Starnberg/Seefeld:Existenz der Seefelder Klinik gefährdet

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Das Lachen ist Wolfram Gum, dem Zweckverbandsvorsitzenden der Klinik Seefeld, inzwischen vergangen. (Foto: Fuchs)

Wenn der Fehlbetrag von 1,5 Millionen Euro nicht schnell ausgeglichen wird, ist das Krankenhaus bald zahlungsunfähig. Man überlegt, ein Strafverfahren gegen den Ex-Geschäftsführer einzuleiten

Von Otto Fritscher und Christian deussing, Starnberg/Seefeld

Die finanzielle Schieflage des Krankenhauses in Seefeld ist möglicherweise noch viel schlimmer als bisher angenommen. "Ich befürchte, dass es sich um einen siebenstelligen Fehlbetrag handeln wird", sagte Landrat Karl Roth am Montagvormittag am Rande der Kreistagssitzung zur SZ. Bislang sei er von einem sechsstelligen Betrag ausgegangen, der zu einem akuten Liquiditätsengpass geführt hat. Zur Zeit liefen allerdings noch die Prüfungen, erste Ergebnisse sollen in einer Sondersitzung des Zweckverbands, der Träger des Seefelder Krankenhauses ist, am heutigen Dienstag bekanntgegeben werden. Ihm gehören der Landkreis und etliche Kommunen im Westen des Landkreises an. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung beträgt der Fehlbetrag rund 1,5 Millionen Euro.

Wie berichtet, soll der Geschäftsführer des Krankenhauses die Bilanzen geschönt haben. Als dies Ende vergangener Woche bekannt wurde, war ihm fristlos gekündigt worden. Für das Krankenhaus ist nun ein akuter Liquiditätsengpass entstanden; die Klinik wäre dem Vernehmen nach in wenigen Wochen zahlungsunfähig, wenn der Fehlbetrag von eineinhalb Million Euro nicht schnell mit einem Sonderkredit ausgeglichen wird.

In der Sondersitzung des Zweckverbands wird auch darüber beraten werden, ob die Staatsanwaltschaft in die Ermittlungen eingeschaltet werden soll, was nach Angaben von Landrat Roth vom Montag bislang noch nicht geschehen ist. Dies sollte nach Ansicht von CSU-Kreisrat Manfred Herz auf jeden Fall geschehen. Herz äußerte in der Sitzung des Kreistags die Vermutung, "dass sich ein so hoher Betrag nicht in ein, zwei Jahren aufbauen kann. Die Verluste und Probleme müssen sich über Jahre angestaut haben." Dies zuzulassen, sei "kriminell". Herz: "Ich bezweifle ganz massiv, dass alles legal war." Noch im Januar dieses Jahres hatte Ex-Geschäftsführer Thomas Deppenkemper die Jahresbilanz für 2014 vorgelegt, die ein Plus von 800 Euro aufwies.

Eine weitere Diskussion wurde nach einem Antrag von Starnbergs Altbürgermeister Ferdinand Pfaffinger abgebrochen. Eigentlich stand nur der Dringlichkeitsantrag von Peter Unger (Grüne) auf der Tagesordnung, zu prüfen, ob das Krankenhaus Seefeld künftig vom Kreisklinikum Starnberg geführt werden kann. Das wurde einstimmig befürwortet. Eine Fusion der beiden Häuser ist damit wieder einen Schritt näher gerückt.

Wolfram Gum, Vorsitzender des Klink-Zweckverbandes und Seefelder Bürgermeister, ist indes fassungslos über das finanzielle Desaster. Er ist maßlos enttäuscht, dass Deppenkemper nicht mit offenen Karten gespielt und die tatsächliche Situation nicht offenbart hat. "Aber nun ist die Sache gegen die Wand gefahren", sagte Gum am Montag. Dabei habe er Deppenkemper als "teamfähigen und stringenten" Verwaltungschef geschätzt. Gum vermutet, dass der frühere Geschäftsführer die Probleme der Klinik verdrängt hatte, um weiterhin im "guten Licht zu stehen". So habe er sogar noch in diesem Jahr positive Zahlen vorgelegt, erinnert sich der Vorsitzende. In Wahrheit ging es aber da schon um die Existenz der Chirurgischen Klink und deren mehr als 150 Arbeitsplätzen.

Gum ist jedoch nicht der einzige, der dem Geschäftsführer vertraute. So war der Diplom-Kaufmann Anfang 2008 unter etlichen Bewerbern einstimmig zum Verwaltungsleiter gewählt worden. Damals kündigte dieser vollmundig an, er wolle die Seefelder Klinik "gut in die Zukunft führen". Und auch später überzeugte er den Zweckverband, weil er die Bilanzen stets plausibel erläutern konnte. Wie man jetzt aber von mehreren Seiten hört, soll Deppenkemper angeblich interne Alarmzeichen missachtet haben. Am Montag war der entlassene Geschäftsführer für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Der Kommunale Prüfungsverband nimmt jetzt auch die Jahresberichte des Seefelder Krankenhauses, die vor 2014 erstellt wurden, unter die Lupe.

© SZ vom 13.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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