer Sprache zu gestalten, stand zu Beginn des Projekts zur Diskussion. Im Nachhinein seien sie aber froh, sich für den "einfachen", muttersprachlichen Weg entschieden zu haben, gesteht Valeska van Rüth, die gemeinsam mit Laura Grewe die Vorstellung der Ergebnisse am Dienstagnachmittag übernommen hat. Dass sie in der vorgegebenen Zeit fertig geworden sind, liege mit an dieser Entscheidung.

Die Schüler arbeiteten eng mit dem Starnberger Museum zusammen, das auch die Finanzierung der Audiogeräte übernahm. Nicht ganz uneigennützig war die Förderung, natürlich profitiert das Museum enorm von der Neuerung, so die Leiterin Sibylle Küttner. Bei den weiteren Nebenkosten, die im hohen dreistelligen Bereich lagen, halfen dank der Organisation von Kim Bauer die Kreissparkasse sowie die Freunde des Gymnasiums Starnberg.

Professionell wirkt das, was bei dem Projekt herausgekommen ist, allemal. Die verständlichen, selbst recherchierten und verfassten Texte ermöglichen ein entspanntes Schlendern durch das kleine Heimatmuseum. Das Durchlesen großer Infotafeln ist als Ergänzung des Gehörten attraktiv, aber nicht notwendig. Modelle und Ausstellungsstücke können betrachtet werden, während den Betrachter gleichzeitig auf komfortablem Weg Informationen über das zu Sehende erreichen.

Erst seit einem Jahr wohne sie hier, erzählt Grewe, dass sie sich aber jetzt schon sehr gut mit der Geschichte des Ortes auskenne, liege vor allem an diesem Projekt.

© SZ vom 08.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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